Sie ist die Martha Stewart der Japaner und ihr kulinarisches Imperium umspannt TV-Shows, eine eigene Restaurant- und Ladenkette, ein vierteljährlich erscheinendes Kochmagazin und Kochbücher, die millionenfach verkauft werden: Harumi Kurihara.
Ihr Klassiker „Harumis japanische Küche“ ist mittlerweile das Standardwerk für japanische Kochkunst und das Buch wurde nicht nur millionenfach verkauft, sondern auch als bestes Kochbuch des Jahres 2004 mit dem “Gourmand World Cookbook Award” ausgezeichnet – sozusagen dem Oscar der Kochbücher. Und das alles, obwohl die umtriebige Japanerin niemals eine professionelle Ausbildung in diesem Metier genossen hat.
Quirliges Leichtgewicht mit gewichtiger Mission
Der erste Blick auf das zierliche Persönchen verwirrt. Zum einen möchte man kaum glauben, dass Kurihara bereits 65 Jahre alt ist. Zum anderen verfügt das quirlige Energiebündel rein optisch so gar nicht über das Format einer Köchin.
Mit ihrer Kleidergröße XS, also Extra-Small und somit selbst für eine Japanerin sehr schlank, gleicht sie eher einer Victoria Beckham, denn einer Sarah Wiener oder einer Nigella Lawson.
Allerdings ist Kuriharas zierliche Statur die beste Werbung für ihre Küche, denn die ist leicht, fettfrei und somit das perfekte Synonym für „die“ japanische Kochkunst, die ohnehin nicht im Verdacht, Figurprobleme zu provozieren.
Harumi Kurihara predigt den sparsamen Einsatz von Fett und setzt stattdessen auf leichte Brühen und Dressings, würzige Miso-Paste und Reis. Auch die japanische Esskultur, die von der Starköchin meisterhaft zelebriert wird, trägt dazu bei, das Essen leicht zu nehmen.
Serviert werden kleine, appetitlich angerichtete Portiönchen – das Auge isst schließlich mit. Und die Verwendung der Stäbchen ist – was die ungezügelte und hemmungslose Nahrungsaufnahme angeht – zumindest für Europäer wohl eher hinderlich. Zudem erinnert Harumi Kurihara immer wieder an den typisch japanischen Grundsatz, dass der Magen nach einer Mahlzeit zu maximal 80 Prozent gefüllt sein sollte.
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Die Beliebtheit der Köchin resultiert allerdings nicht nur daraus, dass sie die leichte und gesunde Küche perfektioniert – was zugegebenermaßen bitter nötig ist, seitdem die Japaner ihre Liebe zu westlichen Snacks und Fast Food entdeckt haben.
Kurihara zeigt den Japanerinnen zugleich Rezepte, die schnörkellos, bodenständig und leicht umzusetzen sind. Sie mixt japanische Tradition mit westlichen Einflüssen und schafft so etwas völlig Neues. Trotz ihrer atemberaubenden Karriere ist Kurihara im Grunde noch immer die praktische Hausfrau – nur dass sie nun eben vor einem Millionenpublikum kocht.
Was für ein Drahtseilakt das Kreieren schlichter japanischer Gerichte ist, zeigt sich angesichts einer weiteren Finesse der japanischen Küche: Speisenvielfalt wird großgeschrieben und Japaner schwören darauf, täglich gut 30 verschiedenartig zubereitete kleine Speisen zu sich zu nehmen. Verständlich, dass die Frau, die dieses gigantische Unterfangen auf ein alltagstaugliches Maß herunterbricht, vergöttert wird.
Fotos: © Joachim Donath Photographie
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