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EU will Zwangssanierung von Wohnhäusern für Klimaschutz

Zwangssanierung durch die EU - Hauseigentümer müssen das Haus noch besser dämmenSelbstverständlich ist es ein wichtiger Aspekt, die Umwelt zu schützen und den Klimawandel durch geeignete Maßnahmen positiv zu beeinflussen. Dass die EU derzeit allerdings Zwangsmaßnahmen plant, um Immobilien an modernste Klimaschutzstandards anzupassen, könnte vielen Hauseigentümern zum Verhängnis werden. Um ganze 80% soll der Energieverbrauch von Immobilien gesenkt werden. Ein Vorhaben, das viel Geld verschlingen wird.

Neue Regelung untergräbt Modernisierungsmaßnahmen

Experten sprechen davon, dass die aktuelle Modernisierung von Immobilien Kosten von mindestens 70.000 Euro verursachen. Wer solch eine Sanierung zum Senken des Energieverbrauches in den letzten Jahren erst durchgeführt hat, mag sich auf der sicheren Seite wiegen, doch sind die neuen Regeln deutlich strenger und hebeln die bisherigen Maßnahmen einfach aus. Rolf Kornemann, der Präsident des Eigentümerverbands Haus & Grund, sieht darin gar eine Bestrafung all derer, die vor kurzem erst gebaut oder ihre Immobilie nach der aktuellen Energiesparverordnung renoviert haben. Doch das EU-Parlament will die Sanierungen vorantreiben – koste es, was es wolle.

Unüberschaubare Kosten für Eigentümer

Der neue Richtlinienentwurf enthält scharfe Kriterien, die bislang kaum ein Haus erfüllen dürfte, auch nicht solche, die erst kürzlich saniert wurden. Vielmehr rechnet man damit, dass umfangreiche Maßnahmen, zum Beispiel zur Dämmung der Häuser, vorgenommen werden müssen. Die Kosten, die dabei entstehen sind im Einzelnen kaum abzuschätzen. Eine Beispielrechnung der Bundesvereinigung Spitzenverbände der Immobilienwirtschaft (BSI) kam für die ausreichende Sanierung eines Hauses aus den 1950er Jahren auf etwa 110.000 Euro, sehr viel Geld also für Umbaumaßnahmen, die weder geplant, noch abzusehen waren. Doch solch ein gigantischer Umbau wird notwendig sein, um die neuen Richtlinien zu erfüllen. Die Bundesregierung legte beispielsweise in der Energiesparverordnung aus dem Jahre 2009 fest, dass ein Haus nicht mehr als 7 Liter Heizöl pro Quadratmeter und pro Jahr verbrauchen dürfe. Dieser Wert wird durch die neue EU-Richtlinie nun auf 1,4 Liter Öl pro Jahr und Quadratmeter gesenkt. Für viele ältere Häuser erfordert dies Umbaumaßnahmen, die sich kaum noch lohnen dürften.

Amortisierung der Umbaumaßnahmen kaum abzusehen

Klimaschutz - Hausbesitzer müssen ihr Haus modernisierenDie neuen Richtlinien belasten vor allem ältere Häuser, bei denen sich ein Umbau erst nach etwa 44 Jahren ausgleichen würde. Dies zeigt eine weitere Beispielrechnung. Denn würden durch den Umbau rund 2.500 Euro pro Jahr an Heizkosten gespart, so dauert es bei Umbaukosten von 110.000 Euro immerhin 44 Jahre, bis sich die Sanierung gerechnet hätte. Rechnet man die Zinsen mit ein, sofern für die Umbaumaßnahmen ein Kredit in Anspruch genommen werden muss, so erhöht sich die Dauer der Amortisierung gar um 16, auf etwa 60 Jahre – für viele Hausbesitzer eine Zumutung. Zwar sollen die neuen Richtlinien mit einer 80%igen Senkung der Energiekosten erst bis zum Jahre 2050 umgesetzt sein, doch soll bis 2020, also gerade mal in 8 Jahren, der Energieausstoß bereits um 20% gesenkt werden. Für viele alte Häuser ist das schon jetzt eine Mammutaufgabe.

Hausbesitzer zeigen sich verhalten

Noch ist die neue Richtlinie der EU nicht abgesegnet, doch hinterlässt alleine das Vorhaben bereits Spuren innerhalb der Bevölkerung. Denn die modernisierten Häuser von Heute, könnten schon morgen ein Fall für eine erneute, teure Sanierung sein. Als Folge sehen viele Hauseigentümer von einer geplanten Sanierung ab und warten, bis die EU-Richtlinie entweder spruchreif oder abgelehnt wird. Bis im Jahre 2013 endgültig über die neue Verordnung entschieden wurde und die einzelnen Länder diese in nationales Recht gewandelt haben, so lange wird es für die Wirtschaft auf dem Sanierungsgebiet und auch für die Umwelt schlecht bestellt sein. Denn wer eine energetische Sanierung vornimmt, solange sich die neue Verordnung noch in der Schwebe befindet, könnte sich ein teures, faules Ei legen. Die Verordnung, die dann ab 2014 gelten wird, könnte die bisherigen Maßnahmen nämlich vollkommen überflüssig machen. Nicht zuletzt deshalb sind die Sanierungen in den vergangenen Jahren auch massiv zurückgegangen. Während 2010 noch gute 850.000 Wohnungen und Häuser saniert wurden, waren es in 2011 gerade einmal noch knappe 300.000, Tendenz weiter fallend. Bleibt abzuwarten, wie sinnvoll die neue EU-Verordnung letztlich sein wird oder ob sie sich allzu schnell als berühmten Schuss in den Ofen entpuppt.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.