Menschen, die im Alter von 65 Jahren in einem wohlhabenden Haushalt leben, haben eine deutlich höhere Lebenserwartung als solche, die mit niedrigem Einkommen auskommen müssen. So lautet das ernüchternde Ergebnis einer aktuellen Studie von DIW-Forschern in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Robert Koch-Institutes (RKI). Für die Untersuchung dienten die Daten einer großen Wiederholungsbefragung des Sozio-oekonomisches Panels (SOEP).
Männer trifft es härter als Frauen
Das unmissverständliche Ergebnis der Studie: Wer im Alter arm ist, lebt auch kürzer und die Herren der Schöpfung sind von diesem Problem noch stärker betroffen als Frauen. Denn wohlhabende Damen leben durchschnittlich dreieinhalb Jahre länger als ärmere Frauen. Bei Männern, die nur wenig Geld zur Verfügung haben, verkürzt sich die Lebenserwartung gar um ganze fünf Jahre. Natürlich wurden auch die Faktoren genauer untersucht, die im Zusammenhang mit der Lebenserwartung und dem Einkommen stehen. „Unsere Studie legt die Interpretation nahe, dass die geringere Lebenserwartung von Frauen in Haushalten mit geringen Einkommen zum Teil mit der psychischen Belastung wegen finanzieller Knappheit sowie mit schwächeren sozialen Netzwerken in Zusammenhang stehen“, erklärt DIW-Forscher Martin Kroh, der die Studie zusammen mit Hannes Neiss vom DIW, sowie Thomas Lampert und Lars Kroll vom Robert Koch-Institut erarbeitet hat. Die geringere Lebenserwartung der Männer erkläre sich dadurch, dass eine „niedrige Bildung und ein körperlich belastendes Arbeitsleben die durchschnittliche Lebenserwartung“ verringere.
Auch Zufriedenheit spielt eine Rolle
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Wie die Forscher herausfanden, spielt die „Einkommenszufriedenheit“ als psychologischer Faktor eine größere Rolle bei der Lebenserwartung. Das heißt, dass besonders Frauen eine niedrigere Lebenserwartung aufwiesen, je unzufriedener sie mit ihrem Einkommen waren. Ebenso auffällig wirkten sich aber auch die sozialen Kontakte auf die Lebenserwartung aus: Frauen, die nur wenig Kontakt zu Nachbarn und Freunden pflegten oder nur selten kulturelle Veranstaltungen besuchten, lebten im Schnitt kürzer als Gleichaltrige mit einem besser ausgebauten sozialen Netz. Bei den Männern stehen den Ergebnissen der Untersuchung zu Folge die Bildung und das Arbeitsleben selbst im Vordergrund. So lebten Arbeiter mit Hauptschul- oder Realschulabschluss im Schnitt kürzer als solche mit Abitur oder Studium. In gleichem Maße gilt dies auch für körperlich anstrengende Arbeit: Wer härter schuftet, lebt demnach kürzer. „Vollständig ließe sich die kürzere Lebenserwartung von Männern mit geringen Einkommen dadurch jedoch nicht statistisch beschreiben“, betont Hannes Neiss. Entsprechend flossen in die Analyse auch Ereignisse aus dem frühen Erwachsenenalter, aus dem Lebenslauf und der Situation im Rentenalter ein, wozu zum Beispiel das Elternhaus zählt, sowie berufliche Belastung, Freizeitaktivitäten oder soziale Kontakte.
Bemühungen müssen noch verstärkt werden
Natürlich hat jeder das Recht auf ein gesundes Altern. Deshalb müsse man nach Ansicht der Wissenschaftler auch für eine Chancengleichheit sorgen. Diese ließe sich beispielsweise durch eine noch bessere Gesundheitsvorsorge in Betrieben erreichen oder auch durch eine weitere Verbesserung des Arbeitsschutzes. Zudem müssen die Präventionsmaßnahmen erhöht werden und Aufklärungskampagnen für Menschen mit geringerer Bildung stattfinden, die das Gesundheitsbewusstsein berücksichtigen.
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