Als Apple (IPhone 3G) vergangenes Jahr sein erstes Handy „iPhone“ vorstellte, stand die Branche Kopf. Endlose Schlangen vor den Telefongeschäften bei Verkaufsstart des iPhones waren allenthalben zu sehen. Auch wenn es einen etwas bitteren Beigeschmack hatte, dass man sich an T-Mobile binden musste, wenn man das schicke, neue Prestigeobjekt haben wollte.
Getrübte Freude beim alten iPhone
Hatte man das Handy seiner Begierde dann in Gebrauch, merkte man schnell, dass auch das iPhone nicht makellos ist: Der Internetzugang war vorerst nur via GSM und WLAN möglich. Das bedeutete, dass Musikdownloads nicht möglich waren. Die eingebaute Kamera besaß im Gegensatz zu Modellen der Konkurrenz keinen Blitz, auch war die Auflösung mit zwei Megapixeln nicht überwältigend.
Als die beiden größten Kritikpunkte stellten sich zum einen die fehlende Synchronisation mit Windows-Computern heraus. Als Betriebssystem nutzt das iPhone nämlich eine angepasste Version des Mac OS X. Zum anderen kann der Akku wie schon beim iPod nicht vom Besitzer ausgetauscht werden, sondern nur vom Hersteller. Das alles konnte aber nicht verhindern, dass das iPhone neue Standards in Puncto Design und Bedienungsfreundlichkeit setzte.
Oft kopiert aber unerreicht: die iPhone Ideen
Viele Hersteller versuchten seit der Markteinführung des ersten iPhone, an dessen Ideen und Konzepte anzuknüpfen. In Anbetracht der Tatsache, dass Apple sich über 200 Geschmacksmuster und Patente nur für dieses Telefon sichern ließ, kein leichtes Unterfangen. Dementsprechend mäßig fällt der Erfolg diverser Anbieter aus, Handys mit Touchscreen zu entwickeln.
Denn der ist eines der auffälligsten Merkmale des iPhone: Statt der herkömmlichen, winzigen mechanischen Tasten lässt man sich eine Tastatur auf dem Display einblenden, das fast die gesamte Fläche des Telefons nutzt. Auf großen Tasten tippt man die gewünschte Nummer oder Nachricht ein, dabei passt sich die Anzeige automatisch vertikal oder horizontal an, je nachdem, wie man das iPhone gerade hält.
Führt man es zum Telefonieren ans Ohr, schaltet sich das Display automatisch ab, damit man nicht durch Berührung Tasten betätigt. An diesem erfolgreichen System wurde für das iPhone 3G auch nichts geändert.
Neue Kleider – das iPhone 3G im neuen Gewand
Optisch hat sich beim neuen iPhone 3G im Vergleich zu seinem Vorgänger nicht viel verändert. In erster Linie fällt auf, dass die Rückseite nicht mehr aus Aluminium sondern aus Kunststoff gefertigt wurde. Diese ist abgerundet und sorgt dafür, dass das iPhone angenehm in der Hand liegt.
Die Änderung des Materials hat aber auch technische Gründe: Da zehn verschiedene Sende- und Empfangsarten in die Antenne integriert sind, kann Metall den Empfang verschlechtern. So kann Quadband GSM/EDGE zur Telefonie, Triband UMTS/HSDPA für schnellen Internetzugang sowie Bluetooth und W-Lan zur Netzwerkanbindung und zu guter Letzt GPS zur Positionsbestimmung optimal genutzt werden. Und Apple hat damit schon mal einen Kritikpunkt am Vorgänger mehr als ausgebügelt.
Besonders beeindruckend ist die Geschwindigkeit, mit der via UMTS bzw. wenn verfügbar HSDPA im Internet gesurft werden kann: Selbst aufwendige Seiten werden schnell aufgebaut. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass der Safari-Browser sofort verfügbar ist und optimal in das System integriert wurde.
Etwas überraschend ist die GPS-Einheit. Fragt man sich zuerst, was das denn soll, ist man doch sehr schnell fasziniert von den Möglichkeiten, die das System zur Positionsbestimmung das iPhone bietet: Kombiniert mit Google Maps kann das iPhone seine Position wesentlich exakter bestimmen, als dies bei herkömmlichen Systemen ist, die lediglich die umliegenden Sendestationen nutzen.
Beim iPhone dienen diese lediglich zur ersten Orientierung, die durch einen großen Kreis auf der Karte angezeigt wird. Im nächsten Schritt stellt die sogenannte A-GPS-Funktion (Assisted-GPS) anhand dieses groben Wertes die zuständigen GPS-Satelliten ein, auf die dann das GPS-Modul zugreift, bis die exakte Position bestimmt ist. Optisch erkennt man diesen Vorgang daran, dass sich der Kreis auf der Karte zu einem Punkt zusammenzieht. Durch die Abstimmung der drei Stufen erfolgt dies binnen weniger Sekunden.
