Die Elektronik hat viele Vorteile und beinahe unerschöpfliche Möglichkeiten mit sich gebracht: Fernseher zur Unterhaltung, Handys zur ständigen Erreichbarkeit oder auch Computer für Hobby, Schule und Beruf sind zu unverzichtbaren, alltäglichen Weggefährten des modernen Menschen geworden. Doch was passiert mit den Sachen eigentlich, wenn sie ausgedient haben? Wie sieht es mit dem Recycling der Geräte aus? Mit ihrer Verwertung? Die Sammelstelle des örtlichen Müllentsorgers ist nur eine kleine Zwischenstation für ausgediente Geräte, denn am Ende ihrer Entsorgungsreise wird der ganze Elektroschrott einfach in die Dritte Welt exportiert.
Wohin mit dem Elektroschrott?
Diese Frage hatten sich Hersteller und Entsorger schon vor weit über 20 Jahren gestellt und schnell eine bequeme Antwort gefunden. Der Schrott wurde einfach in Länder der Dritten Welt geschifft und dort zu gewaltigen Müllbergen aufgetürmt. Für die hungernden Menschen in Nigeria oder Kamerun, aber auch für die verarmte Bevölkerung in Teilen Chinas erschloss sich dadurch ein relativ lukratives Geschäftsfeld. Vor allem viele Kinder waren fortan damit beschäftigt die verwertbaren Teile aus den Gerätschaften zu entfernen und diese an Händler zu Spottpreisen zu verkaufen. Auf den ersten Blick schien die Müllentsorgung in die Dritte Welt also noch nicht einmal ganz so schlecht zu sein, doch offenbarte sich die Katastrophe erst auf den zweiten Blick und entfesselte einen unverantwortlichen Skandal. Denn die Berge an Elektroschott verschmutzen nicht nur die Umwelt durch die teils hochgiftigen Inhaltsstoffe, sondern wurden auch für die Menschen, die in den Müllbergen „arbeiteten“ zur tödlichen Gefahr. Kupfer wurde aus den Kabeln geschmolzen, Monitore und Fernseher wurden zum Implodieren gebracht um an Silizium zu kommen und Gold, sowie Silber wurden aus den Leiterplatinen geschmort. Das ganze natürlich unsachgemäß und ohne Schutzmaßnahmen. Die dabei entstandenen Giftstoffe wurden so zur Bedrohung für Leib und Leben, nicht nur für die Menschen vor Ort, sondern auch für jene in den angrenzenden Dörfern. Hinzu kam eine massive Belastung des ohnehin knappen Trinkwassers durch Schwermetalle. Nicht selten starben besonders junge „Müllarbeiter“ schon nach wenigen Wochen oder Monaten an den Folgen schwerer Vergiftungen. An dieser unmenschlichen Art, seinen ungeliebten Müll loszuwerden waren alle Industrieländer beteiligt und als der Missstand zunehmend Missbilligung von Umweltschützern und Menschenrechtlern fand und auch an die Öffentlichkeit getragen wurde, reagierte man im Jahre 1989 mit dem Basler Übereinkommen, welches einen weltweiten Giftstoffhandel und entsprechend die Müllentsorgung in Länder der Dritten Welt regulierte. Das einzige Industrieland, das diese Konvention nicht unterzeichnete waren die USA.
Gesetzliche Grauzone
Während die Vereinigten Staaten also weiter ihren Müll quer über den Globus verschifften und viele Länder, die der Basler Konvention zugestimmt hatten nur einen Umweg ihres Mülls über die USA gingen, verschärfte die EU die Bestimmungen zur Müllentsorgung im Jahre 2003. Um den Müllexport zu unterbinden wurde eine erweiterte Richtlinie erlassen, nach welcher die Hersteller von Elektrogeräten verpflichtet wurden, weggeworfene Geräte zurückzunehmen und diese sachgerecht selbst zu entsorgen. Grundsätzlich ging es dabei um die Sammlung der Geräte und deren Wiederverwertung, beziehungsweise Wiederverwendung durch Reparaturen. Besonders die reparierten Geräte sollten Verwendung im Second Hand Handel finden oder aber als Spende dienen. Als Spende für die Dritte Welt. Wenn man nun eins und eins zusammenrecht, landet der Elektroschrott nun als offiziell Wiederverwendbare Second Hand Ware wieder in der Dritten Welt, unterm Strich wieder auf den Müllbergen und vergiftet weiterhin Mensch und Land. Auch der Teil der EU-Richtlinie, der die verarbeiteten Giftstoffe in den Elektrogeräten einschränken soll, ist dabei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die US-amerikanische Gruppe „Basel Action Network“ engagiert sich enorm gegen die Vermüllung der Dritten Welt, doch ist deren Arbeit mühsam und der „Krieg“ gegen die mächtigen Elektronikkonzerne wirkt wie ein Kampf gegen Windmühlen. Denn die Verschiffung von Müll ist deutlich billiger als eine fachgerechte Entsorgung.
Hoffnung naht, Recycling wird interessanter
Fast. Denn Recycling wird lukrativer. Seit 2010 spricht sich die UNO für ein verstärktes Recycling des Elektronikschrotts aus. Wer nun allerdings das Aufkeimen von Menschlichkeit, Fürsorge und Umweltschutz vermutet, der irrt leider. Gold und Silber sind für die Schreie nach Recycling verantwortlich. Fachleute haben den ungefähren Wert an entsorgtem Gold und Silber errechnet, der in dem entsorgten Schrott schlummert und bei ständig steigenden Edelmetallpreisen zu dem Schluss gekommen, dass der Ertrag aus dem Schrott lukrativer sei als aus vergleichbaren Edelmetallminen. Und kaum veröffentlicht, schießen Recyclingfirmen aus dem Boden, die am inneren Wert des entsorgten Schrotts interessiert sind und diesen nicht mehr wie früher, günstig ins Niemandsland befördern. Sollte sich der Müllexport dadurch wirklich verringern, mag das ein positiver Nebeneffekt sein, aber von einer Rechnung ausgelöst, die vor dem Hintergrund des Müllgeschäftes, sagen wir grotesk wirkt. Die wahre Bezeichnung denkt man sich besser nur.
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