Die Mehrwertsteuer, auch Umsatzsteuer genannt, ist für den Endverbraucher ein ausgesprochen leidiges wie auch teures Übel, dem seitens der zur Kasse gebetenen Bevölkerung nur wenig bis gar keine Akzeptanz beschieden ist. Denn alle Artikel, Produkte und Dienstleistungen, auf die der volle Steuersatz von derzeit 19 Prozent aufgeschlagen wird, reißen tiefe Löcher ins Budget, ohne dafür eine ersichtliche Gegenleistung zu erbringen. Zu den Posten, die von der Härte der Mehrwertssteuer voll getroffen werden, gehören leider auch apothekenpflichtige sowie rezeptpflichtige Medikamente. Das bedeutet im Klartext: Wer etwas für seine Gesundheit tun will oder tun muss, wird erst mal in pekuniärer Hinsicht kräftig zur Ader gelassen. Mit diesem Missstand, der gerade eine weniger gut betuchte Klientel extrem empfindlich trifft, muss endlich mal Schluss sein. Das zumindest fordert jetzt, einmal mehr, die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).
Ein gieriges Gesundheitswesen?
Jeder Kunde, der seine Apotheke mit seinem getätigten Einkauf verlässt, sei es nun eine rezeptpflichtige Arznei oder einfach nur ein frei verkäufliches Mittel gewesen, der reicht satte 19 Prozent des Nettowarenwertes direkt an das Finanzamt durch. Da muss die kritische Frage erlaubt sein, warum der ermäßigte Mehrwertsteuersatz, der für die meisten Lebens- und Genussmittel gilt, nicht auch für Medikamente Anwendung findet. Denn schließlich sind Medikamente ja auch eine Art Lebensmittel; auf jeden Fall sind sie nämlich „Mittel zum Leben“. Warum ein Zuckerlutscher, der Karies ebenso zuverlässig fördert wie Übergewicht, mit lässigen 7 Prozent Mehrwertsteuer über das Kassenband geht, während lebenswichtige Medikamente den Patienten mit 19 Prozent „Märchensteuer“ in die Knie zwingen, ist mit den Gesetzen der Logik jedenfalls nicht zu erklären. Vielleicht aber mit der gnadenlosen Gier des Finanzministeriums. Das mag ein Blick zurück auf das Jahr 2010 erläutern. Denn da spülten alle für Medikamente getätigten Ausgaben die astronomische Summe von unvorstellbaren 4,6 Milliarden Euro in die Staatskassen. Wahrlich ein Betrag, an dem man sich gesundstoßen kann. Zumal die im Namen ihrer Gesundheit gemolkenen Deutschen für das viele Geld noch nicht mal ein „Vergelt’s Gott“ erhalten. Ein Skandal, den Karl-Heinz Resch, Geschäftsführer bei der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, aktuell mal wieder angeprangert hat.
Apotheker gehen auf die Barrikaden
Nicht nur die ABDA, sondern auch die einzelnen Apotheken fordern die Ermäßigung des Steuersatzes für Medikamente von 19 auf 7 Prozent ein. Dadurch würden zum einen die Krankenkassen spürbar entlastet (was eigentlich im ureigensten Interesse des Gesundheitsministeriums liegen sollte), und die Apothekenkunden könnten von günstiger abzugebenden Präparaten unmittelbar profitieren. Dann wäre auch endlich Schluss mit dem unsäglichen Paradox, dass die Kassen deutlich mehr Geld für Mehrwertsteuerforderungen als für die Apothekenleistungen als solche aufwenden müssen.
Geht es denn billiger?
Selbstverständlich. Oder muss es unbedingt sein, dass Deutschland hinter den Dänen und den Bulgaren im EU-Vergleich die dritthöchste Mehrwertsteuer auf Medikamente erhebt, während andere Staaten zum Wohle ihrer Bürger bei Arzneimitteln sogar komplett auf eine Mehrwertsteuerforderung verzichten? Daran könnte man sich doch auch mal bürgernah ein Beispiel nehmen, wenn es darum geht, europaweite Einheitlichkeit anzustreben.
Liebe Politiker! Ihr wollt wirklich mal eine intelligente Gesundheitsreform auf die Beine stellen? Dann wisst Ihr ja jetzt, wie das sofort funktionieren würde.
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten