Ab 2011 sollte sie eigentlich an den Tankstellen erhältlich sein: die neue Benzinsorte E10. An vielen Zapfsäulen ist auch schon ein entsprechender Zapfhahn mit dieser Beschriftung vorhanden. Dort steht dann z.B. „Super E10“. Tatsächlich wird dieser Sprit aber statt wie geplant ab 01.01.2011 wohl frühestens im Februar zur Verfügung stehen. Doch was ist das eigentlich für ein neuer Kraftstoff und welche Fahrzeuge können damit betankt werden?
E10 – die neue Formel
Das E im Benzin steht für Bioethanol, die 10 für den Anteil des Bioethanols im Benzingemisch. Bisher war dem Benzin nämlich auch schon Bioethanol beigemischt, doch machte dies nicht mehr als 5 Prozent aus. Nunmehr musste man eine Vorgabe der Europäischen Union erfüllen, bei der es um die Minderung des CO2-Ausstoßes von Fahrzeugen geht. Diese Vorgabe wird mit dem neuen Kraftstoff erfüllt. Bioethanol wird aus zucker- und stärkehaltigen Pflanzen hergestellt, wie Getreide, Mais, Zuckerrüben oder -rohr, also nachwachsenden Rohstoffen. Beim Verbrennen stoßen diese nur den CO2-Gehalt aus, den sie zuvor als Pflanzen aus der Luft gebunden haben.
E10 – Benzin für jedes Auto?
Die klare Antwort lautet: nein. Nicht jedes Fahrzeug verträgt diesen Kraftstoff. Zwar können die meisten Autos mit diesem Sprit fahren, ca. 90 Prozent, doch nutzt einem das gar nichts, wenn man zu den übrigen 10 Prozent gehört. Wer trotzdem E10 tankt, riskiert, dass dieses Benzin die Bauteile angreift. Es könnte sogar zu einem Motorschaden führen. Das ist auch der Grund dafür, dass die Bundesregierung die Kraftstoffanbieter verpflichtet, auch weiterhin Superbenzin mit nur 5 Prozent Anteil an Bioethanol anzubieten, und zwar zeitlich unbegrenzt. Jeder sollte sich also informieren, ob sein Fahrzeug für das neue Gemisch geeignet ist. Mittlerweile wurden hierzu Listen veröffentlicht, die darüber Auskunft geben, oder man erkundigt sich beim Fahrzeughersteller. Im Übrigen sollen nicht nur ältere Fahrzeuge, sondern auch neuere Modelle betroffen sein. Deshalb sollte man auch bei einem Neufahrzeug vorsichtshalber nachfragen.
Kosten des neuen Kraftstoffs
Bei unseren hohen Spritkosten ist natürlich auch interessant, was das neue Benzin denn kosten soll. Da ist man sich noch uneins. Während die Mineralölkonzerne schon vorbauen und ankündigen, dass dieses Benzin teurer werden wird als herkömmliches Superbenzin, meinen z.B. Automobilclubs, es dürfte nicht mehr kosten, da es sonst nicht angenommen wird. Die Mineralölkonzerne argumentieren damit, dass Bioethanol um ca. 50 Prozent teurer ist als normaler Sprit. Erhöht man nun die Beimischung, so steigen die Herstellungskosten. Das führt zu Spekulationen, dass nun allgemein eine Erhöhung der Benzinpreise anstehen könnte, damit das neue E10-Benzin nicht aus dem Rahmen fällt. Was die Kosten weiter in die Höhe treiben könnte, ist die Tatsache, dass der Energiegehalt von Ethanol geringer ist und der Kraftstoff so schneller verbrannt wird. Das bedeutet, dass sich der Benzinverbrauch der einzelnen Fahrzeuge erhöhen wird.
Beitrag zum Umweltschutz
Umweltschützer haben sich sehr kritisch zu dem neuen Kraftstoff geäußert. Zwar ist der CO2-Ausstoß geringer als mit herkömmlichem Benzin, trotzdem wäre die ganze Sache nur eine teure Nullnummer, wenn nicht sogar schädlicher. Durch den höheren Anteil an Biokraftstoff muss natürlich der Anbau von Biomasse erhöht werden, was nur durch zusätzliche Anbauflächen erreicht werden kann. Man spricht dort von bis zu 6,9 Millionen Hektar Flächenbedarf für den Anbau von Biomasse. Das würde beispielsweise weitere Rodung von wertvollen Waldflächen nach sich ziehen, was für das Klima schädliche Folgen hätte.
Immerhin konnte sich die Bundesregierung dazu durchringen, eine Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung zu erlassen. So gibt es beispielsweise keine staatlichen Fördermittel für Biokraftstoffe, die von einstmaligen Regenwaldflächen stammen. Trotzdem bleibt der erhöhte Bedarf an weiteren Anbauflächen und deren Bewirtschaftung ein Problem. Der erhöhte Einsatz von Düngemitteln mit Stickstoffanteilen würde ebenfalls zum Ausstoß klimaschädlicher Gase führen, sodass die angeblich umweltschützende Maßnahme der Einführung von Biosprit wohl doch nur wieder Augenwischerei ist.
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