Viele Singles (Kuschelparty) vermissen nicht so sehr den Sex, sondern vor allem Nähe – sie sehnen sich danach, einfach mal in den Arm genommen zu werden, die Wärme eines anderen Menschen zu spüren, gehalten zu werden und halten zu können. Diese Sehnsucht kann auf organisierten Kuschelpartys gestillt werden, bei denen allerdings strenge Regeln gelten: Sexuelle Annäherungen sind ebenso tabu wie Alkohol. Kuscheltrainer achten darauf, dass die Richtlinien eingehalten werden.
Die Idee des organisierten Kuschelns mag absurd klingen, hat aber in den USA für eine Erfolgsgeschichte gesorgt, die sämtliche Erwartungen übertroffen hat. Nun ist der Kuscheltrend auch nach Deutschland geschwappt: Eine Kuschelparty ausfindig zu machen, ist keine Schwierigkeit.
Mehrere Partyveranstalter haben sich zu Kuschel-Profis ausbilden lassen und lehren ihren Schützlingen die Kunst der unverfänglichen und unverbindlichen Nähe. Wer glaubt, auf einer Kuschelparty eine schnelle Nummer starten zu können, liegt falsch. Zwar ist es das Ziel, einander näherzukommen – doch damit ist explizit eine freundschaftliche, familiäre Nähe gemeint. Deshalb besuchen nicht nur Singles, sondern auch Menschen, die in ihrer Kindheit zu wenige Streicheleinheiten erhalten haben, die in einer ruhigen, entspannten Atmosphäre stattfindenden Kuschelpartys.
Die herkömmliche Bedeutung von Party – laut, alkoholisch, wild – sollten die Teilnehmer vor ihrem ersten Mal ohnehin ad acta legen. Meistens ist die Schar der Kuschler übersichtlich und wird auf zirka 20 Personen begrenzt.
Als Locations werden gemütliche Räumlichkeiten ausgewählt, die mit Matratzen, Kissen und Decken ausgelegt werden – schließlich kuschelt es sich im Liegen am besten. Da Kuscheln auf Knopfdruck nur schlecht funktioniert, ist zumindest der Beginn der Party einer normalen Fete recht ähnlich.
Die Gäste unterhalten sich ungezwungen und nehmen ein paar Snacks zu sich; manche Veranstalter organisieren auch lockere Kennenlernspiele, die das Eis rasch brechen lassen. Alkohol ist jedoch nicht erlaubt. Den Veranstaltern ist die Gefahr zu groß, dass durch den Alkoholkonsum natürliche Hemmschwellen überschritten und im Zuge dessen die Regeln verletzt werden. Doch auch ohne Alkohol wird die Gemeinschaftsnähe sorgsam überwacht.
Sobald die Kuscheltrainer registrieren, dass die Stimmung kippt oder zu viel Erotik in der Luft liegt, wird das Licht heller gedreht und die Musik abgestellt. Zudem ist die Kuschelzeit meistens begrenzt, bietet aber mit ein bis zwei Stunden entspannter Nähe genügend Raum für innige Geborgenheit.
Die Regeln sind leicht zu merken: Pünktliches Erscheinen ist ebenso hilfreich wie eine bequeme, saubere und gepflegte Kleidung. Natürlich erhöht sich die Chance des intensiven Kuschelns, wenn die Körperhygiene stimmt und gleichzeitig kein zu penetrantes Parfum aufgelegt wurde. Streicheln, Umarmen, Küssen und Beschnuppern sind dann erlaubt, wenn der andere eindeutig zugestimmt hat.
Neulingen raten die Kuschelwächter, ganz genau auf ihre innere Stimme zu hören und bei einem „Vielleicht“ lieber zum „Nein“ zu tendieren. Denn vor dem Berühren wird höflich gefragt, ob auch grünes Licht gegeben ist. Eine Sicherheitsleine existiert immer: Das Kuscheln darf jederzeit durch ein „Nein“ unterbrochen werden; reagiert der Kuschelpartner nicht darauf, wird durch das Hochheben des Arms der Aufseher gerufen.
Gefühle sind aber erwünscht, und für spontanes Lachen oder Weinen muss sich keiner schämen. Übrigens gilt das Kuscheln als besonders gesund: Es sorgt für Glückshormone und stärkt die Immunabwehr :).
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