Soziale Netzwerke, allen voran Facebook, sind ein wunderbares Mittel, um Menschen miteinander in Kontakt zu bringen. Allerdings ist es dort wie im echten Leben auch nicht immer nur harmonisch. Beziehungen und Freundschaften kommen und gehen – auch online. Während man sich im realen Leben ja durchaus darauf verständigen kann, sich möglichst nicht über den Weg zu laufen, ist das in Netzwerken nicht so einfach. Daher stellt sich die Frage, ob es eigentlich hilfreich ist, mit einem Ex-Partner auch nach der Trennung online verbunden zu bleiben. Oder ist es gesünder, alle Verbindungen zu kappen? Tara C. Marshall, Psychologin an der Brunel University in Großbritannien ist dieser Frage in einer Studie nachgegangen, die Ergebnisse sind im September 2012 online erschienen.
Facebook-Benutzer geben Auskunft
Für ihre Studie rekrutierte Marshall online 464 Teilnehmer, durchschnittlich 21 Jahre alt, 84 Prozent waren weiblich. 87 Prozent der Probanden waren US-Amerikaner, 7 Prozent Europäer, 2 Prozent kamen jeweils aus Kanada und Lateinamerika, der Rest verteilte sich über die ganze Welt. Es wurden nur Menschen in die Studie aufgenommen, die eine Facebook-Seite haben und sich von mindestens einer Person getrennt haben, die ebenfalls bei Facebook ist. Darüber hinaus gaben die Teilnehmer Auskunft über ihr Befinden nach der Trennung, ob sie Kontakt zu dem Ex-Partner haben, mit ihm noch auf Facebook befreundet sind und ob sie ihn vermissen. Sie gaben auch an, wie lange sie mit der anderen Person in einer Beziehung waren, ob nur befreundet oder sogar verheiratet, wie lange die Partnerschaft dauerte und seit wann sie beendet ist. Und sie offenbarten, wie oft sie auf die Facebook-Seite des anderen gehen und dessen Aktivitäten und Freundesliste durchstöbern. Aus all diesen Antworten ergab sich ein buntes Bild der Kontaktgestaltung nach einer Trennung und dem Umgehen damit, sowohl online als auch offline.
Kontakt bringt Probleme
Deutlich wurde aber eins: Wer nach einer Trennung noch weiterhin Online-Kontakt zum Ex-Partner hat leidet mehr. Im Grunde überrascht das nicht. Auch zu Zeiten, als es noch kein Internet gab, war es ausgemacht, dass ein sauberer Schlussstrich gesünder ist. Zwar ist der Schmerz erstmal größer, kann aber besser vergehen, wenn man nicht permanent an den anderen erinnert wird und flammt entsprechend auch nicht so oft wieder auf. Genau so ist es auch online – das ständige Rumstöbern im Profil des anderen reißt die Trennungsemotionen wieder auf, besonders dann, wenn man Dinge erfährt, die den eigenen schlechten Gedanken Nahrung geben – ein neues Bild, auf dem der Ex-Partner glücklich aussieht, eine neue Beziehung, was auch immer. Die Versuchung, sich diese Informationen zu beschaffen, um dann daran zu leiden, ist online ungemein groß. Was vor allem daran liegt, dass man heimlich und ohne großen Aufwand an die Informationen kommt. Wo man früher noch Häuser observieren musste und sich mit Leuten traf, um von denen zu hören, wie es dem anderen geht, reichen heute ein paar Mausklicks.
Finger weg vom Ex
Gut ist dieses Verhalten laut Marshall aber nicht. Die noch in Kontakt Stehenden klagten vermehrt darüber, sich gestresst zu fühlen, sie waren trauriger und konnten sich mit der Trennung schlechter abfinden. Die Verbindung über die Trennung hinaus verlängert also einfach nur die schlechten Gefühle, die nach dem Ende einer Beziehung normal sind. Und – sie verhindert etwas, was ebenso wichtig ist: das Lernen aus der Trennung und die Neuorientierung.
Leider konnte die Studie nicht klären, welche Beziehung es zwischen den Ergebnissen gibt. Haben nur diejenigen, die sich mit der Trennung nicht abfinden konnte, den Online-Kontakt zum Ex-Partner gehalten oder konnte die Trennung nicht vollständig vollzogen werden, eben weil es noch Kontakt gab? In der Praxis ist das aber auch egal, denn für Marshall steht fest: „Therefore, avoiding exposure to an ex-partner, both offline and online, may be the best remedy for healing a broken heart.“ – Wer den Kontakt zum Ex-Partner meidet, sowohl in der Realität als auch virtuell, hat das beste Mittel gefunden, ein gebrochenes Herz zu heilen.
Quelle: Tara C. Marshall. Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking. October 2012, 15(10): 521-526. doi:10.1089/cyber.2012.0125. http://online.liebertpub.com/doi/full/10.1089/cyber.2012.0125
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten