Zwei Männer sitzen schweißgebadet in der Mitte eines Boxrings vor einem Spielbrett und konzentrieren sich auf den nächsten Zug. Das Publikum ist so leise, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Doch da ertönt der nächste Gong: Tisch raus, Boxhandschuhe an und schon werden die ersten Schläge ausgetauscht. Was sich hier seltsam anhört, ist nichts anderes, als die noch junge Sportart Schachboxen.
Zwischen Konzentration und rechtem Haken
Alle Amateur- oder Profiboxer sowie alle Schachspezialisten, denen ihre jeweilige Sportart zu langweilig geworden ist, haben hier die einmalige Gelegenheit, körperliche Fitness und strategisches Denken miteinander zu verbinden: Die außergewöhnliche Kombination erfordert nicht nur Durchhaltevermögen, sondern auch blitzschnelles Umschalten und Fokussieren auf seine 16 Figuren.
Ein Niederländer „ist schuld“ an diesem Spektakel
Sein Kampfname lautet „The Joker“, er stammt aus den Niederlanden und zieht eigentlich als Künstler durch die Lande. Der 36-jährige Iepe Rubingh hatte die Idee zum Schachboxen, und er ist gleichzeitig Gründer und Präsident der World Chess Boxing Organisation. Dem kreativen Holländer geht es in erster Linie um den ständigen Wechsel zwischen körperlicher Härte und Aggressionskontrolle.
Die Spielregeln
Ein Kampf läuft über elf Runden, wobei sich je vier Minuten Blitzschach und drei Minuten Boxen abwechseln. Zum Champion wird man durch Schachmatt, Knockout, Aufgabe oder Zeitüberschreitung. Das Spannende für die Zuschauer: Man weiß nie, was zuerst eintritt.
Das müssen Sie mitbringen
Wer sich schon bald im Ring messen möchte, muss neben einer nachweisbaren Boxerfahrung – zumindest auf Amateur-Ebene – eine Elo-Zahl von mindestens 1600 vorweisen können. Die eben genannte Zahl bestimmt die Stärke eines Schachspielers. Die Elo-Zahl des ehemaligen Seriensiegers Kasparow betrug zum Vergleich 2851.
Nicht sehr bekannt und doch schon weit verbreitet
Auch wenn Sie noch nie von Schachboxen gehört haben – mittlerweile wird diese alternative Sportart in Vereinsform von Los Angeles über London und Berlin bis nach Sibirien betrieben. Der deutsche Elite-Polizist und ehemalige Kickboxer Frank Stoldt war zum Beispiel 2007 erster Weltmeister im Halbschwergewicht und unterrichtet heute im Berliner Chess Boxing Club.
Verfügen Sie über eine Boxerfahrung im Amateur-Bereich und bewahren Sie in Stresssituationen einen kühlen Kopf? Dann ab zum Training am Sandsack und am Schachbrett. Vielleicht stehen bzw. sitzen Sie ja schon beim nächsten Großereignis im Ring und starten nach einem harten Uppercut einen gelungenen Angriff mit Ihrem Läufer oder Ihrer Dame.
Fotos: WCBO Yves Sucksdorff ©
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