Den blauen Planeten von oben betrachten, Schwerelosigkeit erfahren und nachempfinden, was Astronauten in ihren Raumschiffen fühlen, das wünschen sich viele. Sehnsüchtig schauen sie hinauf zum Mond und versinken in Romanen von Douglas Adams, Isaac Asimov oder Stanislav Lem. Doch mit dem gelungenen Testflug des SpaceShipTwo sind kommerzielle Flüge in greifbare Nähe gerückt und dem Beginn des Weltraumtourismus steht nichts mehr im Weg. Was können wir von diesem SpaceShip erwarten und wie ist der aktuelle Stand?
Private Initiative
Spaceport America ist der beeindruckende Titel des Raumhafens, der in New Mexico in der Nähe von Upham entsteht. Seit der Grundsteinlegung am 19. Juni 2009 baut hier die private Firma Virgin Galactic ein Abflugzentrum, in dem private Flüge in den Weltraum starten sollen. Gründer der Firma und Initiator des Projektes ist Sir Richard Charles Nicholas Branson, englischer Milliardär, der seine finanzielle Karriere als Schallplattenproduzent begann und den vor allem der Vertrag mit Mike Oldfield zu einem reichen Mann machte. Ein breites soziales und ökologisches Engagement zeichnet den leidenschaftlichen Ballonfahrer, Hobbyschauspieler und Besitzer eines Formel-1-Teams aus, der für seine Leistungen 1999 von der englischen Königin zum Ritter geschlagen wurde.
Schwerelos und völlig losgelöst
Nur rund 18 Meter lang ist das SpaceShipTwo, dessen erstes Modell mit dem Namen VSS Enterprise am 22. März 2010 seinen ersten Testflug absolvierte und beim zweiten Start im Oktober auch von den Trägerflugzeugen abgekoppelt wurde, die das Fluggerät auf 13.700 Meter Höhe brachten. Ausgeklinkt wurde die Kapsel dann von den beiden Piloten sicher zur Erde zurück gesteuert und in der Mojave-Wüste in Kalifornien gelandet. Insgesamt dauerte der Testflug ungefähr 25 Minuten. Bei künftigen Flügen wird das Vergnügen aber noch höher hinausgehen: Nach der Trennung von den Trägerflugzeugen wird dann der Raketenantrieb des SpaceShipTwo gestartet und die Kapsel auf 110 Kilometer Höhe ansteigen. Dort wird der Raketenantrieb abgeschaltet, sodass die Passagiere für einige Minuten lang Schwerelosigkeit erleben können.
Kein billiges Vergnügen
Bei einem Ticketpreis von rund 150 000 Euro für einen etwa zweieinhalbstündigen Flug könnten Zweifel aufkommen, ob sich ein derartiges privates Raumfahrtunternehmen denn etablieren kann. Die bereits angezahlten 300 Reservierungen geben aber ein deutliches Signal, dass zahlungskräftige Interessenten vorhanden sind, die gerne auch die nötigen Trainingseinheiten absolvieren. Und da neben den beiden Piloten nur 6 Passagieren pro Flug Platz haben, plant Virgin Galactic bereits den Bau eines zweiten Raumschiffs der SpaceShipTwo-Klasse. Die Vision von Richard Branson ist es, Weltraumflüge in naher Zukunft nicht nur wohlhabenden Auserwählten anbieten zu können, sondern sie auch erschwinglich für Familien zu machen. So stellt sich dann vielleicht schon bald bei der Urlaubsplanung die Frage: Fahren wir dieses Jahr nach Disneyland oder in den Weltraum?
Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Virgin Galactic
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