Üppige Achsel- und Schambehaarung gilt nach aktuellen Schönheitsmaßstäben nicht unbedingt als erwünschtes Attribut einer erotisierenden Anmutung. Darum haben es sich Damen und inzwischen auch Herren zur kosmetischen Pflicht gemacht, den delikaten Haarwuchs entweder kurz zu halten, oder ratzekahl komplett zu entfernen. Damit mag nun der Optik und der individuellen Ästhetik Genüge getan sein. Doch wer ernsthaft einen Partner sucht, muss ab sofort buchstäblich damit rechnen, an der Nase herumgeführt zu werden. Denn mit den Haaren unter den Armen und an der Bikinizone verschwinden wertvolle olfaktorische Informationen, die von einer falschen Partnerwahl hätten abhalten können.
Den kann ich nicht riechen!
Ob es dem Menschen nun passt oder nicht – die genetische Ähnlichkeit mit seinen Vettern, den Menschenaffen, verfehlt nur ganz knapp die 100 Prozent. Da wundert es nicht, dass die archaischen biologischen Mechanismen der Urzeit hüben wie drüben gleich sind. Dazu zählen auch die Sexualduftlockstoffe, besser bekannt als Pheromone. Diese Pheromone segeln durch die Lüfte und in die Nasen potenzieller Partner. Und dort liefern sie einen detaillierten biologischen und genetischen Statusbericht über den Absender oder die Absenderin ab.
Mit diesen Informationen kann der Empfänger nicht nur die Frage nach einer grundsätzlichen Bereitschaft zu sexuellen Aktivitäten beantworten, sondern auch schnell abchecken, ob mögliche Kinder aus dieser Verbindung eine gute genetische Mitgift hätten. Da aber weder die Nase noch der im Gehirn verantwortliche Riechkolben (Bulbus olfactorius) sprechen können, hat man im Zweifelsfall einfach nur die untrügliche Empfindung, jemanden nicht riechen zu können. Was hat das aber jetzt mit den Scham- und Achselhaaren zu tun?
Ohne Sender kein Empfänger
Die Evolution hat es so eingerichtet, dass die Haut in den Achselhöhlen und im Schambereich ganz besonders üppig mit Duftdrüsen ausgestattet ist. Und damit das, was dort an höchst informativen Duftsignalen reichlich produziert wird, auch weite Verbreitung finden kann, wachsen dort jene leistungsstarken Sendemasten, die der Mensch als Behaarung wahrnimmt.
Diese Haare vergrößern nämlich, physikalisch gesehen, die Oberfläche der Haut um ein Vielfaches, und stellen dadurch einen „Massenstart“ der Pheromone sicher. Werden diese Sendemasten allerdings gekappt, während gleichzeitig die Duftdrüsen mit Wasser, Seife und Deo malträtiert werden, dann wird das ausgehende Signal stark verfälscht. Und das kann dann für massive Kommunikationsstörungen und Missverständnisse sorgen, wenn die Flitterwochen erst mal vorbei sind.
Natürlich soll hier nicht mangelnder Reinlichkeit oder haariger Verwahrlosung das Wort geredet werden. Aber man muss diese biologischen Zusammenhänge sehr genau kennen, damit man im Zweifelsfall nicht auf eine falsche Duftmarke hereinfällt. Denn unter dem betörenden Parfüm, das ihm oder ihr im Rausch der Sinne dieselben raubt, kann eine Mogelpackung stecken, mit der man bei klarem Verstand nicht wirklich den Bund fürs Leben (oder zumindest für die kommende Zeit) eingehen möchte. Dafür muss man eben immer den richtigen Riecher haben.
Quelle:
Klutky, N. (1994): Soziobiologische Aspekte typisch männlicher und typisch weiblicher Partnerwahlstrategien. Veröffentlicht in der Fachzeitschrift Sexuologie, Heft 4, Seiten 213-220.
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