Er ist ein Gute-Laune-Typ, sagen seine Kollegen über ihn. Stress lässt er gar nicht erst an sich ran, und wenn es doch mal ganz besonders hektisch zugeht, dann fängt er an zu summen. Denn er ist nebenher auch noch Musiker und greift auch mal zu seiner Gitarre, um seine Gäste zu unterhalten. Stress also bringt nichts, meint Kleeberg, doch zufriedene Gäste, die ihn glücklich anstrahlen, die bringen etwas. Wenn auch nicht unbedingt großen Reichtum im monetären Sinn.
Zum Frühstück ein Espresso
Wie darf man sich das Frühstück eines Spitzenkochs vorstellen? Nein, falsch gedacht, bei Kolja Kleeberg, Jahrgang 1964, besteht es oft lediglich aus einem Espresso. Das war’s. Natürlich ist das einerseits Geschmackssache, andererseits auch eine Frage der Versuchung. Denn ein Koch probiert natürlich seine Speisen, er schmeckt ab und kreiert neue Kombinationen. Wer sich dann beim Essen nicht zurückhält, geht schnell aus dem Leim. Geboren in Köln als Gerhard Nikolaus Kleeberg, ist der heutige Sternekoch auch Entertainer. Nach eigener Aussage brachte ihn „eine glückliche Fügung“ an den Herd.
Von der Theaterbühne an den Herd
Sein Weg war nicht geradlinig, denn nach dem Abitur verfolgte er zunächst ein anderes Ziel: Er wollte Schauspieler werden. Daraus wurde nichts, ins Fernsehen ist er dennoch gekommen. Kleeberg ist in vielen TV-Kochshows zu sehen, allein 600 Sendungen Sat 1-Frühstücksfernsehen hat er zu verzeichnen. Daneben war er in vielen weiteren Sendungen zu sehen, darunter die Kocharena auf VOX, Lanz kocht! und die Küchenschlacht im ZDF. Auch ein guter Koch muss die Werbetrommel rühren. Aus diesem Grund hat Kleeberg auch ein Kochbuch herausgebracht. „VAU – das Kochbuch“ lautet der Titel.
Gute Zutaten haben ihren Preis, müssen aber sein
Ein Sternerestaurant ist keine Goldgrube. „Eigentlich ist die Wahl, ein Sternerestaurant zu betreiben, wirtschaftlich gesehen vollkommener Unfug. Jeder Besitzer einer Würstchenbude steht sich wirtschaftlich wesentlich besser“, sagt Kleeberg in einem Beitrag der Deutschen Welle. Dennoch, natürlich legt Kleeberg großen Wert auf gute Zutaten. Diese müssen nicht unbedingt Bio sein, meint er, doch er muss wissen, woher seine Zutaten kommen und wie sie produziert wurden. Vor laufender Kamera begutachtet Kleeberg einen 11 Kilo schweren Seeteufel: „Das ist doch mal was! Schön, schön. Sieht man nicht alle Tage mit Kopf. Aber das ist genau das, was ich wollte.“
Unscheinbare Delikatesse Teltower Rübchen
Natürlich werden im VAU auch regionale Zutaten verarbeitet. Und da gilt es, etwa beim Teltower Rübchen, einer Feinschmecker-Speiserübe, den feinen Geschmack durch die richtige Zubereitung herauszukitzeln. In der Sendung „Köche und Moor“ des RBB stellt Moderator Dieter Moor den Koch auf die Probe, indem er ihm Teltower Rübchen mit „Kuckucksei“ unterjubelt. Doch Kolja Kleeberg fällt auf diesen billigen Trick nicht rein: „Ha ha, jetzt schau dir das mal an – auf den ersten Blick sieht man, dass das hier Petersilie ist. Und was gehört zum Petersiliengrün? Natürlich die Petersilienwurzel.“ So leicht lässt er sich von der ähnlichen Optik nicht täuschen, schließlich ist er kein Anfänger.
Schon der Dichterfürst Goethe schwärmte von dem regionalen Gemüse aus Brandenburg und schrieb: „… zu unserer Danknehmigkeit sind die köstlichen Rübchen angelangt; sie behaupten auch diesmal ihre alten Tugenden“ (zitiert nach teltow.de).
Wann ist der Urlaub endlich vorbei?
„Zu Beginn meiner Kochkarriere habe ich mich bereits am ersten Urlaubstag auf den letzten gefreut, denn dann durfte ich endlich wieder kochen!“ So beschreibt Kolja Kleeberg die Leidenschaft für seinen Beruf auf seiner Homepage. Seit 1996 ist er der Küchenchef des VAU. Seine Auszeichnungen lesen sich beinahe selbst wie ein köstliches Gericht: 1 Stern im Guide Michelin (seit 1997), 17 von 20 Punkten im Gault Millau, zwei von fünf Kochlöffeln des Schlemmer-Atlas, drei von fünf Diamanten des Varta-Führer sowie drei von fünf „F“ von der Zeitschrift Der Feinschmecker.
Das sechsgängige VAU-Menü im April ist für 120 Euro zu haben. Mit geröstetem Seeteufel mit Salat von zweierlei Bete, griechischem Joghurt und Dill fängt es an, mit fünf nicht minder verlockenden Gängen geht es weiter. Und wenn dann noch der Meister persönlich mit seiner Gitarre um die Ecke kommt …
Kleebergs Projekt Kräutergarten
Ganz ausgelastet ist der umtriebige Spitzenkoch damit wohl noch nicht. 2010 startete sein Projekt mit der Bürgerstiftung Berlin. Ziel ist es, an mindestens 50 Berliner Schulen Kräutergärten einzurichten, in denen die Kinder einheimische Kräuter kennenlernen, sie anbauen und pflegen. Auf diese Weise sollen sie an eine gesunde Ernährung herangeführt werden und Interesse an der Natur entwickeln.
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