„Es ist reine Zeitverschwendung, etwas mittelmäßiges zu tun“, sagt Madonna. Und dieses Motto scheint längst nicht mehr nur Weltstars vorbehalten zu sein. Ob im Beruf oder im Privatleben – nur das Beste ist gut genug und man selbst treibt sich permanent zu Höchstleistungen an.
Entspannen, einfach mal in den Tag hineinleben und nicht alles generalstabsmäßig organisieren? Oder gar das Smartphone und den Laptop für einen Tag ausschalten und somit nicht rund um die Uhr erreichbar sein? Undenkbar. Mit traurigen Folgen.
Vergleich – der Einstieg in den perfekten Teufelskreis
Wer so hohe Ansprüche an sich stellt, der muss über kurz oder lang scheitern und es ist kein Wunder, dass mittlerweile beinahe jeder Dritte am so genannten Burnout-Syndrom leidet.
Die Perfektion ist ausgesprochen heimtückisch. Denn die latente Unzufriedenheit und der Drang, es immer besser machen zu wollen und andere zu übertrumpfen, führt dazu, dass man selbst die Messlatte immer höher legt – für sich und für andere. Die Lebensfreude kommt abhanden, während man sich selbst zu immer neuen Höchstleistungen antreibt.
Forciert wird diese Gemengelage aus Frust und einem Gefühl der Unzulänglichkeit durch die Möglichkeit, sich auf Schritt und Tritt mit anderen zu messen. Verglich man sich früher nur mit den Nachbarn oder den Kollegen, hält das World Wide Web heute weltweite Vergleichsmöglichkeiten parat. Und so kommt es, dass sich die alleinerziehende Mehrfachmutter aus der Kleinstadt mit der karriereorientierten Großstadt-Single-Frau vergleicht.
Lieber lässig und liebenswert oder unnahbar und perfekt?
Höher, schneller, weiter? Es gibt erste Anzeichen dafür, dass viele der Perfektion überdrüssig sind und sich nach einer neuen Lässigkeit sehnen. In Hochglanzmagazinen – die ja durchaus als Trendspion fungieren – werden Storys, in denen es jemand vom Tellerwäscher zum Millionär geschafft hat, durch Berichte über Karriereristen verdrängt, die ihr Glück in kleinen Nischen gefunden haben.
Die ehemalige Vertriebsmanagerin leitet nun eine Yogaschule und die Werbemanagerin erfüllt sich einen lang gehegten Wunsch, indem sie ihr kleines Café eröffnet. Nun muss niemand sein Leben komplett umkrempeln und fortan Schmuck auf Ibiza verkaufen, doch sollte sich jeder fragen, was mit der Perfektion eigentlich erreicht werden soll. Oft versteckt sich dahinter der Wunsch nach Anerkennung oder Liebe.
Nur funktioniert das leider nicht. Walther Rathenau erkannte: „Je vollkommener etwas ist, desto schwerer ist es uns, es zu lieben.“ Und tatsächlich sind es die kleinen, unperfekten Momente, die das Leben lebenswert machen und es sind die kleinen Schwächen, die einen liebenswert machen.
Liebenswerte kleine Schwächen? Die sind wohl das Letzte, was man der überirdisch perfekten Sängerin Madonna unterstellen möchte – dabei wäre sie genau das, was die unnahbar kühl wirkende Perfektionistin ein wenig sympathischer und menschlicher wirken lassen würde.
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