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Diplomatenausbildung:

Wie wird man eigentlich Diplomat?

Wer auf internationalem Diplomaten-Parkett glänzen will, muss eine harte Ausbildung absolvieren. Karriereschmiede ist die ehemalige Villa Borsig in Berlin.

Ausbildung zum Diplomaten - Deutsche Botschaft im AuslandNeujahrsempfang bei Bundespräsident Gauck, Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano oder bei der Queen – das sind schon festliche Veranstaltungen. Wenn zwischen den schwarz gekleideten Damen und Herren Diplomaten der westlichen Welt die Botschafterinnen und Botschafter aus Afrika und Asien in ihren festlich bunten heimatlichen Trachten fröhliche, heitere Tupfer setzen, wenn sie alle in leichtem Gemurmel in langer Schlange zum Gastgeber vorrücken, ihre guten Wünsche abliefern und bei einem Glas Champagner anschließend Small-talk üben, dann beginnt ein neues politisches, diplomatisches Jahr.

Der Diplomat hat „die Welt als Arbeitsplatz“

Wenn das jährlich wiederkehrende Ereignis im Fernsehen übertragen wird, mag sich mancher junge Mensch wünschen, daran teilnehmen zu können, also Diplomat zu werden. Es klingt ja auch so aufregend interessant, Diplomat zu sein – und dann „als Arbeitsplatz die Welt zu haben“. So jedenfalls heißt der Werbeslogan des Auswärtigen Amtes, das Jahr für Jahr mehrere Dutzend Mitarbeiter für den höheren, den gehobenen, den mittleren Auswärtigen Dienst ausbildet. Das AA macht es so richtig schmackhaft: „New York, Rio, Togo? Eine Karriere auf dem internationalen Parkett? Das bietet eine Laufbahn im Auswärtigen Dienst. Sie lernen die Welt kennen. Sie arbeiten mit interessanten Menschen zusammen, Sie bewältigen anspruchsvolle Aufgaben – wenige Berufe bieten Ihnen so viel Abwechslung und Faszination“. So heißt es auf der Homepage des Auswärtigen Amtes.

Fremdensprachenkenntnisse und robuste Verfassung

Aber das ist natürlich nur die halbe Sichtweise. Denn vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich auch für einen Diplomaten den Schweiß gesetzt. So heißt es in den Werbeschreiben der Dienstsstelle von Guido Westerwelle zwar, „Es erwarten Sie interessante Perspektiven“ – aber dafür fordert das Auswärtige Amt auch eine ganze Menge von den Bewerbern: hervorragende Qualifikationen, soziale Kompetenz, überdurchschnittliche Fremdsprachenkenntnisse und eine robuste Verfassung. Vielleicht wird der Dienstort des angehenden Diplomaten einmal New York sein, Paris, Rom oder Tokio sein, es kann aber auch Bagdad oder ein anderer Ort in einer der vielen Krisenregionen der Welt werden. Denn das muss jeder Interessent wissen: Nach dem so genannten Generalistenprinzip können die Bediensteten des Auswärtigen Amtes an jedem Platz der Welt eingesetzt und mit jeder Aufgabe ihrer Laufbahn betraut werden. Eine Beschränkung auf einen bestimmten Arbeitsbereich oder eine bestimmte Region ist nicht möglich.

Bewerbung nur vor dem 33. Lebensjahr

Wer also eine Karriere als Diplomat im Auge hat und sich auf den nächsten Einstellungstermin zur einjährigen Ausbildung in der Diplomatenschule Berlin-Tegel vorbereitet – Bewerbungen für 2013 sind vom 2. Juli bis 31. Oktober 2012 ausschließlich online über die Homepage des Auswärtigen Amtes möglich – der muss folgende Voraussetzungen mitbringen:

  • Er muss Deutscher im Sinne des Grundgesetzes sein.
  • Er darf am 2. Mai 2009 das 33. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.
  • Er muss ein abgeschlossenes wissenschaftliches Hochschulstudium vorweisen (Abschlüsse an Musik- und Kunsthochschulen sowie die Abschlüsse des Lehramts zur Sekundärstufe I reichen nicht aus. Ein Bachelor-Abschluss ist in keinem Fall ausreichend).
  • Quereinsteiger werden nicht angenommen.
  • Beherrschung der englischen und französischen Sprache (Mindestanforderung). Im Auswahlverfahren kann Französisch durch die UN-Amtssprachen Arabisch, Chinesisch, Russisch oder Spanisch ersetzt werden. Aber spätestens bei der Einstellung sind ausreichende Französisch-Kenntnisse vonnöten.
  • Sehr guter Gesundheitszustand (gegebenenfalls auch der Familienangehörigen).
  • Ein Jahr Vollzeit-Unterricht in der ehemaligen Villa Borsig

Wer den Aufnahmetest des Auswärtigen Amtes besteht, den erwartet ein Jahr Vollzeitunterricht in der Diplomatenschule, die vor zwei Jahren von Bonn-Ippendorf nach Berlin-Tegel umgezogen ist, in das Anwesen der ehemaligen Villa Borsig, das Außenminister Steinmeier bei der Einweihung als den schönsten Campus Berlins gewürdigt hat. Hier stehen Geschichte, Politik, Völkerkunde und Volkswirtschaft auf dem Stundenplan. Wer dieses Jahr erfolgreich überstanden hat, ist aber noch immer kein Diplomat: Nach dieser Ausbildung absolvieren die Teilnehmer ein Jahr lang ein Praktikum im Auswärtigen Amt. Diese Hospitanz soll die künftigen Diplomaten auf ihren Job im Amt vorbereiten. Dann schließlich gibt es eine Laufbahnprüfung – und die besiegelt die Übernahme in den diplomatischen Dienst.

Damit hat der Diplomat aber noch nicht die Einladungskarte für den nächsten Neujahrsempfang. Denn dazu bedarf es der Krönung – als Botschafter seines Landes.

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Über Klaus J. Schwehn

Nach 25 Jahren spannender Tätigkeit als Parlamentskorrespondent in Bonn (Badische Zeitung, Die Welt, Berliner Tagesspiegel) lebe ich heute in Oberitalien. Meine Arbeitsschwerpunkte sind Politik und Gesellschaft in Italien und Deutschland; aber auch Fragen der Europäischen Union.