Der Glühwein gehört zum Winter, wie das Salz in die Suppe. Kein Wunder, was könnte man sich auch gemütlicheres vorstellen, als sich mit einem oder zwei Schlückchen heißem, leckeren Wein aufzuwärmen, während man einen mit Freunden inmitten eines verschneiten Weihnachtsmarktes steht und ein wenig plauscht, während der holzige Geruch aus den Kaminen die Nase umspielt? Eben, das ist nicht nur Weihnachtszeit pur, sondern mittlerweile auch fester Bestandteil unserer Kultur und für viele auch ein echter Kult.
Schon die Römer wussten was gut ist
Conditum paradoxum
Zutaten für Würzwein:
- 250 Gramm Honig
- 0,25 Liter Retsina für die Grundmischung
- 30 schwarze Pefferkörner
- 20 Lorbeerblätter
- eine Prise Safran
- 2 Datteln
- ½ – 2 Liter Retsina zum Auffüllen
Den Honig mit dem Wein in einen Topf geben, erhitzen und mit einem Löffel abschäumen. Gewürze und Datteln dazu geben und die Grundsubstanz kühl stellen und ziehen lassen. Nach zirka 30 Minuten die erkaltete Honig-Wein-Mischung je nach gewünschter Stärke und Geschmack mit Retsina und Wasser auffüllen.
Der süße Rotwein, dessen fruchtiger, würziger Charakter so viel Anklang findet wurde bereits im alten Rom schon sehr geschätzt. Damals war das Getränk aber besser unter dem Namen „Conditum Paradoxum“ (siehe Info-Box) bekannt. Ein Rezept davon befindet sich in einem 2000 Jahre alten Kochbuch, das von dem Römer Apicius verfasst wurde. Diesem entsprechend wurde der Wein schon damals mit Kräutern, wie Zimt, Kardamom, Nelken oder auch Lorbeeren verfeinert, um dem beliebten Alkohol sowohl einen besseren Geschmack zu verleihen, ihn haltbarer zu machen, als auch dessen Stellenwert zu erhöhen. Denn Gewürze waren teuer zu jener Zeit, weshalb der würzige Wein auch nur den oberen Schichten der Gesellschaft vorbehalten war. Der Wein war auch in Variationen erhältlich, die zum Beispiel nur gepfeffert waren. Mit dem Lauf der Zeit erhielt der Gewürzwein der Römer auch weitere Abkömmlinge.
Einer davon war der „Hypocras“, ein wohlschmeckender Gewürzwein des Mittelalters. Dieser hatte eine ähnliche Zusammensetzung wie der Trunk der Römer, wurde aber um weitere Zutaten wie zum Beispiel Orangenblüten oder Ingwer ergänzt. Auch zu jener Zeit waren die Gewürze nicht billiger und exotischer Ingwer sogar ausgesprochen teuer, sodass wieder nur die Wohlhabendsten in den Genuss des Weines kamen und von den gesunden Aspekten der Gewürze profitieren konnten. Denn der Wein verdankt nicht nur seinen Namen dem griechischen Arzt Hippokrates, sondern wurde auch mit der Absicht einer heilenden Wirkung hergestellt. Die Rezeptur kam dem heutigen Glühwein dabei schon recht nah.
Der moderne Klassiker
Geschmäcker sind verschieden und deshalb gibt es den perfekten Glühwein auch nicht. Der eine mag mehr das Fruchtige im Vordergrund, der andere mehr das Würzige und wieder ein anderer kann es vielleicht nicht süß genug bekommen. Entsprechend schmecken auch alle Sorten verschiedener Hersteller teilweise komplett anders, verfügen in der Regel aber alle über das gleiche Grundrezept. So enthält der heutige Glühwein meist Zucker, Zimt, Nelken, Kardamom und Sternanis, sowie Orange und Zitrone.
Will man seinen Glühwein selbst machen, kann entweder eine fertige Glühwein-Gewürzmischung verwendet werden oder aber man verwendet komplett frische Zutaten. Diese lassen sich natürlich nach Lust und Laune gewichten, erweitern und verändern. Denn die einzige Regel des selbstgemachten Glühweins lautet, dass er schmecken muss, naja, und kochen darf er natürlich auch nicht, da sich sonst der Alkohol verabschiedet. Das Verfeinern mit ein wenig echter Vanille verleiht dem Wein übrigens auch eine hervorragende Note, ist aber nicht jedermanns Geschmack. Experimentieren ist bei der Zubereitung aber allemal erlaubt und mit Sicherheit lässt sich dabei der für den persönlichen Geschmack wirklich perfekte Glühwein kreieren.
Noch mehr heißer Alkohol
Eine auch immer wieder beliebte Variante den Glühwein zu genießen, ist ihm einen kleinen „Schuss“ zu verpassen. Dazu eignen sich verschiedene Liköre ebenso, wie Rum oder Weinbrand. Streng genommen handelt es sich dann zwar nicht mehr um Glühwein, sondern um einen Punsch, aber so genau muss man das in diesem Fall sicher nicht nehmen, denn schmecken wird es garantiert. Genau, wie auch der Glögg, das skandinavische Pendant zum Glühwein. Der Glögg besteht aus fast den gleichen Zutaten wie der klassische Glühwein, enthält jedoch grundsätzlich einen Schuss Korn oder Wodka. Zudem wird der Glögg traditionell mit je einer Schüssel Rosinen und geschälten Mandeln serviert, die nach Belieben in das Getränk hineingegeben werden können.
Was in den letzten Jahren auch wieder eine kleine Renaissance erlebte, war der heiße Met, erhitzter Honigwein also, der zur Weihnachtszeit einfach mit den klassischen Glühwein Gewürzen angereichert wird. Die natürliche Honigsüße des Weines sorgt für ein besonders leckeres Geschmackserlebnis. Doch so lecker die verschiedenen Variationen des Glühweines auch sein mögen, sollte man nie vergessen, dass sich der Alkohol durch den hohen Zuckergehalt relativ schnell im Blut ausbreitet und entsprechend sollte auch hier ein maßvoller Genuss im Vordergrund stehen. Dann gibt es am nächsten Tag auch nicht den berühmten, dicken Kopf.
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