In einigen Supermärkten sorgen Hinweisschilder an den Zuckerregalen seit Monaten für Erstaunen bei den Kunden: „Abgabe nur in haushaltsüblichen Mengen“ wird da angekündigt, zum Teil wird die gewährte Abgabemenge auch durch genaue Zahlen konkretisiert.
In grenznahen Gebieten im Osten Deutschlands wurden derartige Rationierungen von Zucker zuerst augenfällig, da man dort früh mit dem Phänomen „Zuckerproblem“ konfrontiert wurde: Ein starkes Preisgefälle zwischen Deutschland und Polen löste einen regelrechten Zuckertourismus aus.
Kaum bekannt, aber von großer Wirkung: EU-Zuckermarktordnung
Der Grund für das Ungleichgewicht zwischen dem Weltmarkt und dem in der EU ist eine Verordnung, die den EU-Markt steuert und die selbstregulierenden Kräfte der Marktwirtschaft praktisch aushebelt. Sie legt Importquoten fest, regelt Herstellungsmengen und bestimmt Subventionen und Preise für heimische Zuckerproduktion.
85 Prozent unseres Zuckerbedarfes können wir aus eigener Produktion decken, den Rest müssen wir mit Importen aus Schwellenländern befriedigen. Bisher fuhren wir sehr gut damit und sind dadurch auch vor starken Schwankungen des Zuckerpreises geschützt.
Die Situation auf dem Weltmarkt hat sich geändert
Schlechte Ernten in den Zucker erzeugenden Ländern wie Brasilien und Australien und nicht zuletzt die zunehmende Verwendung von Zuckerrohr zur Herstellung des Treibstoffes Bioethanol ließen die Nachfrage nach Zucker weltweit rasant ansteigen und trieben die Preise dementsprechend in die Höhe.
Innerhalb von drei Jahren kam es etwa zu einer Verdoppelung der Konditionen am Weltmarkt. Für die Zucker erzeugenden Staaten wurde es dadurch wesentlich gewinnbringender, ihre Produkte außerhalb der EU teuer zu verkaufen.
Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) beklagt die bestehenden Beschränkungen, die sich jetzt zum Nachteil für ihre Mitglieder auswirken und drängt auf die Abschaffung der gängelnden EU-Zuckerverordnung. Andere jedoch freuen sich über die derzeitige Situation: Der Südzucker-Konzern freut sich beispielsweise über ein sehr gutes Jahresergebnis, nachdem er „Nichtquotenzucker“ gewinnbringend exportieren konnte.
Position zur Reform der EU-Zuckermarktordnung zum 1. Oktober 2015
Zucker-Knappheit: EU-Regulierung sorgt für Bitterkeit am Markt
Deutschland wird kein Zuckermangelgebiet
Das heißt nun aber nicht, dass wir um unsere Zuckerversorgung bangen müssen. Es ist noch genug von den kleinen weißen Kristallen auf dem Markt. Nur müssen wir uns mit dem Gedanken vertraut machen, dass wir uns von den bisher gewohnten Billigpreisen verabschieden müssen.
Weißer Kristallzucker war bis vor wenigen Generationen noch ein absolutes Luxusgut und wurde mit Respekt behandelt – vielleicht müssen wir uns künftig einfach auch wieder beim Süßen unserer Speisen einschränken und beim Verzehr von Schokolade und Bonbons bewusst sein, dass es sich dabei nicht um unverzichtbare Grundnahrungsmittel handelt. Vielen von uns wird das gesundheitlich sogar gut tun…
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten