Der ganze Zauber verteilt auf ungewohnt lange zweieinhalb bis vier Stunden. Nicht jedermanns Sache – über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten – aber trotzdem erfreuen sich diese Filme auch im Westen großer Beliebtheit. Tendenz steigend
Der Begriff „Bollywood“ kennzeichnet ursprünglich den Herkunftsort, und nicht ein Genre. Das Wort setzt sich zusammen aus Bombay (dem heutigen Mumbai) und Hollywood. Doch zwischen Bollywood– und Hollywood-Filmen gibt es deutliche Unterschiede: So sind etwa Kuss- und Sexszenen, die in Hollywood-Filmen kaum noch wegzudenken sind, in den eher romantisch angehauchten Bollywood-Filmen nicht oder nur selten zu sehen. Der Grund liegt auf der Hand: In Indien gibt es zahlreiche Religionen, deren Anhänger – Hindus, Moslems, Sikhs, Buddhisten, Jainas, Parsen und Juden – derartige Ein- bzw. Anblicke als unzüchtig ablehnen.
Die bekanntesten Filmstudios in Indien sind Filmalaya und Film City im Norden von Mumbai. Zwischen 500 und 900 Filme werden hier jedes Jahr gedreht. Die ersten Glanzzeiten des Bollywood-Kinos waren die 1960er- und 70er-Jahre. In den 1980ern und frühen 90ern wurden viele Filme gedreht. Um die Jahrtausendwende kriselte es jedoch wegen der zunehmenden Videopiraterie und des Satellitenfernsehens in der indischen Filmindustrie. Doch heute kann man sagen, dass sich Bollywood-Filme auch in Europa zunehmender Beliebtheit erfreuen.
Welche Charakteristika muss ein erfolgreicher Bollywood-Film haben? Dafür gibt es klare Kriterien. So soll ein guter Film die neun so genannten Rasas beinhalten, die schon für die klassische indische Kunst charakteristisch sind: Liebe, Heldenhaftigkeit, Ekel, Komik, Schrecken, Wunder, Wut, Pathos und Friede. Ausgiebige Tanzszenen und auch die Musik sind sehr wichtig – in Indien singt man gern mit, und häufig kommen die Filmsongs schon vor dem Filmstart auf den Markt.
Viele Bollywood-Filme zeigen nicht nur romantische Märchen, sondern geben auch Einblick in die indische Gesellschaft. Konflikte zwischen Jung und Alt, zwischen Traditionen wie Zwangsheirat, Kastensystem und dem modernen Leben – all das fließt auch in diese Filme ein.
Nicht selten werden außerdem bekannte Hollywood-Streifen in Bollywood neu abgedreht (z. B. „Josh“ von der „West Side Story“ oder „Dhoom“ von „The Fast and The Furious“), aber natürlich mit einem unverkennbar indischen Touch.
Damit sich in Indien ein Film rentiert, müssen die Besucher mehrmals ins Kino gehen – am besten mit der ganzen Familie. Darum sind viele Bollywood-Filme jugendfrei oder bereits für Kinder ab 6 Jahren freigegeben.
Bollywood-Filme enthalten, wegen der ungewohnt langen Laufzeit, meistens eine Pause. Die ist auf DVDs aber kaum erkennbar (manchmal wird sie als „Intermission“ gekennzeichnet).
Sehr beliebte und berühmte männliche Bollywood-Stars sind u.a. Abhishek Bachchan, Hrithik Roshan und Shahrukh Khan, der neben seiner Schauspielkarriere auch großen Erfolg als Sänger und Tänzer hat. Die bekanntesten weiblichen Bollywood-Schauspielerinnen sind Kajol, Aishwarya Rai, Rani Mukherji und Kareena Kapoor.
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