Im Norden Kanadas dürfen Männer noch Männer sein, denn dort ist es nicht nur eiskalt, nein, dort liegen auch Diamantenmienen inmitten vereister und verschneiter, unzugänglicher Gegenden zu denen keine Straße führt. Doch Materialien und Lebensmittel müssen trotzdem irgendwie dorthin gelangen. Diese Aufgabe ist keine leichte, sondern eine brandgefährliche, die eine große Portion Wagemut erfordert. Doch zum Glück gibt es Männer und Frauen, die genau diesen Mut aufbringen und sich mit tonnenschweren Lastern auf die Eisflächen wagen, um die Mienen mit dem Nötigsten zu versorgen.
Eine Doku erregt Aufmerksamkeit
Gerade bei jüngeren Leuten zählen Fernsehdokumentationen nicht unbedingt zu den beliebtesten Sendungen, die man sich ansieht. Zwar gibt es viele spannende Themen, die teilweise ebenso spannend wie lehrreich aufbereitet werden, doch haftet der Dokumentation einfach das schulische an und bilden wollen sich vor dem Fernseher nur die Wenigsten. Eine Ausnahme machte jedoch die Serie der Ice Truckers, die im Grunde nur den Arbeitsalltag kanadischer LKW-Fahrer schildern. Klingt auf Anhieb sogar für Doku-Fans langweilig, doch beliefern die Trucker ihre Zielorte nicht auf gewöhnlichem Wege, sondern über zugefrorene Seen im Norden Kanadas. Und diese Routen mit tonnenschwerer Last zu befahren ist ebenso aufwühlend wie auch gefährlich, denn nicht selten gibt das Eis einfach nach und die Trucker versinken im eiskalten Wasser, was für die Arbeiter dort Lebensgefahr bedeutet. Die abenteuerliche Dokumentation lief mittlerweile bereits auf verschiedenen Sendern und wurde sicherlich auch schon vielfach eingeschaltet. Doch was hat es mit den Eisstraßen eigentlich genau auf sich?
Der Hintergrund der Eisstraße
Natürlich wird die Eisstraße in der Doku der Ice Road Truckers als etwas Extremes und Besonderes dargestellt, doch wirft man einen Blick in den Norden Kanadas, so sieht man, dass diese gefrorenen Straßen zwar tatsächlich gefährlich, aber nicht unbedingt so außergewöhnlich sind. Ein bekanntes Beispiel ist der Dempster Highway, die Verbindungsstraße zu dem Ort Inuvik im Norden Kanadas. Die 670 Kilometer lange Straße wurde 1979 fertiggestellt und überwiegend mit Kies und Schotter aufgeschüttet, um bei dem ständigen Frost und Schnee zumindest halbwegs entgegen zu wirken. Denn das Fahrverhalten auf dem Dempster Highway ist besonders in den Wintermonaten äußerst tückisch. Aber die Straße ist ohnehin nur die halbe Miete, weil sie zwar nach Inuvik – der größten Stadt nördlich des Polarkreises in Kanadas – führt, jedoch nicht zu den umliegenden Orten, wie Aklavik oder Tuktoyaktuk, die sich rund 160 Kilometer nördlich eines Fluss Deltas befinden und normalerweise nur mit einem Boot oder über die Luft zu erreichen sind. Im Winter, wenn das Delta zugefroren ist, übernehmen die Ice Road Truckers die gefährliche Aufgabe, die Städte mit Lebensmitteln, Medizin und Arbeitsgeräten zu versorgen. Die Fahrer steuern von Inuvik aus nach Norden, um ihre Glück über die Eisstraße zu versuchen. Denn Glück ist manchmal der einzige Faktor, der die Trucker vom eiskalten Wasser unter den unberechenbaren Eisschichten trennt.
Die Routen der Hundeschlitten werden genutzt
Was die Eisstraßen besonders gefährlich macht sind zum einen die Schlaglöcher, die durch gerissenes Eis entstehen und zum anderen die Wetterbedingungen selbst. Häufig bieten Schneestürme kaum Sicht in der menschenleeren Umgebung und der Neuschnee erschwert die Fahrt auf dem Eis zusätzlich. Und haben die Trucker schon einige Kilometer zurückgelegt, wird die Fahrt immer schwieriger, je tiefer man in den Norden vordringt. Die Orte an dem Fluss Delta liegen recht verstreut, sodass sich der Weg teilt und jener in Richtung Tuktoyaktuk über die zugefrorene Fläche der Beaufort Sea führt, eine Strecke, die vor 1981 nur von Hundeschlitten bewältigt werden konnte. Doch seitdem die LKWs die Schlitten ersetzten, sind die Trucks zu den wichtigsten Versorgern der Städte geworden. Denn neben den erwähnten Lebensmittel und der wichtigen Medizin, bringen sie auch Maschinen, Hilfsmittel oder Treibstoff zu den Zielorten und halten die Wirtschaft damit am Leben. Nur ein Beispiel unter den ständig zu versorgenden Arbeitsstandorten sind die Flächen der MGM Energy Corporation, einer kanadischen Firma zur Förderung und Erschließung von Öl und Gas. Nicht zuletzt dadurch wird deutlich, dass ohne die Ice Road Truckers ganze Gemeinden zum Erliegen kämen.
Nur eine Eisstraße von vielen
Die gefrorene Route des Mackenzie River ist eine der bekanntesten Kanadas, gleichzeitig aber auch nur ein von vielen. Die längste Eisstraße der Welt verläuft von dem Ort Tibbit nach Contwoyto und ist ganze 600 Kilometer lang. Dies ist eine der Strecken, an denen diverse Diamantenmienen versorgt werden. Doch sind die Eisstraßen keineswegs nur in Kanada bekannt, sondern auch in Russland, Finnland, Alaska oder Norwegen. Doch so unterschiedlich die Straßen im Einzelnen auch sein mögen: gefährlich sind sie alle.
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