Um ein Produkt aus des Teufels Küche handelt es sich keinesfalls – obgleich das Wort Tatar, abgeleitet von dem griechischen Wort Tartarus für „aus der Hölle kommen“ diese Vermutung nahe legen könnte.
Die genaue Herkunft des Namens Tatar oder Tartar ist nicht geklärt, nichts desto trotz ranken sich wilde Geschichten um diese Speise. So wählten die Tartaren, von denen im Mittelalter besonders die plündernden Mannen um Dschingis Khan Angst und Schrecken verbreiteten, der Legende zufolge eine ganz besondere Zubereitungsart für ihr Tatar.
Um das Fleisch mürbe zu machen, sollen sie es vor einem anstehenden Ritt unter ihre Satteltaschen gelegt. Nach langem Ritt und getaner Arbeit zogen sie das nun verzehrfertige Fleisch heraus und stärkten sich für weitere Schandtaten. Es kann davon ausgegangen werden, dass das Auge bei den Tartaren nicht mitaß…
Reden hingegen Engländer und Franzosen vom klangvollen „steak tartare“, kann einem leicht das Wasser im Mund zusammenlaufen. Gleiches gilt für das wohlklingende „filet américain“ – so nennen es die Belgier.
Auch hier handelt es sich um das eingangs beschriebene Tatar, allerdings sind die Zubereitungsmethoden mittlerweile etwas raffinierter geworden. Statt der Pferde wird nun ein Fleischwolf benötigt, ein scharfes Messer tut es zur Not aber auch.
Tatar – Rezept für rohen Genuss
Schriftlich erwähnt wurde Tatar als Speise erstmals in einem Buch aus dem Jahre 1851 von Eugen van Vaerst. Das Grundrezept hat sich seitdem nicht geändert. Beim auch als Schabefleisch bezeichneten Tatar handelt es sich um reines, rohes Rindfleisch – vorzugsweise um das hochwertige Rinderfilet.
Dieses wird vor dem Verzehr extrafein zerkleinert und mit Zwiebeln und verschiedenen Gewürzen geschmacklich abgerundet, was sich wie folgt gestaltet: Man nehme Tatar, Salz und Pfeffer, forme einen Ballen und drücke ein Loch in die Mitte. Dort hinein gibt man ein rohes Ei und wahlweise feine Zwiebelwürfel, Sardellenfilets und Kapern.
So wird Tatar serviert, die Gäste mischen sich dann alles nach eigenem Gusto. Lecker dazu schmecken Gewürzgurken, Silberzwiebeln oder Maiskölbchen. Als Beilage können verschiedene Soßen, frisches Brot oder knusprige Pommes frites gereicht werden. Die gröbere Tatar-Variante ist übrigens das Hackfleisch.
Sommerlicher Tatar-Genuss mit Fisch oder Obst
Vegetarier hergehört: Es muss nicht immer Rindfleisch sein. Für eine leichte, sommerliche Variante des Tatars eignen sich ebenso gut Lachs, Thunfisch und Matjes. Scharfe Zungen geben Chilis, Paprikapulver oder Tabasco hinzu. Oliven, Schafskäse und griechische Gewürzmischungen erinnern an den letzten Urlaub.
Süßmäuler kommen mit Ananas, Mandarinen oder Mangostückchen auf ihre Kosten. Wer seiner Phantasie freien Lauf lässt, stellt schnell fest, dass es so viele leckere Tatar-Varianten gibt, dass man durchaus ein köstliches Tatar-Buffet arrangieren könnte.
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