Was hat der Klärschlamm mit der Energiegewinnung zu tun? Nicht viel, möchte man meinen. Es gibt Kohle, Wasser – oder Sonnenkraft und zur Not auch die ungeliebte Atomenergie. Der Klärschlamm hingegen, ein Rückstand der Abwasserreinigung, gehört nicht zu den Dingen, mit denen man sich gerne beschäftigen möchte. Und allein der Gedanke an die anrüchigen Hinterlassenschaften von des Menschen lässt einen unwillkürlich die Nase rümpfen.
Gleiches gilt natürlich auch für die Gülle, die übel riechende, halbflüssige Mischung von Mist und Urin, den Kühe, Pferde und Schweine produzieren. Dabei ist das, was von den Stadtmenschen als Abfall abqualifiziert wird, in der Landwirtschaft ein beliebter Dünger.
Doch: Diese anrüchigen Abfallprodukte können noch mehr – nämlich zugleich für behagliche Wärme in den Wohnzimmern sorgen und möglicherweise sogar die Energieversorgung der Zukunft sein. Wie verwandelt man nun Mist zu Gold, wenn man nicht gerade einen Goldesel sein eigen nennt?
Vom Abfallprodukt zur Biokohle: Klärschlamm
In der Landwirtschaft ist Klärschlamm seit jeher ein traditioneller Dünger, mittlerweile stehen die Landwirte jedoch vor einem großen Problem. Ihnen steht mehr Klärschlamm zur Verfügung, als sie auf ihren Feldern ausbringen dürfen, denn der Schlamm gehört nur auf die Ackerflächen und hat auf Obst- und Gemüseanbauflächen nichts zu suchen.
Jetzt heißt es umdenken, denn der Klärschlamm muss schließlich irgendwo hin. Was läge da näher, als ihn einfach zu verfeuern – denn tatsächlich ist das Abfallprodukt ein hervorragender Brennstoff – wenn man es zuvor „trockenlegt“.
Normalerweise besitzt der Klärschlamm einen Feuchtigkeitsgehalt von 95 %, doch mit effektiven Verfahren kann der Schlamm umweltschonend getrocknet werden, so dass seinem Einsatz als Energielieferant nichts mehr im Wege steht.
Biogasanlagen – die Energie der Zukunft
Und warum der Aufwand, wo sich doch mit fossilen Brennstoffen, wie zum Beispiel Kohle, bequem Energie gewinnen lässt? Zum einen, weil die Brennstoffvorräte endlich sind und zum anderen, weil die so gewonnene Energie die Umwelt belastet und das sogar in so einem Maß, dass mittlerweile selbst große Energiekonzerne zunehmend auf umweltfreundlichen Klärschlamm setzen und ihn als Brennstoff für Biogasanlagen einsetzen.
Tatsächlich lassen sich durch die energetische Nutzung von Klärschlamm gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Der „Abfall“, den das Nutzvieh produziert, verwandelt sich in pure und umweltschonend erzeugte Energie – und zudem wird die Abfallwirtschaft dadurch entlastet.
Kein Wunder also, dass Biogasanlagen, die mit Klärschlamm Energie erzeugen können, von den Energie-Experten als zukunftsträchtiges Projekt betrachtet werden. Und die Feststellung, dass man aus Scheiße Gold machen kann, war wohl niemals treffender als in diesem Zusammenhang.
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