Erinnern Sie sich noch an Hercule Poirot und ganz besonders an Miss Marple? Ja, die zwei Roman und Filmhelden haben schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, aber wissen beide noch immer ihre Zuschauer und Leser zu verzücken. Gerade die verquere, vorlaute Miss Marple zog eine Schar an Fans nach sich und es wäre doch außerordentlich schade, wenn die selbsternannte Privatdetektivin in Vergessenheit geraten würde.
Aus dem Geiste von Agatha Christie
Agatha Mary Clarissa Miller wurde 1890 im britischen Torquay geboren. Sie wuchs in gutsituierten Verhältnissen in einer Villa auf und wurde bis zu ihrem 16. Lebensjahr von ihren Eltern unterrichtet. Diese erkannten das schriftstellerische Talent ihrer Tochter sehr früh und förderten die junge Autorin. Bereits mit Elf Jahren veröffentlichte Sie ihr erstes Gedicht in einer lokalen Zeitung. Dennoch entschied sie sich zunächst für ein Musikstudium in Paris, das sie zu Beginn des ersten Weltkrieges allerdings abbrach und als Krankenschwester und später in einer Apotheke arbeitete. Dort machte sie im Übrigen viele Erfahrungen mit Giften, die ihr für ihre späteren Kriminal-Romane sehr hilfreich sein sollten. Ihr erster Roman erschien dann im Jahre 1920, etwa sechs Jahre nach ihrer Hochzeit mit dem britischen Soldaten der Luftwaffe Archibald Christie, mit dem sie eine gemeinsame Tochter hatte.
Bereits der erste Roman handelte von dem belgischen Detektiven Hercule Poirot. Den Durchbruch erlangte Agatha Christie allerdings erst weitere sechs Jahre später im Jahre 1926 mit dem Roman „Alibi“. Von da an nahm ihre schriftstellerische Karriere einen steilen Lauf und verschaffte ihr nicht nur ein gutes Einkommen, sondern auch einen hohen Grad an Bekanntheit weltweit. Privat lief es hingegen nicht ganz so gut. Sie war oft allein, weil sich ihr Mann im Einsatz rund um den Globus befand und dann starb auch noch ihre Mutter, was Agatha in ein tiefes Loch riss, bevor sie nach dem Geständnis ihres Ehemannes um eine Affäre komplett zusammenbrach, kopflos flüchtete und für zehn Tage spurlos verschwunden war.
Nach ihrem Wiederauftauchen raufte sich Agatha Christie zusammen und versuchte sich während einer Reise mit dem Orient Express in den Fernen Osten von Ihren Schicksalsschlägen zu erholen. Diese Zeit prägte sowohl ihre Person als auch ihr Schaffen. In den folgenden Jahren schrieb sie mehrere Romane, heiratete ein zweites Mal, den deutlich jüngeren Archäologen Max Mallowan und schrieb im Jahre 1930 ihren ersten Roman, der sich um die alte Hobbydetektivin Miss Marple drehte. Bis zu ihrem Tod durch einen Schlaganfall im Jahre 1976 schrieb Agatha Christie 66 Romane, sowie weitere Kurzgeschichten und Bühnenstücke, wobei der heimliche Star neben Hercule Poirot die alte Miss Marple war, die in ganzen 13 Romanen ermitteln durfte.
