In Deutschland leben rund 16 Millionen Menschen allein in ihrem Haushalt – Tendenz steigend. Die Zahlen sind besonders hoch in Großstädten, allen voran Hannover, es folgt Berlin. In jüngeren Jahren wohnen eher Männer allein, in älteren eher Frauen. Im europäischen Maßstab hat Schweden die meisten Alleinlebenden, dann schon kommt Deutschland. Der Berliner Lukas Brosseder ist einer von ihnen. Nach einer Trennung lebt er allein und erfährt hautnah die Nachteile. Gleichzeitig ist er Geschäftsführer einer Partnervermittlung und erfährt daher auch von Berufs wegen die Sorgen und Nöte von Alleinstehenden. Und weil er da Ungerechtigkeiten sieht, möchte er sich nun für alle diese Menschen einsetzen – mit der Single-Initiative.
Für einander einstehen
Der Leitgedanke der Single-Initiative ist eindeutig: Einstehen statt allein stehen. Der Weg dahin ist ganz stringent geplant. Zunächst will die Vereinigung dafür sensibilisieren, dass es Singles gibt und diese Bedürfnisse haben. Erfreulicherweise ist es dabei egal, warum die Menschen alleinstehen – weil sie es gewählt haben oder unfreiwillig nach einer Trennung; ob nun übergangsweise oder für immer. Der nächste Schritt sollen rechtliche Veränderungen sein, denn Singles fühlen sich vom Gesetzgeber manchmal reichlich allein gelassen. Darüber hinaus sind aber auch konkrete Verbesserungen geplant, die über Kooperationen mit der Privatwirtschaft laufen sollen.
Welche Probleme haben Singles?
Der Single-Initiative ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass sie Familien nicht schlechter stellen wollen. Sie sehen aber ein Ungleichgewicht in der Behandlung dieser beiden Lebensformen. In der Gesellschaft ist die Familie das Idealbild, also mindestens Mann und Frau oder besser noch Mann, Frau und Kind. Entsprechend sind deutsche Gesetze auf Familien abgestimmt, auch die Wirtschaft zieht mit. Die rein praktischen Probleme reichen von Einzelzimmerzuschlägen über Großverbraucherpackungen bis hin zur Einstufung in teure Steuerklassen und zu im Verhältnis höheren Mieten und Betriebskosten. Die Idee ist einfach: Wenn sich alle zusammentun und ihre Lage publik machen, dann kann die Gesellschaft das kaum ignorieren. Immerhin wäre das die Meinung jedes Fünften von uns.
Es soll aber nicht nur um finanzielle Belastungen gehen, denn ein Singlestatus geht ja nicht automatisch mit wenig Einkommen einher. Initiativengründer Brosseder möchte auch alleinerziehende Mütter oder ältere Menschen ab 60, die nach dem Tod des Partners alleinstehen, einbeziehen – diesen steht mitunter weniger Geld zur Verfügung als jüngeren Menschen ohne Anhang, ihre Probleme sind aber dieselben. Auf der Homepage oder in den Werbematerialien erscheinen diese Leute aber kaum – die meisten der hier gezeigten Menschen sind zwischen 20 und 40 und stehen offenbar alle in Saft und Kraft.
Es gibt viel zu tun – fangen wir bei der GEZ an
Die seit Beginn des Jahres geltenden neuen GEZ-Gebühren sind der erste Schritt zur Singlegerechtigkeit. Aus der Sicht Brosseders ist es nicht in Ordnung, dass Alleinstehende mit einem oder zwei Geräten nun genau so viel zahlen müssen wie Familien mit unzähligen Empfangsmöglichkeiten. Ob dieses Thema clever ausgewählt ist, darf bezweifelt werden, denn nicht nur Alleinstehende trifft die neue Regelung empfindlich. Auch Menschen, die zuvor nichts bezahlt haben, weil sie weder Radio hören noch Fernsehen schauen, müssen nun zahlen – auch wenn sie weiterhin gar kein Empfangsgerät besitzen. Wohngemeinschaften, die in der Regel ja eher von Singles als von Paaren gebildet werden, finden die neue Regelung aber gut, denn nun müssen sie nicht mehr mehrfach zahlen, obwohl sich alle ein Küchenradio teilen. Gerade dieses Thema ist also äußerst heikel.
Ob die Single-Initiative Erfolg haben wird oder nicht, wird sich zeigen. Wer aber Lust darauf hat, sich für die Belange von Alleinstehenden einzusetzen, ist hier gern gesehen.
Weiterführender Link zum Thema:
Initiative für Singles – Einstehen statt allein stehen
http://www.single-initiative.de/
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten