„Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“ – diesen Satz nehmen immer mehr gestresste Erwachsene beim Wort und satteln in ihrer Freizeit aufs Pferd um.
Reiten wird zunehmend als idealer Ausgleich zum hektischen Berufsleben geschätzt. Die meisten Reitschulen sind auf diesen Umschwung eingerichtet und haben sich teilweise sogar auf die meditative Entspannung hoch zu Ross spezialisiert. Kurz: Wellness im Reitstall ist ein echter Trend.
Pferde sind neben Delfinen und Hunden die beliebtesten Therapietiere. Von ihren schaukelnden Bewegungen, ihrem sanften Wesen und ihrer Gelassenheit profitieren nicht nur autistische und spastisch gelähmte Kinder, sondern auch Erwachsene, die im Berufsalltag kaum mehr Luft holen können oder gar in einem akuten Burnout feststecken.
Das Reiten kombiniert mehrere Facetten, die für die seelische und körperliche Gesundheit eine wichtige Rolle spielen: Zum einen erleben Reiter das beglückende Gefühl, getragen zu werden – sie geben ein Stück Verantwortung ab. Gleichzeitig lernen sie, mit sanfter Strenge und Konsequenz zu führen. Zum anderen betätigen sie sich sportlich und bewegen sich dabei fast immer an der frischen Luft.
Ein weiterer positiver Effekt ist die Tatsache, dass ein Pferd nach hundertprozentiger Aufmerksamkeit verlangt, da es jede Sekunde beachtet und beschäftigt werden muss. Platz für berufliche oder private Probleme gibt es also in diesem Moment nicht mehr – ein Faktor, der die Seele für die Zeit der Reitstunde deutlich entlastet.
Zu guter Letzt setzt kurze Zeit nach dem Reiten eine angenehme Form der Tiefenentspannung ein. Durch die gleichmäßigen, schwebenden Bewegungen des Pferdes lösen sich bei korrektem Sitz Rückenverspannungen, der gesamte Körper wird besser durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. Das fördert die Schlaftiefe und begünstigt die Leistungsfähigkeit am folgenden Tag.
Aller Anfang ist jedoch auch beim Reiten schwer: Das ungewohnte Sitzen im Sattel zieht in den ersten Stunden Muskelkater nach sich; auch erscheint Anfängern ein Pferd zunächst „schrecklich hoch“. Viele moderne Reitschulen sind auf diese Form der Schwellenangst vorbereitet und bieten spezielle Kurse für ängstliche Reiter und blutige Anfänger an. In diesen Kursen werden in der Regel ältere, erfahrene Pferde, die besonders sensibel und verständnisvoll auf Neulinge reagieren, eingesetzt.
Nicht selten tragen diese Pferde in der ersten Longenstunde keinen Sattel, damit der Reiter sich hautnah an die Bewegungen des Pferdrückens gewöhnen kann. Zuvor hat er die Gelegenheit, sich beim Putzen und Pflegen mit seinem Ross vertraut zu machen. Die Pferdeversorgung vor und nach der Reiteinheit nimmt jeweils zirka eine halbe Stunde in Anspruch – Zeit genug, den Alltagstrubel ad acta zu legen und die fast meditative Stimmung eines Pferdestalls auf sich wirken zu lassen.
Das beruhigende Schnauben der Tiere, das Rascheln ihrer Mäuler im Heu, das Fernbleiben von Computern, Handys und Telefonen und die würzige Luft empfinden viele beruflich stark beanspruchte Menschen als wohltuender Ausgleich. Hektik und Nervosität haben bei Pferden ohnehin nichts verloren: Als Fluchttiere verlangen sie nach einem souveränen, behutsamen Umgang, der nur gelingt, wenn ihr Reiter ruhig atmet und seinem Pferd mit einem gesunden Urvertrauen begegnet.
Wer dieses Urvertrauen nicht mehr oder noch nicht hat, kann es in Meditationskursen zu Pferd finden. In diesen Kursen wird nicht nur geritten, sondern auch Bodenarbeit praktiziert. Die Teilnehmer lernen zum Beispiel, ein Pferd zu führen oder durch reine Körpersprache zum Stehen zu bringen – eine intensive, erfüllende Erfahrung, die für frisches Selbstvertrauen sorgt und sich daher auch segensreich auf den beruflichen und familiären Alltags auswirken kann.
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