Zahlen üben eine ganz eigene – und manchmal eigenartige – Faszination auf Menschen aus. Sie können unvorstellbar groß, unvorstellbar klein, unvorstellbar lang sein. Manchmal scheinen sie Unerklärliches erklärbar zu machen, durch die Rationalität und Logik, mit der sie in Verbindung gebracht werden. Zahlen können eine unbegreifliche Welt ein wenig sicherer erscheinen lassen – als könne man sich an ihnen festhalten wie am Handlauf eines Treppengeländers. Worte können verführen, lügen, betrügen, in die Irre führen – doch Zahlen holen uns zurück auf den Boden der Tatsachen. Oder etwa nicht?
Alles voller Stubenfliegen?
Es heißt, ein einziges Paar Stubenfliegen könne so viel Nachwuchs produzieren, dass ganz Deutschland mit einer zwei Meter hohen Schicht bedeckt wäre. Wie viele Fliegen wären das und würde es die bildliche Vorstellung erträglicher machen? Der Blauwal ist bekanntlich das größte Tier auf der Erde, er kann bis zu 200 Tonnen wiegen und 35 Meter lang werden. Dabei erfreut er sich weithin größerer Beliebtheit als die neunzig Prozent aller Tiere, die angeblich nicht die Größe eines menschlichen Fingernagels erreichen. Denn Größe geht nicht einher mit Gefahr – von einer Zecke, oft mit dem bloßen Auge kaum sichtbar, geht für den Menschen eine größere Gefahr aus als vom Blauwal.
Jeder Chinese isst durchschnittlich 100 Gramm Schokolade pro Jahr, in Deutschland sind es acht Kilo. Könnte noch genügend Schokolade produziert werden, wenn auch die Chinesen so ungehemmt zugreifen würden, wo es von denen doch so viele gibt: 1,3 Milliarden könnten es sein, und dabei ist China nur eines von – je nach Definition – bis zu weit über 200 Ländern dieser Erde.
Faszinierende Zahlen für Zahlenliebhaber
Die Bibel ist das meistgelesene Buch der Welt. Oder ist es doch mittlerweile schon Harry Potter? Zumindest in Guantanamo soll Joanne K. Rowling mit den Potter-Büchern das Rennen gemacht haben. Auch die Frage, ob es nun mehr Kombinationen möglicher Spielzüge beim Schach gibt oder aber Atome im Universum, hat schon manch einem Zahlenfreak schlaflose Nächte bereitet. Zahlenliebhaber haben insbesondere auch überdurchschnittlich lange Zahlen lieb. Der Zolltarifcode für Kokain ist noch vergleichsweise überschaubar, er lautet 2939910000. Die Masse der Erde wartet hingegen mit 5.973.600.000.000.000.000.000 Tonnen auf, was schon schwierig ist, in Worten wiederzugeben. Doch was ist das gegen die Nachkommastellen der Zahl Pi? Unendlich viele sind es, und damit ist Pi gut geeignet für ein exzessives Gedächtnistraining. Ein Chinese ist es, der den Weltrekord an auswendig gelernten Nachkommazahlen hält, 67.890 sollen es sein. Ob ihm der niedrige Schokoladenkonsum dabei geholfen hat, sich zu konzentrieren?
Da ist Graf Zahl – der Count von Count – aus der Sesamstraße, ein transsylvanischer Dracula mit einer Vorliebe fürs Zählen. Um den Kindern die Zahlen näher zu bringen, zählt der Count alles, was ihm in die Quere kommt, seien es die Knochen des menschlichen Körpers (etwa 206), die Rotkehlchen im Garten oder aber die Küsschen (jede Menge), die Baby Natascha Oscar, dem Griesgram gibt – so sehr dieser sich auch dagegen wehrt: „Nein nein nein nein, ich mag nicht geküsst werden, bah!“
Eine 8 kaufen …
Ebenfalls mit Zahlen hat es Schlemihl, seines Zeichens etwas windiger Händler in der Sesamstraße. Seine Ware – Buchstaben und Zahlen – hat er sorgsam auf der Innenseite seines Mantels versteckt. „Hey du! Ja, du!“, beginnt in der Regel sein Verkaufsgespräch. Als er Ernie eine 8 verkaufen will, darf niemand das Gespräch mit anhören: „Pssst“, heißt es, wenn Ernie quakig fragt, was er denn mit der 8 um Himmels willen anfangen soll. „Diese 8 ist nämlich sehr nützlich. Du kannst sie bei dir zu Hause an die Wand hängen.“ Wieso? „Das ist doch ganz einfach: Wenn du vielleicht mal vergessen hast, wie viele Arme ein Krake hat!“ Doch alle Tricks und Überredungskünste sollen vergeblich bleiben – Schlemihl zieht mit seiner 8 resigniert von dannen, als Ernie ihm erklärt, dass er gerade zuvor sein ganzes Geld für ein Set Neunen ausgegeben hat…
Auch bei dem südamerikanischen Stamm, der angeblich nur die Zahlen 1, 2 und 3 kennt, würde Schlemihl wohl keinen Blumentopf gewinnen. Die Ureinwohner brauchen keine 8 und keine 9 – sie drücken größere Zahlen mittels eines Blickes völliger Bestürzung aus. Auch im Mathematikunterricht sollen derlei Beobachtungen schon gemacht worden sein.
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