Nachdem Facebook immer wieder einmal für negative Schlagzeilen in Bezug auf den Datenschutz sorgt, reißen die Meldungen nicht ab: Jüngst sorgte das Unternehmen mit der Überwachung der Chatfunktion für Aufsehen, jedoch nicht nur im negativen Sinne. Denn vor allem die Behörden begrüßen die Überwachung zur Prävention von Straftaten. Angeblich hätte die Kontrolle der Benutzer auch schon Früchte getragen und eine Sexualstraftat vereitelt.
Automatischer Wortfilter sucht nach illegalen Inhalten
Die Methode, die von Facebook zur Überwachung der Nutzer eingesetzt wird, kennt man bereits aus diversen anderen Zusammenhängen, beispielsweise von der Suche großer Internet-Auktionshäuser oder auch von der Überwachung von E-Mails. Um potentiell illegale Inhalte aufzuspüren, prüft eine Software automatisch die Inhalte aus dem Chat und den Nachrichten auf spezielle Reizwörter, die auf sexuelle oder strafrechtlich relevante Inhalte schließen lassen. Häufen sich die verdächtigen Schlüsselwörter, so werden die Inhalte an menschliches Personal weitergeleitet, die in jedem Fall dann entscheiden, was weiter zu tun ist. Facebooks Sicherheitschef Joe Sullivan macht aus dieser Überwachung jedoch keinen Hehl, sondern spricht gegenüber Nachrichtendiensten offen über das Kontrollsystem und präsentiert stolz einen Fall, bei dem ein sexuelles Verbrechen verhindert werden konnte. So überwachte man das Chatprotokoll eines 30-jährigen Mannes, der mit einer 13-jährigen über Sex geschrieben hatte und sich nach Schulschluss mit dem Mädchen verabredete. Mitarbeiter des Facebook Sicherheitsteams verständigten jedoch die Polizei und der Mann konnte vor Ort festgenommen werden. Sullivan erklärte dabei, dass auch das soziale Umfeld der überwachten Personen analysiert wird. Bestanden zuvor kein Kontakt, keine gemeinsamen Freunde oder ist der Altersunterschied zu groß, schlägt die Software automatisch Alarm. In dem einen speziellen Fall, in dem ein Verbrechen verhindert werden konnte ist das sicherlich eine gute Sache, in den Millionen anderen Fällen, in denen Schlicht die Privatsphäre verletzt wird wohl eher fragwürdig.
Behörden fordern noch mehr Kontrolle
Die US-amerikanische Behörde, die an dem genannten Fall beteiligt war, zeigte sich begeistert von der Präventionsmaßnahme. Im gleichen Zug machte man allerdings auf die Dunkelziffer von potentiellen Straftaten aufmerksam und forderte eine noch stärkere Kontrolle, um Verbrechen zukünftig noch effizienter verhindern zu können. Zum Schutz der Kinder und Jugendlichen ist der Filter womöglich keine schlechte Angelegenheit, jedoch zeigen die erwachsenen Benutzer alles andere als Begeisterung. Wer beispielsweise eine Fernbeziehung hauptsächlich über Facebook pflegt oder das soziale Netzwerk generell für alle Zwecke nutzt, wird sein „Online-Verhalten“ künftig wohl überdenken müssen, denn wenn die automatische Software Alarm schlägt, dann sind die Nachrichten, die man verschickt eben nicht mehr für nur vier Augen bestimmt.
Facebook auch für deutsche Behörden interessant
Die Überwachung im sozialen Netzwerk zeigt, wie objektiv und zuverlässig die Software als Polizist fungieren kann. Auch für deutsche Behörden ist diese Möglichkeit der Überwachung äußerst attraktiv. Bisher hatte die deutsche Justiz zwar das Nachsehen im sozialen Netzwerk, weil diese in einem Fall keine Einsicht in ein deutsches Facebook Konto erhielt, doch könnte sich dies bald ändern. So sollen die Fahndungsaktivitäten der Justiz in Zukunft auf Facebook ausgedehnt werden. Die Verantwortlichen befinden sich bereits in Gesprächen mit den Betreibern des sozialen Netzwerkes und wollen bis Herbst 2012 eine Lösung erarbeiten.
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