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Wikingerfest:

Up Helly Aa – Der Feuertanz der närrischen Nordmänner

Einmal jährlich begehen die Bewohner der Shetland Inseln mit dem Up Helly Aa ein 140 Jahre altes Fest in Wikingertradition.

Up Helly Aa - Winkingertradition auf den Shetlands.

Up Helly Aa – Jedes Jahr ziehen die Bewohner der Shetland-Inseln als Wikinger durch die Straßen. Bilder: © Visit Britian

Eigentlich geht es auf den von teilweise kräftigen Winden umtosten Shetland-Inseln eher gemütlich zu. Doch einmal im Jahr legen die Insulaner ihre vornehme Zurückhaltung ab, schlüpfen in Wikinger-Kostüme und feiern ein archaisches Fest im Stile der skandinavischen Vorfahren. Immer am letzten Dienstag im Januar laden die Nordmänner unter den Briten in der Kleinstadt Lerwick zum „Up helly Aa“. So auch am 31. Januar 2012. Ähnlich dem Karneval gehören Verkleidungen, Musik, das eine oder andere Gläschen und das Feiern bis in die Puppen dazu. Immer im Mittelpunkt stehen aber die Bräuche der alten Wikinger.

Up Helly Aa – Brauchtum auf den Shetland-Inseln

In einer Prozession, vergleichbar den Rosenmontagsumzügen, marschieren einige Hundert Feierabendwikinger begleitet von Blas- und Pfeifenmusik durch die Straßen und Gassen von Lerwick. Dabei wirbeln sie furchterregend mit ihren nachgebauten Schwertern und Äxten umher. Angeführt vom „Guizer Jarl“, einer Art ehrenamtlicher Wikingerhäuptling für einen Tag, statten die Nordmänner Schulen, Krankenhäusern und Altersheimen einen Besuch ab. Mit Einbruch der Dunkelheit zünden sie ihre Fackeln an, während im ganzen Ort die Straßenbeleuchtung abgeschaltet wird. Nun nähert sich die Prozession einem ersten Höhepunkt der Feierlichkeiten. Ein in monatelanger Arbeit fabrizierter Nachbau eines Wikinger Langschiffs wird in Brand gesteckt und aufs Meer hinausgeschickt.

Ein Brauch, der an das so genannte Nordische Begräbnis angelehnt ist. Dabei wurden die Anführer nach ihrem Ableben zusammen mit ihrem Schiff eingeäschert. In Lerwick wird dabei jedoch niemand verbrannt. Der „Guizer Jarl“ darf vorher das Boot verlassen, während der Chor der Hobby-Wikinger das uralte Lied „The Norseman´s Home“ intoniert.

Im Anschluss an das „Seebegräbnis“ strömen die Bewohner und Gäste in die Pubs und eigens errichteten Tanzzelte von Lerwick, um die Nacht zum Tag zu machen. Für Kurzweil sorgen dabei immer wieder die Hobby-Wikinger, die in kleinen Gruppen die Veranstaltungen stürmen und mit wilden Tanzeinlagen und Sketchen überraschen.

Entstanden ist die Tradition des „Up helly Aa“ vermutlich im 19. Jahrhundert. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Veranstaltung im Jahre 1870. Einerseits wollten die Bewohner der Shetlands mit dem Festival an ihre skandinavischen Wurzeln erinnern, andererseits zeugt die Veranstaltung von dem Bedürfnis, in den mitunter langen, zähen Wintern auf der Insel der Trostlosigkeit der kalten Jahreszeit etwas entgegenzusetzen.

Ausstellung in der Up Helly Aa-Galeere

Allgemeine Reiseinformationen:
Visit Britain
Dorotheenstraße 54
10117 Berlin

Telefon:
01801-468642

Internet:
www.visitbritain.com/de

Festival und Reise:
www.uphellyaa.org
www.shetlandtourism.com

Wer als nicht Einheimischer ebenfalls gerne dem fulminanten Wikingerfest beiwohnen möchte, muss seinen Urlaub schon so planen, dass er die einzige Chance des Jahres am letzten Dienstag im Januar wahrnehmen kann. Für historisch und kulturell Interessierte des Festes, die nicht unbedingt hautnah an den feucht-fröhlichen Feiern der Neu-Wikinger dran sein müssen, bietet sich aber auch im Sommer die Möglichkeit in den Genuss des Wikingerfestes zu kommen – in der Theorie jedenfalls. Denn während der Sommermonate findet im Schuppen der „Up Helly Aa-Galeere“ eine Ausstellung statt, die kaum Wünsche für wissbegierige Besucher offen lässt. So finden sich beispielsweise unzählige Fotografien aus den vergangenen Feierlichkeiten ebenso in dem Schuppen wie die Wikingerkostüme der vergangenen zehn Jahre. Ergänzt werden die beeindruckenden Ausstellungsstücke von einer Reihe Informationen rund um die Geschichte und den Ursprung des Volksfestes. Und damit neben dem Vergangenen auch das aktuelle Zeitgeschehen nicht zu kurz kommt, wird ein Kurzfilm des jeweils letzten Festes aufgeführt, der sowohl die Vorbereitungen als auch die Feierlichkeiten selbst dokumentiert. Insgesamt bietet die Ausstellung also nicht nur einen Tag bester Unterhaltung durch Wikinger-Tradition, sondern ganz nebenbei auch historisches Wissen und gepflegte, greifbare Kultur.

Doch auch wenn die historischen Wikinger teilweise für ihr brachiales Gebaren bekannt sind, läuft das traditionelle Fest in ganz geordneten und vor allem auch sicheren Bahnen ab. Denn wo die Feierlaune überschäumt, der Alkohol in Strömen fließt und gleichzeitig Feuer eine große Rolle spielt, da sind die Gefahren nicht weit entfernt. Damit diese schon im Keim erstickt werden, wird das Up Helly Aa von einem erfahrenen Komitee gut geplant und inszeniert. Beispielsweise dürfen an den aktiven Teilen des Festes, wie der Prozession oder den Fackelwürfen, nur vertrauenswürdige Personen teilnehmen, die schon mindestens 5 Jahre im Örtchen Lerwick ansässig sind. Das garantiert den Veranstaltern nicht nur Sicherheit für die Besucher aus aller Welt, sondern gibt zudem die beruhigende Gewissheit über die Fähigkeiten der Akteure, die das Up Helly Aa auch nicht langweilig, sondern zum rundherum gelungenen Event werden lassen, wobei das leibliche Wohl der Besucher in jeder Hinsicht sichergestellt wird. So lässt sich unterm Strich wohl guten Gewissens viel Spaß beim modernen Festival der traditionellen Wikinger wünschen.

Literaturtipp:Britannia Kuriosa: Die skurrilsten Veranstaltungen und Wettbewerbe in Großbritannien“ (ISBN 978-3939408048) von Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab (Autoren) . Das Buch ist erschienen im Westflügel Verlag und kostet 14,90€.

Fotos: © Visit Britian

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Über Karsten-Thilo Raab

Nach seinem Anglistik- und Sportstudium arbeitete Karsten-Thilo Raab viele Jahre als Zeitungsredakteur. Seit mehr als zwei Jahrzehnten schreibt er als Journalist und Autor für eine Vielzahl an Zeitungen, Magazinen und Buchverlagen. Karsten-Thilo Raab berichtet als Journalist, Autor und Fotograf in Wort und Bild über Destinationen weltweit, verfasst daneben Glossen und Kolumnen, veröffentlichte rund 60 Reiseführer und Bücher und wirkte an weiteren rund 70 Büchern und Reiseführern mit.