Die Privatfernsehserie von RTL2 „Extrem schön – Endlich ein neues Leben“ erfreut sich sowohl beim TV-Publikum als auch bei den Protagonisten wachsender Beliebtheit. Sehen wir hier eine begrüßenswerte Abkehr von fotogeshoppten Pseudo-Beauties und einen Trend zu mehr Mitgefühl?
Künstlich ist out, echt ist in
Nicht erst seit der „Kampagne für wahre Schönheit“ weiß man, dass mit professionellen Bildbearbeitungsprogrammen jedes Mauerblümchen zur Königin der Nacht aufgehübscht werden kann. Und wer jemals ein Supermodel ungeschminkt und vor dem Styling gesehen hat, hatte auch schon die Gelegenheit, vom Glauben an die schöne heile Glamourwelt abzufallen. Auch Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller sind es langsam, aber sicher leid, ihre realen Körper dauernd mit aufgearbeiteten Illusionen aus der Computerretorte vergleichen zu müssen.
Die perfektionierte und dadurch auch irgendwie leblos kalte Ästhetik hat scheinbar beim breiten Publikum endlich ausgedient. Jetzt sind ganz normale Leute „wie Du und ich“ gefragt, die unter ganz normalen Problemen leiden, und die ihre körperlichen Mängel mit absolut realistischen Maßnahmen angehen möchten. Denn nur mit solchen echten Sympathieträgern aus Fleisch und Blut kann man sich sofort identifizieren und solidarisch erklären.
Wie Märchen extrem schöne Wirklichkeit werden
Mancher Mensch leidet so sehr unter seinem Körper, dass auch schon mal der Gedanke an einen Suizid hier und da aufblitzt. Meist sind es dann nur die Kinder oder der geliebte Partner, die diese trüben Gedanken wieder verjagen können. Doch das leibliche und seelische Elend bleibt. Wie beispielsweise der zahnlose Mund einer mehrfachen Mutter mit Zahnarztphobie. Oder die schwabbelnde Fettschürze einer Heldin, die zwar 50 kg abgenommen hat, dabei aber leider auch die Spannkraft ihrer Bauchhaut einbüßte. Oder die unförmige Hakennase. Oder die in Thailand gründlich verpfuschte Brustvergrößerung. Beispiele für einen dringenden Handlungsbedarf gibt es mehr als genug.
Und genau hier setzt das private TV-Erfolgsformat extrem schön an. Da kommen plastische Chirurgen auf den Plan, aber auch auf Angstpatienten spezialisierte Dentisten und natürlich Stilberater und Starfriseure jedweder Provenienz. Haben alle ihr Werk verrichtet, kehrt nach sechs bis acht Wochen eine strahlende und vor allem glückliche Schönheit in den staunenden Kreis ihrer Familie und Freunde zurück. Dabei passiert es oft, dass man die Verwandelte erst mal gar nicht mehr wieder erkennt. Und dann fließen natürlich die Glückstränen in Strömen. Wer angesichts dieser berührenden menschlichen Schicksale und deren neu eröffneter Zukunft nicht selbst feuchte Augen bekommt, der darf getrost als herzlos bezeichnet werden.
Es tut einfach menschlich gut, an solchen Schicksalen und deren schlussendlich glücklichen Ausgängen teilhaben zu dürfen. Denn dann sieht man: Kein Problem ist unlösbar, und kein Makel muss für immer bleiben. Für den Entschlossenen gibt es immer einen Weg. Diese reale Botschaft nimmt jeder gerne mit auf den eigenen Lebensweg. Und dreht der nächsten weichgezeichneten makellosen Leinwandschönheit eine selbstbewusst lange Nase.
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