Behandeln lassen sich die meisten Depressionsformen gut. Allerdings ist bei der Genesung Geduld gefragt, und die stellt auch die Partner der Erkrankten auf eine harte Probe. Sie fühlen sich hilflos und wissen nicht, wie sie ihrem oder ihrer Liebsten in dieser dunklen Zeit zur Seite stehen sollen.
Wie kann ich meinem depressiven Partner unterstützen?
Tatsächlich sind Depressionen eine ernst zu nehmende Krankheit und keine simple Traurigkeit, die durch eine tröstende Tasse Kakao oder ein gutes Gespräch verschwindet. Aber die Partner von depressiven Menschen können einiges tun, um den geliebten Menschen zu entlasten. Voraussetzung ist, dass der Erkrankte sich in professionelle Hände begibt, eine Therapie beginnt und/oder mit Antidepressiva behandeln lässt. Der erste Schritt führt also immer zu einem Facharzt.
Anschließend ist es das Wichtigste, dass die gesunden Partner ihr eigenes Wohlbefinden nicht hintenanstellen. Das mag sich egoistisch und kaltherzig anhören, ist aber essenziell: Zum einen brauchen Partner von Betroffenen viel Kraft, um die Traurigkeit des anderen zu kompensieren. Zum anderen entwickeln Depressive massive Schuldgefühle und können den Gedanken kaum ertragen, dass sie nicht nur Leid über sich selbst, sondern auch über die Menschen bringen, die sie doch so sehr lieben.
Es ist keine Schande, sich in Gegenwart eines Erkrankten am Leben zu freuen, zu lachen, sich mit Freunden zu treffen und Aktivitäten zu pflegen. Entscheidend ist, dass diese positive Lebenssicht nicht in einen Ego-Trip entgleitet. Menschen mit Depressionen haben Angst, wegen ihrer subjektiv empfundenen „Unerträglichkeit“ verlassen zu werden. Deshalb ist es gut, in der Nähe zu bleiben oder Nähe zu signalisieren – zum Beispiel, indem man sagt, dass das Handy immer in der Hosentasche ist oder gewisse Unternehmungen in die gemeinsame Wohnung verlagert werden.
Nachts sollten die Partner zu zweit bleiben und lange Solo-Discotouren erst einmal auf jene Zeit vertagt werden, in der es dem anderen wieder besser geht. Depressive leiden meistens unter Schlafstörungen – liegen sie im Dunklen wach und warten stundenlang auf ihren Partner, sind sich verschlimmernde Grübeleien vorprogrammiert.
Übertriebene Selbstkritik ist ein fester Bestandteil einer Depression
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Fatal sind auch Standardsprüche aus dem üblichen Trost-Repertoire. Übertriebene Selbstkritik ist ein fester Bestandteil einer Depression. Sätze wie „Anderen geht es doch viel schlechter als dir“ oder „Nun reiß dich mal am Riemen“ stürzen Erkrankte ebenso in ein weiteres Tief wie ruppige Kritik in Form von Provokationen aus der Sparte „Nun ertrink nicht in Selbstmitleid“ oder „Wenn du nur willst, kommst du da auch raus.“
Die Betroffenen wissen sehr genau, dass es ihnen objektiv betrachtet besser geht als Hungernden oder Kriegsopfern – dieses Wissen hilft nur leider nichts, so lange keine Besserung der Erkrankung eintritt, auch wenn dieser Umstand für Außenstehende nicht immer leicht zu begreifen ist.
Selbstmitleidsvorwürfe sind zudem Gift für Depressive, da sie sich genau mit diesen Vorwürfen quälen und es als ein persönliches Versagen empfinden, nicht gegen ihre innere Trauer anzukommen. Deshalb ist es bereits viel wert, wenn die Sprüche-Schublade fest verschlossen bleibt und stattdessen einfache, aber ehrliche und liebevolle Äußerungen vorgezogen werden. Ein „Ich bin da für dich“, „Ich liebe dich, ganz egal, wie es dir geht“ oder „Wir kommen da schon durch“ kann eine Depression nicht in Luft auflösen, sorgt aber für Trost und Erleichterung.
Bei besonders schweren Fällen können sich Partner von depressiven Menschen auch in speziellen Selbsthilfegruppe mit Gleichgesinnten austauschen und dadurch gestärkt in die Zukunft blicken.
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