Die Kelten (Frankreich, Elsass) waren da, das Römische Reich hat seine Spuren hinterlassen, man gehörte zu Franken, Schwaben, später zum Deutschen Reich und schlussendlich zu Frankreich. Kaum eine andere Region symbolisiert das territoriale auf und ab europäischer Geschichte so eindringlich wie das Elsass. Wer heute die Grenzen überquert, ahnt kaum noch, dass es hier immer wieder um Leben und Tod ging.
Und seit dem Schengener Abkommen, mit dem die Grenzkontrollen zwischen Frankreich und Deutschland der Geschichte angehören, ist die Distanz zwischen beiden Ländern noch einmal deutlich zurückgegangen.
Wer das Elsass kennenlernen will, kommt natürlich um Straßburg – eine der europäischen Hauptstädte – nicht herum. Mit ca. 270 000 Einwohner die größte Stadt (Platz 2: Mulhouse mit 110 000) des Elsass, besitzt sie seit 1988 den Status des Weltkulturerbes. Wahrzeichen ist ihr in knapp 300 Jahren erbautes Münster, der davor gelegene Platz gehört zu den schönsten in Europa.
Gern besucht wird auch das sogenannte Gerberviertel mit seinen Fachwerkhäusern. Das deutsche Kaiserreich hat seine Spuren unter anderem mit dem Bahnhof, dem Palais du Rhin und der Sternwarte hinterlassen. Freunde zeitgenössischer Architektur sollten den von Zaha Hadid gestalteten Parkplatz in Hoeneim nicht übersehen, dafür gab es 2003 den Mies van der Rohe-Preis für Europäische Architektur. Das Parlament und der Sitz des Europarates ist für gute Europäer natürlich ebenfalls eine Stipvisite wert.
In dieser Region hat man auf vielen Gebieten schon eine Zusammenarbeit zwischen Deutschland, der Schweiz und Frankreich forciert, als das Thema Europa noch gar keines war. Ausdruck dafür ist unter anderem der trinationale Flughafen Basel- Mühlhausen-Freiburg. Die deutsche Sprache wird in vielen Schulen als Fremdsprache gelernt, ist allerdings eher bei der älteren Generation präsent. Die Jugend kommuniziert auf Französisch.
Wer eine etwas kleinere Dosis Elsass genießen will, dem sein ein Aufenthalt in Colmar ans Herz gelegt. Colmar liegt relativ flach und hat viele sehr schöne Bauten aus Mittelalter und Renaissance zu bieten. Das „Maison des Tetes“ wird an seiner Fassade von mehr als 100 Köpfen verziert. Auch einen Gang durch Petise Venise, übersetzt „Klein Venedig“, ist ganz sicher lohnenswert.
Bergfreunde streben natürlich in den Vogesen nach dem Gipfel. Die höchste Erhebung ist der Grand Ballon (zu Deutsch: Großer Belchen) bei Guebwiller. Er bringt es auf 1.424 Meter Höhe. Die Vogesen lassen sich dank guter Infrastruktur sehr gut erwandern.
Selbstverständlich war man erst richtig im Elsass, wenn man hier gegessen hat. Ob Spitzenrestaurant oder Auberge: wenn man den Kulturstand einer Gegend an der Genussfähigkeit seiner Einwohner festmachen würde, dann könnte kaum eine Region mit dem Elsass mithalten. Ob klassischer Flammkuchen, Quiche Lorraine oder für die Kuchenliebhaber ein Gugelhupf: Es schmeckt wirklich einzigartig gut. Und da die elsässischen Weine ebenfalls Spitzenprodukte sind, lohnt es sich um so eher auf die elsässische Küche ein elsässisches Gästebett folgen zu lassen.
Wer spirituell etwas zulegen möchte, dem sei noch der Marienwallfahrtsort Les Trois Epis empfohlen. In diesem Höhenluftkurort ist im Jahr 1491 Maria mit drei Ähren gesichtet worden (und einem Hagelkorn), was bei rechter Lebensweise reiche Ernte oder bei Nichterfüllung Sturm und Verderben bedeuten soll. Das Elsass war eben schon immer ein Ort sehr grundsätzlicher Entscheidungen.
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