Eine Bewegung, die sich gesunde Ernährung auf die Fahnen schreibt und dann ausgerechnet aus Amerika, der Heimat des Fast Foods, stammt? Wie passt das zusammen? Im Fall der Locavores, die flapsig und sehr treffend auf Deutsch als „Lokalfresser“ bezeichnet werden, gelingt das hervorragend.
Den Begriff „Locavores“ prägte Jessica Prentice aus der San Francisco Bay Area anlässlich des Weltumwelttages 2005. Von New York City aus schwappte die grüne Welle einst in Richtung Kuba – doch erst jetzt hat die in den 1970ern geborene Idee auch in Europa Wurzeln geschlagen.
Locavores – Essen aus den Gärten der Umgebung
Ursprünglich diente das gemeinsame Gärtnern vor allem als sozialer Kitt in schwierigen Wohnvierteln. Dann entdeckten die Initiatoren jedoch, wie hervorragend die aufkeimende Slow-Food-Bewegung, die auf saisonale Lebensmittel und regionale Produktion setzt, mit dem Gedanken des Urban Farmings harmoniert.
Also wurde das Urban-Farming-Konzept erweitert und zu dem, was es heute ist: Gegessen wird nur noch das, was aus dem Selbstanbau oder zumindest aus regionalem Anbau in möglichst engem Radius um den eigenen Wohnort stammt – wenn möglich aus weniger als 150 Kilometern Entfernung.
Die Locavores bieten einen Gegenentwurf zur globalisierten Lebensmittelindustrie, der auf nachhaltige und regionale Erzeugung von Lebensmitteln setzt – und auch auf den Verbrauch in der Region.
So wird Umweltbelastung durch Transportkosten auf ein Minimum reduziert. Abgesehen davon hat diese Idee den angenehmen Nebeneffekt, vielen Kleingärtnern ein zusätzliches Einkommen zu sichern – oder ihre Existenz überhaupt erst hervorzurufen.
Weiterer angenehmer Nebeneffekt: Als Käufer kennt man seine Lieferanten, als Lieferant seine Käufer – die soziale Bindung wächst und damit auch der Grund für den einen, gute Ware zu liefern und für den anderen, sie auch für einen angemessenen Preis zu kaufen.
Natürlich ist der Ansatz der Locavores nicht ausschließlich selbstlos – denn es geht selbstverständlich auch um den Genuss, den industriell hochgezüchtete Massenware nun mal vermissen lässt.
Alles grün, oder was?
Urban Farming und Locavores werden oft in einem Atemzug mit dem Guerilla Gardening oder dem City Gardening genannt, dabei eint die Bewegungen bestenfalls das Bestreben, die Städte ein wenig grüner zu machen.
Die Guerillagärtner treffen sich in Nacht-und-Nebel-Aktionen, um brachliegende Areale mit Samenbomben zu begrünen oder anderen trostlosen Flächen mit Grün- und Blühpflanzen zu neuem Leben zu verhelfen. Die urbanen Gärtner agieren – im Gegensatz zu den Guerillagärtnern – legal. Auch sie schließen sich in Gruppen zusammen, um die Umgebung grüner und lebenswerter zu gestalten – allerdings nutzen sie hierzu die offiziell zur Verfügung gestellten Flächen. Ist nicht genug Platz vorhanden, werden die Blumen- und Gemüsebeete eben in alten Containern, Eimern oder Kübeln angelegt – die Amerikaner begrünen mittlerweile sogar Dächer.
Nutzpflanzen züchten die Citygärtner natürlich auch, doch geht es ihnen in erster Linie um die gemeinsame Aktion und den Erholungseffekt, den sowohl das Gärtnern selbst als auch der Blick in die grünen Oasen bietet.
Ein anschauliches Beispiel des Urban Gardenings bietet der www.prinzessinnengarten.net in Berlin. Dort erblüht auf einer Fläche von 6000 qm eines der Vorzeigeprojekte der urbanen Gartenkultur in Deutschland. Wer Gefallen an dem Gedanken der Selbstversorgung gefunden hat, findet im folgenden Buch handfeste Tipps, die sich nicht nur aufs Gärtnern beziehen. „Das große Buch der Selbstversorgung“ (ISBN 978-3831018222) von Dick Strawbridge. Das Buch ist erschienen im Dorling Kindersley Verlag und kostet 24,95 Euro.
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