Wenn der Fernsehsender RTL in Nachrichten- und Sondersendungen über aktuelle Kriege und Krisen, Ausschreitungen und Terror berichtet, ist es meist eine Frau, die mit dem Mikrofon in der Hand inmitten der Geschehnisse zu sehen ist: Antonia Rados. Die Österreicherin hat sich Respekt und Anerkennung mit ihrer präzisen und authentischen Krisenberichterstattung verdient. Hier ist ein Portrait dieser beachtenswerten, mutigen Frau.
Von der Politikwissenschaft zum Journalismus
Schon mit ihrem Studium der Politikwissenschaften in Salzburg und Paris legte die am 15. Juni 1953 im österreichischen Klagenfurt geborene Antonia Rados den Grundstein zu ihrer beruflichen Laufbahn, die die Politologin nach der Promotion zunächst als freie Mitarbeiterin und später als Auslandskorrespondentin für den Österreichischen Rundfunk ORF begann.
Sie berichtete aus Chile, Somalia und Südafrika und erlangte große Aufmerksamkeit mit ihrer Berichterstattung über die Revolution in Rumänien, für die sie 1991 in Österreich als „Frau des Jahres“ ausgezeichnet wurde.
Die Tätigkeit als Sonderkorrespondentin für den WDR und anschließend für den Fernsehsender RTL führten sie in den Kosovo, nach Afghanistan und in den Irak. Ihre Live-Berichte gaben den Fernsehzuschauern Einblicke in die reale Welt des Krieges und in das Leiden der Bevölkerung.
Reportagen von Bagdad bis Paris
Die Berichterstattung aus Bagdad über den Irak-Krieg, das Ende der Herrschaft Saddam Husseins und die politischen Neuordnungen wurde mit zahlreichen Preisen (unter anderem dem Deutschen Fernsehpreis und dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis) gewürdigt.
Mit ihren Live-Reportagen über die mehrwöchigen gewalttätigen Ausschreitungen in den Vororten von Paris im Herbst 2005 bewegte sich Antonia Rados bei einer Krisenberichterstattung auf heimischem Gebiet, denn die französische Hauptstadt hat sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten als Wohnsitz ausgewählt. Hier verarbeitet sie ihre internationalen Erfahrungen auch in Bücher wie „Im Land der Mullahs“, „Live aus Bagdad“ oder „Gucci gegen Allah“.
Überleben mitten in der Gefahrenzone
Nach einem kurzen Gastspiel als Sonderkorrespondentin beim ZDF 2008 kehrte Antonia Rados zum RTL zurück und sorgte als Studioleiterin in Paris und Chefreporterin im Ausland weiterhin für spektakuläre Berichte.
Als in Ägypten aus kleinen Protesten der Aufstand des Volkes gegen Husni Mubarak wurde, war es selbstverständlich Antonia Rados, die auch unter erschwerten Bedingungen aus dem Krisenzentrum Kontakt hielt nach Deutschland.
Mitten aus der Krise zu berichten heißt aber immer auch, mittendrin zu sein in der Gefahr, selbst in gewalttätige Auseinandersetzungen hineingezogen zu werden. Sie funktioniere einfach nur, wenn Gewalt drohe, denn dann sei es zu spät zum Nachdenken, sagte Antonia Rados einmal in einem Interview der Zeitschrift Brigitte Woman.
Aber diese ständige Präsenz der Gewalt bedeute auch großen Stress. Ihre Aufgabe sieht Dr. Rados sehr realistisch: Nicht als Weltverbesserin sei sie unterwegs, nicht als Mutter Theresa. Ihre Aufgabe sei es, zu berichten, nicht zu protestieren. Doch allein die Tatsache, dass über ihr Schicksal berichtet wird, dass die Welt nicht wegschaut, bedeute für die Menschen in Krisengebieten ungeheuren Trost und Ermutigung.
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