Damit aber nicht genug: Falls keine GPS-Daten verfügbar sind, weil man sich z. B. in einem zu stark abschirmenden Gebäude befindet, werden WLan-Netze zur Ortsbestimmung herangezogen. Dies allerdings unter der Einschränkung, dass die Netze kartographiert sind, was auf viele nicht zutrifft.
Tomtom, der bekannte Hersteller für Navigationssysteme, hat schon erklärt, dass er eine voll funktionsfähige Software zur Navigation mit dem iPhone bereitliegen hat. Bleibt abzuwarten, wann Apple sich dazu durchringt, es in sein Angebot aufzunehmen.
Urlaubsbilder in Google Maps
Eine nette Spielerei ist auch die Kombination aus Kamera und GPS: Knipst man ein Photo, so werden automatisch die GPS-Koordinaten erfasst und zusammen mit der Bilddatei gesichert. Dadurch kann man die Bilder dann auch mit Google Maps verknüpfen. Allerdings stagniert die Kamera immer noch bei schlappen zwei Megapixeln Auflösung, was für brauchbare Bilder nicht wirklich ausreicht.
Wie man in einem ausgiebigen Testbericht auf Spiegel-online lesen konnte, ist die Einfassung des Kameraobjektivs laut Apples Angaben gleichzeitig auch die Antenne. Wenn schon nicht tauglich für Bilder, dann sollte sie doch wenigstens einen anderen Nutzen haben, scheinen sich die Entwickler gedacht zu haben.
Hungrige Funksysteme
Die diversen Elemente des Funksystems haben aber auch einen entscheidenden Nachteil: Sie fressen Unmengen Strom. Surft oder telefoniert man in UMTS-Netzen, so beträgt die Akkulaufzeit laut Hersteller ca. fünf Stunden. Schaltet man diese sogenannten 3G-Funktionen ab und beschränkt sich auf Telefonie via GSM, verdoppelt sich die Laufzeit auf bis zu zehn Stunden.
Sound? Und wie!
Deutliche Fortschritte zeigen sich bezüglich des Sounds. Hier hat Apple nicht nur die Lautsprecher massiv verbessert, was sich sowohl bei Klingeltönen als auch beim Betrachten von Videos oder Abspielen von Musik bemerkbar macht. Man hört endlich mal sein iPhone klingeln.
War beim ersten iPhone noch ein Adapter notwendig, wenn man nicht den Apple-Kopfhörer nutzen wollte, so kann man nun jedes beliebige Modell direkt einklinken.
Die Kompatibilität mit Microsoft-Programmen wurde ebenfalls deutlich verbessert: Eine problemlose Kommunikation mit Microsofts Exchange-Servern von Firmen ist nun möglich. Auch für Privatanwender gibt es einen Exchange-ähnlichen Dienst, der allerdings mit 79 Euro zu Buche schlägt.
Leidiges Thema: der Wechsel vom iPhone zum iPhone 3G
Dies führt auch gleich zu dem unangenehmsten Thema für deutsche iPhone-Freunde: Nutzt man bereits das erste iPhone-Modell und möchte nun direkt das neue 3G haben, wird man vom Magenta-Riesen ordentlich zur Kasse gebeten.
Es werden 15 Euro Ablösegebühr pro Monat restlicher Vertragslaufzeit gefordert. Hat man sich also vor zehn Monaten einen Vertrag mit „altem“ iPhone gegönnt und möchte nun das neue haben, muss man 14 x 15 Euro, also 210 Euro insgesamt zusätzlich zum Preis für das Gerät berappen.
Bedenkt man, dass bei der günstigsten Variante ca. 860 Euro, bei der teuersten Variante 2162 Euro über den gesamte Vertragszeitraum von 24 Monaten anfallen, ist das eher abschreckend. Von T-Mobile wird dies aber als großes Privileg verkauft, denn Käufer anderer Geräte bekommen überhaupt keine Möglichkeit zum Upgrade. Fragt sich nur, ob dies ein Privileg der iPhone Kunden ist oder schon eine Unverschämtheit gegenüber Nutzern anderer Handymodelle.
iPhone 3G gibt’s (fast) nur mit Netlock-Sperre
Da es beim ersten iPhone beliebt war, ein Gerät ohne Vertrag z. B. aus den USA zu bestellen, wurde eine neue Sperre eingebaut, der so genannte Netlock. Dadurch kann man zwar ein iPhone 3G frei kaufen, es aber nur in einem bestimmten Mobilfunknetz nutzen.
Wie schon bei dem SIMlock des ersten iPhones gibt es bereits etliche Angebote von Hackern, um diese Sperre zu umgehen. Auch aus Belgien kann man sich vom Anbieter Mobistar Geräte ohne Sperre kaufen. Dies ist aber sicher nicht im Einklang mit Apples Zielen und insofern wurde auch schon Druck ausgeübt.
Welche der zahllosen Angebote für entsperrte iPhone 3G tatsächlich seriös sind, lässt sich nur schwer sagen. Das Aufspielen einer gehackten Software zur Entsperrung ist in jedem Fall nicht legal, da man dadurch eigenmächtige Änderungen an einem geschützten System vornimmt.
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