Die Fußballfans erinnern sich noch gut daran: Vor kurzem trat das umstrittene DFL-Sicherheitspapier in Kraft, das die Sicherheit in deutschen Fußballstadien verbessern soll. Neben der Mehrzahl an Befürwortern, gab es auch kritische Stimmen, die eine strengere Überwachung ablehnten. Einer der besonderen Streitpunkte war die ausgedehnte Videoüberwachung in den Stadien. Wie diese künftig aussehen könnte, zeigt eine Entwicklung des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT). Mit der 2. Generation des sogenannten „Vigilant Eye Systems“ soll verdächtiges Verhalten frühzeitig erkannt werden. Ferner liefert das System hochauflösendes Videomaterial, das zur eindeutigen Beweisführung genutzt werden soll.
Keine Chance für Pyro-Chaoten
Das Rückrundenauftaktspiel Leverkusen gegen Frankfurt machte es einmal mehr deutlich: Feuerwerkskörper im Stadion sind ein Problem. Das sieht Hessens Innenminister Boris Rhein nicht anders und fordert daher eine verschärfte Videoüberwachung in den Fußballstadien. Ziel sollte es sein, einzelne Täter verantwortlich machen zu können, was den Vereinen und Fans eine Pauschalstrafe, wie beispielsweise ein Geisterspiel oder hohe Geldstrafen erspart. Kritiker bezweifeln, dass sich durch eine verbesserte Überwachung die Situation entschärft, doch zeigt das Vigilant Eye System des Fraunhofer FIT eine neue Richtung auf, in die es gehen könnte.
So funktioniert das System
Das Vigilant Eye System funktioniert wie folgt: Eine Übersichtskamera beobachtet ein bestimmtes Areal. Über das System sind an diese Kamera, zwei weitere Kameras gekoppelt, die eine manuell ausgewählte Szene des Übersichtsbildes sehr schnell anfahren und aus verschiedenen Perspektiven zoomen können. (Zur Verdeutlichung siehe Bild.) Sind die beiden Zusatzkameras optimal angebracht, so können auch verdeckte Situationen aufgenommen werden, beispielsweise wenn ein Täter frontal durch Fahnen oder andere Besucher verdeckt ist. Die manuelle Steuerung der aktiven Kamera löst dann entsprechend die Bewegung der gekoppelten Komponenten aus.
Technik dem menschlichen Auge überlegen
Das neue System soll nicht nur bei der manuellen Steuerung Tatbestände aus den Zuschauerrängen aufdecken, sondern das Sicherheitspersonal auch aktiv unterstützen. Die Übersichtskamera soll verdächtige Situationen in Echtzeit erkennen und das Personal alarmieren. Der Vorteil des Systems liegt hierbei bei einer deutlich höheren Leistungsfähigkeit als bei dem menschlichen Auge. Denn ein menschlicher Betrachter kann zum einen nur begrenzte Areale der Gesamtfläche beobachten, wobei zum anderen das Auge sehr schnell ermüdet. Das System selbst ist unter anderem auf pyrotechnische Aktivitäten spezialisiert. Wie Dr. Martina Kolesnik, Wissenschaftlerin am Fraunhofer FIT, erklärt, erreicht das System einzigartige Zoomraten, die alle Anforderungen an den Identitätsnachweis und die Videobeweissicherung erfüllen.
Ein bewährtes System
Das Vigilant Eye System steckt nicht mehr in den Kinderschuhen, sondern befindet sich bereits im praktischen Einsatz und konnte sich in der AFG Arena in St. Gallen, Schweiz, unter Realbedingungen erfolgreich bewähren. Neben dem Einsatz in Stadien, könnte das System auch in der Überwachung von Straßen, Gebäuden, Eingangsbereichen oder Parkplätzen eingesetzt werden. Auch dort kann es selbstständig sicherheitsrelevante Situationen erkennen und mit modernster Technik hochauflösend als Beweismaterial sichern.
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