1995, als das World Wide Web anfing so richtig zu boomen, hatte Netscape mit seinem Internet Browser (Firefox) einen Marktanteil von rund 80 Prozent – uneinholbar, so schien es. Doch dann investierte Microsoft kräftig in die Entwicklung des Internet Explorers, den es mit dem Betriebssystem koppelte und es so von unter drei Prozent auf über 95 Prozent im Jahr 2003 brachte. Da hatte Netscape den Browserkrieg schon lange verloren geglaubt. 1998 kaufte AOL die Netscape Corporation und das Unternehmen gab den Quellcode für den Netscape Communicator frei – das Mozilla-Projekt war geboren.
Zu diesem Zeitpunkt bestand die Mozilla Suite aus Browser, E-Mail- und News-Komponente, HTML-Editor sowie Chat-Programm. Diese Zusammensetzung blieb einige Jahre lang bestehen. Die Strategie: Mozilla sollte ein Produkt sein, das möglichst alle Bedürfnisse der Internet-Nutzer abdeckte. Dazu entwickelten die Programmierer den Code nicht nur weiter, sondern schrieben Teile von Grund auf neu. Doch 2002 entschlossen sich die Entwickler zu einem neuen Vorgehen.
Nach dem Motto »getrennt marschieren, vereint siegen« wurden die Funktionen der Mozilla Suite auf verschiedene Projekte aufgeteilt. Wenn man mit dem behäbigen Schlachtschiff nicht vorankam, dann vielleicht mit mehreren flinken Schnellbooten. Man versprach sich davon kürzere Startzeiten und geringere Ansprüche an die Systemressourcen. Außerdem konnten die einzelnen Komponenten so schneller und konzentrierter weiterentwickelt werden.
Die E-Mail- und News-Komponente erhielt den Namen Mozilla Thunderbird, die Kalenderfunktion Mozilla Sunbird und der HTML-Editor Nvu. Und der Browser? Klar, das war Mozilla Firefox. Zunächst hieß der Browser allerdings Phoenix, doch weil der us-amerikanische BIOS-Hersteller Phoenix Technologies klagte, wurde der Name in Firebird geändert. Schließlich ist ein Phönix aus der Asche ja auch eine Art Feuervogel. Dummerweise gab es ein anderes Open-Source-Projekt gleichen Namens, so dass nicht einmal ein Jahr später eine erneute Umbenennung nötig war. Namensgeber für den endgültigen Namen war der Rotfuchs, dessen Name, aus dem Chinesischen ins Englische übersetzt, eben Firefox lautet.
Im Jahr der letzten Umbenennung, Ende 2004, wurde die Version 1.0 des Firefox veröffentlicht. Der neue Browser lief nicht nur auf Windows- und Macintosh-Systemen, sondern auch unter diversen Linux-Distributionen und sogar unter Solaris. Damit begann der zweite Browserkrieg, der bis heute läuft.
Die Zeit war einfach reif für einen alternativen Browser. Viele Entwickler von Websites hatten der Versuchung nachgegeben und ihre Seiten nicht mehr nach den Standards des World Wide Web Consortiums (W3C) angelegt, sondern sie auf den Internet Explorer zugeschnitten. Anwender mit anderen Browsern blieben dadurch immer wieder beim Online-Banking oder -Shopping außen vor bzw. wurden gezwungen, den Internet Explorer zu verwenden.
Diese Monokultur hatte eine Menge Nachteile. Da bei fast allen Anwendern das Dreigespann Internet Explorer, Windows und Office aus dem Hause Microsoft installiert war, hatten Virenautoren es leicht, Sicherheitslücken in einem der Programme auszunutzen, um ihre Schädlinge gezielt zu programmieren.