Miss Marple im Kino
Doch auch die Lesemuffel mussten natürlich nicht auf Miss Marple verzichten, sondern durften vier Auftritte der Hobbykriminologin auf der Kinoleinwand genießen, in der die wirklich grandiose Schauspielerin Margareth Rutherford den Verbrechern das Leben schwer machte und durch ihre sympathisch-freche Art viele Fans fand. Agathie Christie war jedoch überhaupt nicht begeistert von den Filmen. Während sich der erste zumindest noch halbwegs an die Romanvorlage hielt, wurden im zweiten und dritten Teil Geschichten von einem anderen Helden der Autorin, nämlich Hercule Poirot, verfilmt und dessen Rolle einfach durch Miss Marple ersetzt. Und damit nicht genug. Eigentlich war Miss Marple in den Romanen eine „ernste“ Detektivin, schlank und kultiviert. Die Filmproduzenten zeichneten dann aber ein ganz anderes Bild. Klein, dick und Vorlaut war die Miss Marple im Film. Für die Schriftstellerin selbst und Liebhaber der Romane sicherlich ein Graus, doch die Filmliebhaber störte das nicht. Und weil die Kinofilme dann auch wirklich zum Kult geworden sind, gibt es hier einen kleinen Überblick.
16 Uhr 50 ab Paddington (1961)
16 Uhr 50 ab Paddington war der erste Kinofilm um Miss Marple. Die alte Lady wird in dem Film Zeuge eines Mordes, den sie von einem Zug aus in einem vorbeifahrenden Zug beobachten konnte. Das Problem ist dann nur, dass keine Leiche gefunden werden kann. Doch so schnell gibt Miss Marple natürlich nicht auf und betreibt ihre eigenen Ermittlungen in dem Fall.
Der Wachsblumenstrauß (1963)
Miss Marple trifft auf den schwerreichen Mister Enderby, als dieser gerade im Sterben liegt. Der behandelnde Arzt stellt einen natürlichen Tod fest, doch die gute Miss Marple glaubt nicht daran und nimmt einmal mehr ihre Ermittlungen auf. Schnell zeigt sich, dass die alte Dame wieder einmal Recht hatte, doch befindet sie sich dieses Mal nicht nur auf der richtigen Fährte, sondern auch in Lebensgefahr.
Vier Frauen und ein Mord (1964)
Auch im dritten Teil der Miss Marple Reihe gibt es natürlich einen Toten und einen Mörder, der auf frischer Tat verhaftet wurde. Miss Marple ist bei der folgenden Gerichtsverhandlung eine, der zwölf Geschworenen. Doch die Privatermittlerin ist von der Unschuld der Verhafteten überzeugt und macht sich eigenmächtig auf die Suche nach dem wahren Täter.
Mörder Ahoi! (1964)
Von ihrem verstorbenen Onkel erbt Miss Marple ein Mandat an der „Stiftung zur Besserung der Jugend“. Ein Vorstandsmitglied der Stiftung kündigt an, ein wichtiges Anliegen vorzutragen und bricht dann tot zusammen. Auch im letzten Kinofilm glaubt Miss Marple natürlich nicht an einen natürlichen Tod und auch hier wird sie Recht behalten. Ob sie den mysteriösen Vorfall aufklären kann?
Echte Kult Klassiker
Klassiker gibt es mittlerweile wie Sand am mehr, aber die Miss Marple Filme bilden noch heute eine kleine Ausnahme. Denn die alte, schrullige Hobby Detektivin hat sich ohne Umwege in die Herzen der Zuschauer gespielt. Und auch wenn Agatha Christie zunächst äußerst unzufrieden mit der freien Umgestaltung ihrer Romane war, fand sie sich damit ab, dass Margareth Rutherford mit ihrer komödiantischen Ader eine echte Sympathieträgerin geworden war, obwohl sie von der Romanfigur so sehr abwich und widmete ihr mit dem Roman „The Mirror Crack’d From Side to Side“ – auf Deutsch unter „Mord im Spiegel“ erschienen – eine eigens auf sie zugeschnittene Geschichte. Und auch wenn das jüngere Publikum heute wahrscheinlich nicht mehr viel mit den schwarz-weiß Filmen um Miss Marple anfangen kann, wurde ihnen hiermit auch Jahrzehnte nach ihren größten Erfolgen noch einmal ein kleines Denkmal gesetzt. Verdient haben sie es nämlich allemal.
Foto: Dame Agatha Mary Clarissa Christie (née Miller)
© estate of Bob Collins / National Portrait Gallery, London
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten