Auf der ersten Hälfte des Wegs zu mehr innerer Gelassenheit haben wir bereits die Stationen „Loslassen, was man nicht ändern kann“, „Den Kampf beenden“, „Lieben, was ist“, „Ja sagen“, „Frieden mit sich selbst schließen“ und „Verzeihen“ passiert. Jetzt liegen die restlichen sechs Etappen vor uns. Man könnte sie auch psychische Krafttankstellen und innere Friedensrastplätze nennen. Machen wir uns also nun auf zum ultimativen Ziel von mentalem Gleichgewicht und geistiger Balance.
Leben und leben lassen
Den (oder die) biege ich mir schon noch zurecht. Die (oder den) werde ich mir schon noch erziehen. Mit diesen beiden Sätzen beginnen Beziehungskatastrophen und können Freundschaften enden. Denn jeder Mensch ist einzigartig genau so, wie er ist. Und so soll es auch bleiben. Jeder Versuch, sich andere Persönlichkeiten im Prokrustes-Bett der eigenen Wünsche und Bedürfnisse zurechtzutrimmen, und dabei zwangsläufig seelisch zu verstümmeln, ist nicht nur Unrecht, sondern schadet auch der eigenen Seele. Wenn man einen Menschen so, wie er ist, nicht akzeptieren mag, dann soll man ihn einfach freundlich ziehen lassen, und sich anderweitig nach passender Gesellschaft umsehen. Schließlich ist man selbst ja auch nicht jedermanns Kragenweite, ohne dass man sich deswegen devot einer Gehirnwäsche unterziehen möchte, sei diese auch noch so „wohlmeinend“. Was direkt zu dem nächsten Punkt überleitet.
Nur sich selbst treu sein
Wer kennt nicht die Fabel „Seltsamer Spazierritt“ von Johann Peter Hebel? Der Vater, der mit dem Sohne und einem Esel unterwegs ist, will es jedem Dahergelaufenen, der ihn wegen diesem und jenem anfeindet, recht machen. Das ganze Katzbuckeln vor den Kritikern endet schließlich so, dass das Reittier von Vater und Sohn spazieren getragen wird. Ein wahrhaft lächerlicher und absurder Anblick. Besser (und für Vater und Sohn deutlich entspannter) wäre es gewesen, wenn der Vater den Besserwissern freundlich, aber bestimmt entgegnet hätte, dass sie sich bitte um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern möchten. Aus dieser literarischen Eselei kann man dies lernen: Wer sich immer nur so verhält, wie es andere von einem erwarten, der kann nie wirklich ganz er selbst sein. Und entfernt sich dadurch immer mehr vom eigenen inneren Frieden.
Allmachtsphantasien ade
Es liegt in der Natur des Menschen, alles kontrollieren und alles im Griff haben zu wollen. Doch dieser Wunsch, ein Gott zu sein (oder wenigstens die Figur des „Q“ aus „Star Trek“), ist nicht zu realisieren. Je eher man also einsieht, wie begrenzt die Möglichkeiten der eigenen Einflussnahme sind, desto besser und desto entspannter. Denn wenn man ganz sachlich einschätzen kann, wo die Grenzen des eigenen Machtbereichs liegen, dann wird man nie wieder die eigenen Energien und Kräfte damit vergeuden, sich gegen das Universum aufzubäumen. Hat man erst einmal mental begriffen, dass es den Mond nicht kümmert, wenn ihn die Hunde anbellen, lebt man wesentlich gelassener und friedlicher.
Es ist alles immer zu irgendetwas gut
Christlich orientierte Menschen glauben daran, dass die unerforschlichen Wege des Herrn schon irgendwie zu einem höheren göttlichen Ziel führen werden. Das schenkt diesen Leuten eine starke Gelassenheit und innere Zuversicht, von der auch Anhänger anderer Religionen und sogar Atheisten eine Menge lernen können. Denn wenn man daran glaubt, dass nichts im Leben ohne Grund geschieht, und dass jedes Ereignis einen tieferen Sinn hat, auch wenn sich dieser nicht sofort erklärt, dann kann man mit Spannung und Neugier in die Zukunft blicken, ohne sich in der Gegenwart besorgen zu müssen.
Mit den anderen Frieden schließen
Wenn man sich nur lange genug mit anderen Menschen gezankt und gestritten hat, dann merkt man irgendwann, wie müde und mürbe diese andauernden Scharmützel gemacht haben. Spätestens jetzt sollte man einen Waffenstillstand aushandeln oder, noch besser, die Friedenspfeife ans Rauchen bringen. Denn die seelischen Kräfte, die man ab dann nicht mehr in end- und sinnlose Raufereien investieren muss, können andernorts die friedlichsten psychischen Gärten zum Blühen bringen.
Mit allem Frieden schließen
Es gibt so unendlich vieles, was man nur allzu gerne ändern möchte, aber nun mal nicht ändern kann. Je eher man hier das eigene Unvermögen freundlich anerkennt und gelassen akzeptiert, desto besser für den inneren Frieden. Das ist selbstverständlich kein Eingeständnis einer persönlichen Unfähigkeit, sondern ein kraftvolles und intelligentes JA zum Leben, so, wie es ist, und wie es genau darum auch sein sollte.
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