Wer rast so spät durch Nacht und Wind? Es ist die Mutter mit ihrem Kind. So oder so ähnlich lautet immer häufiger die traurige Feststellung, wenn man auf der Straße einen Blick durch den Rückspiegel in das drängelnde Auto hinter einem wirft. Denn Rasen und Drängeln ist längst zum Volkssport geworden und es wäre mittlerweile vermessen, die Raser auf bestimmte Gruppierungen zu reduzieren. Wo früher wirklich überwiegend Führerscheinneulinge, Handwerker oder Geschäftsleute einen Bleifuß auf dem Gaspedal bewiesen, gibt es kaum noch Abgrenzungen und der Rentner tritt ebenso freudig auf die Tube, wie der LKW-Fahrer oder eben die Mütter, die ihre Kinder zur Schule fahren. Rasen scheint „In“ zu sein.
Frustabbau im Straßenverkehr
Dass man beim Autofahren ständig einen anderen Verkehrsteilnehmer im Nacken hat, den die Eile scheinbar besonders erwischt hat, ist keineswegs nur ein subjektives Empfinden. Wirft man einen Blick auf die Statistiken des Kraftfahrt-Bundesamtes, so wird deutlich, dass Falschparken und Rasen zu den häufigsten Vergehen im deutschen Straßenverkehr zählen. Warum so gerne auf das Gas getreten wird – und was dann beinahe zwangsläufig passiert, im Anschluss auch noch der Vordermann in Bedrängnis gerät – ist wohl eher ein Fall für die Psychologen, denn für das Verkehrsamt. Denn mit einem sicheren und entspannten Fahren hat der Geschwindigkeitswahn nicht mehr viel gemeinsam. Lieber wird auch innerorts so richtig Gummi gegeben und von einer roten Ampel zur nächsten gehetzt, denn auch wenn es sich so mancher Raser einbilden mag, wirklich schneller kommt dieser auch nicht durch die überfüllten Straßen der Großstadt. Ein Vorwurf, den die besonders schnellen Gesellen des Öfteren zu hören bekommen ist entsprechend auch jener, dass auf Kosten der Sicherheit anderer wohl hauptsächlich Frust abgebaut werden soll.
Geschwindigkeitsbegrenzungen sind out
Wenn der Vorgesetzte eine Standpauke gehalten hat oder gerne auch nach einem Streit mit dem Ehepartner, wird oft und gerne geheizt, um dem eigenen Ärger Luft zu machen. Die Schilder der Geschwindigkeitsbegrenzungen werden dann schnell zum ignorierten Beiwerk und es wird munter drauf losgerast, in dreißiger Zonen an Schulen und Kindergärten ebenso, wie auf gefährlichen Strecken und auf Landstraße oder Autobahn. Rücksicht ist dann absolut fehl am Platze, denn einem selbst passiert nach eigener Meinung ohnehin nichts, es sind immer nur die anderen, die beim Rasen ums Leben kommen. Das dachte leider schon so mancher, der im Geschwindigkeitsrausch unschuldige Menschen mit in den Tod gerissen hat.
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Härtere Strafen für Raser
Wer innerhalb geschlossener Ortschaften über 70 Stundenkilometer zu schnell fährt, erhält derzeit noch vier Punkte in Flensburg, sowie 680 Euro Strafe und ein Fahrverbot von drei Monaten. Klingt auf Anhieb recht viel, ist es aber nicht, wenn man den Stimmen vieler Kritiker lauscht. Denn Raser sind fast ausnahmslos Wiederholungstäter und nach ein wenig Gejammer über das verlorene Geld und die Tatsache, dass der Wagen ein viertel Jahr in der Garage bleiben muss, kann es im vierten Monat munter weitergehen und es darf wieder weiter gerast werden. Belehrbare Ausnahmen gibt es natürlich immer, doch zeigen auch hier Statistiken, dass es bei Geschwindigkeitsübertretungen selten bei einem Einzelfall bleibt. Denn wer nur 21 bis 25 Stundenkilometer zu schnell unterwegs ist, erhält einen mageren Punkt und 80 Euro Strafe. Macht man sich dabei deutlich, dass in solch einem Falle das Opfer in der dreißiger Zone mit rund 55 Stundenkilometer angefahren werden kann, sinken die Chancen solch einen Unfall unverletzt zu überstehen wohl dramatisch. Doch bis die Strafen bei solch Geschwindigkeitsübertretungen wirklich wehtun und der Täter vielleicht doch zur Vernunft kommt und den Fuß vom Gas nimmt, kann man sich schon einige Male erwischen lassen. Das Traurige an der Sache ist letztlich, dass die meisten das Angebot annehmen, meist noch zornig die Strafe bezahlen und dann munter weiterrasen. Viele vernünftige Fahrer fordern daher deutlich härtere Strafen für Raser und Drängler und das nicht zu unrecht.
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