Russisches Roulette spielt man mit einer Kugel in der Revolvertrommel, die kulinarische Form davon mit einem Kugelfisch auf dem Teller. Zwischen 1956 und 1958 starben über 400 Menschen daran, und noch heute bezahlen jedes Jahr einige Menschen den Genuss von Fugu mit ihrem Leben. Kein Wunder, schließlich zählt das Gift des Kugelfisches, das Nervengift Tetrodotoxin, zu den stärksten bekannten Giften überhaupt. Ein Grund dafür, dass der Fugu auch »Teppo«, »Gewehr«, genannt wird.
Bereits 0,5 – 1,5 mg gelten für einen Erwachsenen als tödliche Dosis. Wenn man eine solche erwischt hat, merkt man das schnell. Man hat keine Kraft mehr, die Schüssel oder die Essstäbchen zu halten, die Lippen werden taub und laufen purpurfarben an, die Wangen werden lahm. Das Gift lähmt nach und nach alle Muskeln, so dass der Tod durch Ersticken eintritt, da die Atemmuskulatur nicht mehr arbeitet, oder durch Herzstillstand. Das Opfer bleibt bei vollem Bewusstsein, es kann sich nur nicht mehr bewegen oder sprechen.
Gefährlicher Gourmetgenuss: Filet vom Kugelfisch
Zweiundzwanzig essbare Kugelfischarten gibt es, und bei allen sitzt das Gift an einer anderen Stelle. Um Kugelfisch zubereiten zu dürfen, müssen Köche in Japan eine jahrelange Schulung (2 Jahre) durchlaufen. Schließlich kommt es darauf an, das ungiftige Filet äußerst sorgfältig herauszuschneiden, um zu verhindern, dass durch unbedachte Schnitte doch Gift in die Teile des Fisches gelangt, die später auf den Teller wandern. Die Ausbildung lohnt sich. Wenn heute jemand dem Gift des Fisches zum Opfer fällt, handelt es sich um einen Privatmenschen, der seine Fähigkeiten überschätzt hat.
Fugu zu essen ist in Japan ein Statussymbol. Die schwierige und aufwendige Zubereitung macht die Delikatesse zu einer teuren Angelegenheit. Der Preis pro Teller und Portion kann variieren, teilweise wird für Fugu bis zu 500 Euro gezahlt. Dazu kommt noch die Entsorgung der nicht verwendeten Abfälle. Diese müssen laut Gesetz in einem verschlossenen Behälter aufbewahrt und schließlich in der Tokioter Giftzentrale abgegeben werden. Bevor es diese Vorschriften gab, starben immer wieder Obdachlose, die in den Abfällen der Restaurants nach Essbaren gewühlt hatten.
Fugu wird meist roh in hauchdünnen Sashimi-Scheibchen genossen, manchmal auch als Suppe, die sich die Gäste selbst am Tisch zubereiten. Nicht nur die Gefahr soll seinen Reiz ausmachen, sondern tatsächlich der feine, zarte Geschmack. Den kann man allerdings in Deutschland nicht erleben. Hier ist der Import und Verkauf von Fugu verboten – selbst wenn der Koch die langjährige Ausbildung in Japan erfolgreich absolviert hat. In den USA hingegen besitzen einige japanische Restaurants die Lizenz zum Verkauf, doch muss der Fisch in Japan filetiert worden sein.
Statt Fugu lieber Thunfisch-Sashimi genießen
Wenn Sie also den Reiz des Besonderen suchen, werden Sie in Deutschland – was Fugu betrifft – nicht fündig werden. Aber das ist vielleicht ganz gut so, angesichts der Tatsache, dass es schon nicht immer leicht ist, einfach nur frischen Fisch zu bekommen.
Genießen Sie lieber in einem guten Sushi-Restaurant frische Sashimi oder versuchen Sie sich selbst an einem Thunfisch-Sashimi. Dazu brauchen Sie keine siebenjährige Ausbildung, sondern nur ein sehr scharfes Messer und absolut frischen Thunfisch, den Sie damit in hauchdünnen Scheiben schneiden.
Marinieren Sie den Fisch in einer Mischung aus Sojasauce, Pflaumenwein, Sesamöl, etwas Salz und Wasabi, dem japanischen Meerrettich und stellen sie ihn eine halbe Stunde in den Kühlschrank, bevor Sie ihn servieren. Schon das ist ein Erlebnis der besonderen Art – Gaumenkitzel ohne Nervenkitzel.
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