Vor kurzem hat das „Zentrum für Empirische Pädagogische Forschung“ (zepf) der Universität in Landau eine umfangreiche Befragung unter deutschen Lehrkräften zum Thema „Mobbing“ durchgeführt. Das Ergebnis war dabei durchaus überraschend. Denn die Lehrer sind bei direkten Mobbingattacken in erster Linie keineswegs den Gemeinheiten ihrer Schüler ausgesetzt, sondern werden vorwiegend von den Schulleitern, ihren Kollegen und Eltern der Schüler schikaniert. Die Schülerinnen und Schüler der eigenen Klasse rangieren auf der Mobbing-Rangliste auf dem letzten Platz.
Schüler spielen nur untergeordnete Rolle
Nach Angaben der Umfrage sind 17% der befragten Lehrer von direkten Mobbingattacken durch Schüler betroffen. Dazu zählen körperliche Aggression, verbale Attacken, sowie Beleidigungen und das Ausschließen aus einer Gruppe. Das Internet mit seinen speziellen „Mobbing-Seiten“, die eine Zeitlang kursierten, sowie Social Media oder Youtube Mobbing-Kampagnen spielen eine noch geringere Rolle als angenommen. Nur 1,7% der Lehrer wurden mit Hilfe des Internets oder Handys gemobbt. Einzelfälle wurden bei der Befragung nicht berücksichtigt, sondern nur jene Lehrkräfte, die innerhalb von zwei Monaten von vier oder mehr Mobbingattacken betroffen waren.
Maßnahmen gegen Mobbing helfen
Bei der Auswertung der Befragung wurden vor allem auch die Faktoren untersucht, die das Mobbing beeinflussen können. Dazu zählen unter anderem Fortbildungsmaßnahmen oder ein Verhaltenskodex zum Thema „Mobbing“. In Schulen ohne dergleichen Maßnahmen, sei das Risiko Opfer direkter Attacken zu werden um etwa doppelt so hoch wie an Schulen, die sich mit der Thematik aktiv auseinandersetzen. Weitere Faktoren waren in dem Alter der Lehrkräfte zu finden. Mit Anstieg der Berufsjahre steige auch das Risiko um das 1,56fache, während jüngere Lehrkräfte öfter verschont bleiben.
Vorgesetzte und Kollegen sind nicht so zimperlich
Während sich die Übergriffe der Schüler durchschnittlich in Grenzen halten, können die Vorgesetzten und Kollegen schon deutlich unangenehmer werden. Ganze 54% der befragten Lehrer gaben an, dass sie von ihren Kollegen schlecht gemacht werden. Ebenso 54% gaben an, dass sie sich von ihren Vorgesetzten unter Druck gesetzt fühlen. Jeweils 47% werden beispielsweise im Lehrerzimmer komplett ignoriert beziehungsweise ausgegrenzt. Weibliche Lehrende haben dabei ein um 1,4fach höheres Risiko Opfer zu werden als Männer. Trotz vielfacher Möglichkeiten gegen das Mobbing vorzugehen, werden die meisten Fälle nur familiär oder mit vertrauten Kollegen besprochen und bleiben ohne Konsequenzen. Der Leiter der Befragung, Professor Dr. Reinhold S. Jäger, betrachtet es als Notwendigkeit, dass das Thema nicht totgeschwiegen wird, sondern ganz im Gegenteil schon während des Lehramtsstudiums thematisiert wird. Denn unterm Strich wirkt sich das Klima im Kollegium auch auf die Schüler aus. Deshalb sei ein gutes Klima unter Lehrern wichtig, um auch den Schülern eine förderliche Umgebung zum Lernen und Erzielen guter Leistungen zu ermöglichen.
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