Firefox dagegen konnte von sich behaupten, deutlich sicherer zu sein als der Internet Explorer. Zwar zeigten sich mit zunehmender Verbreitung im Laufe der Zeit auch bei Firefox immer wieder Sicherheitslücken, diese wurden und werden durch die weltweite Gemeinschaft der Entwickler jedoch sehr viel schneller geschlossen als beim Internet Explorer. Auch ist Firefox nicht so eng mit dem Betriebssystem verwoben wie sein Konkurrent und unterstützt keine potenziell gefährlichen Inhalte wie AcitveX. Unbemerkte Downloads lässt Firefox ebenfalls nicht zu. Selbst aktive angeforderte Downloads müssen noch einmal ausdrücklich bestätigt werden. Sicherheit geht eben vor.
Aber es ist nicht nur die Sicherheit, die Firefox‘ Fans begeistert. Der innovative Browser hat viele Vorteile eingeführt, die nun von anderen Browsern nach und nach adaptiert werden.
Tabbed Browsing
Äußerst praktisch, wenn man nicht die Übersicht bei etlichen gleichzeitig geöffneten Browserfenstern verlieren will. Nur ein Browserfenster, viele Internetseiten, säuberlich aufgereiht und in Karteireiter aufgeteilt.
Popup-Blocker
Die Werbeunterbrechungen einfach ausblenden – wie angenehm. Popups werden nur noch durch eine dezente Leiste angezeigt, der Anwender selbst entscheidet, ob er das Fenster sehen möchte oder nicht.
Erweiterungen
Bei Firefox kann jeder selbst über den Funktionsumfang seines Browsers bestimmen. Erweiterungen verwandeln den Browser nach Bedarf in ein FTP-Programm, einen Web-Editor, geben zusätzliche Informationen über Webseiten und machen noch vieles mehr möglich. Und wenn man es sich wieder anders überlegt, ist die Erweiterung ebenso schnell deinstalliert.
Themes
Ebenso einfach wie der Funktionsumfang lässt sich das Aussehen des Browsers verändern. Knapp 200 verschiedene Themes kann der wechselwillige Anwender unter addons.mozilla.org herunterladen und dabei unter Kategorien wie kompakt, modern, Natur etc. wählen.
Integrierte Suchmaschine
Zum Suchen muss niemand mehr auf die Suchmaschinenseite seiner Wahl. Stattdessen wird der Begriff direkt in das Suchfeld des Browsers eingegeben. Und welche Suchmaschine man bevorzugt, kann man sich auch aussuchen. Neben den klassischen Suchmaschinen kann man auch Plugins herunterladen, um Bücher, Filminformationen, DVDs, Gitarrennoten, Rezepte, Nachrichten zu finden, um Auktionen, Wörterbücher und die Wikipedia zu durchsuchen.
Dynamische Lesezeichen
Stellt eine Webseite einen RSS-Feed zur Verfügung, so kann der Firefox-Benutzer per Mausklick ein dynamisches Lesezeichen anlegen, das in der Lesezeichen-Liste wie ein Ordner erscheint, dessen Inhalt sich automatisch aktualisiert.
Privatsphäre
Private Daten löschen – ein extra Menüpunkt im aktuellen Firefox, der die Privatsphäre der Anwender schützt. Auf einen Schlag oder ganz gezielt können Chronik, Formulardaten, Passwörter, Downloads, Cookies, Cache oder gesicherte Verbindungen gelöscht werden.
Und das sind nur einige der Punkte, die Firefox‘ Marktanteil haben rasant anwachsen lassen. Sicherlich hat auch die Open-Source-Herkunft zum Erfolg des Browsers beigetragen. Schließlich ist nicht nur Firefox im Kommen, sondern auch sein E-Mail-Bruder Thunderbird, das Officepaket OpenOffice oder das freie Betriebssystem Linux in seinen diversen Varianten. Ob das nun ein Wiedererwachen des 68er Aufstands gegen das Establishment ist oder nur ein Ausdruck der »Geiz-ist-geil«-Mentalität – auf jeden Fall muss sich der Internet Explorer anstrengen, um weiterhin der Browser Nr. 1 zu bleiben. In Deutschland nutzen inzwischen rund 30 Prozent der Anwender Firefox (laut der Website des französischen Unternehmens xitimonitor.com). Vielleicht gehören Sie ja auch bald dazu.
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