Der Biermarkt stagniert schon seit Langem und viele Hersteller klagen über Preiskriege und sinkende Zahlen. Es wird Zeit, neue Märkte zu erschließen und andere Zielgruppen anzusprechen, sagen sich einige Brauereien und versuchen ihr Glück mit einem neuen Modell:
Edelbiere sollen mit ausgewöhnlichen Geschmacksnuancen und hochwertigen Aufmachungen den Gourmet für sich einnehmen. Haben Sie das neue Bier auch schon probiert und für sich entdeckt?
Kulinarische Bierkultur durch internationale Biere
Bier-Marktführer Radeberger hat viele bereits bekannte Marken in seinem Sortiment, doch seit Kurzem wollen sie das Image des Bieres durch ihre neue Biermarke „BraufactuM“ anheben. Auf der gleichnamigen Homepage präsentieren sich Edelmarken aus unterschiedlichen Ländern wie „Rodenbach Classic“ aus Westflandern, das im Erscheinungsbild an Rotwein erinnert oder dunkles Scotch Ale mit gut gelöster Malze.
Italienisches Fruchtbier wie „Cassissona“ oder das oberfränkische Rauchbier „Roog“ haben nichts gemein mit den seit Jahren in Deutschland vor allem bei Jugendlichen beliebten Bier-Mix-Getränken, sondern werden schon beim Herstellungsprozess auf den besonderen Zutaten aufgebaut. Spezialitäten haben auch einen ganz speziellen Preis und der geht bei den aparten 750 ml-Flaschen ohne Skrupel auch schon mal hinauf auf 9,99 Euro oder 19,99 Euro. Luxus hat seinen Preis. Dafür gibt es auf der Homepage dann aber zu jeder Biersorte auch eine genaue Beschreibung, Verkostungsnotizen und passende Speiseempfehlungen. Deutsches Reinheitsgebot? Dem entsprechen viele der ausländischen Biere nicht wirklich …
Auch Deutschland braut Edles
Auch im Schwarzwald geht man mit der Luxus-Zeit: Ambrosius heißt das Zauberwort der Alpirsbacher Klosterbrauerei. Hier stellt man Bier im Sinne alter Braukunst her und in dieser Tradition liegt auch das nach deutschem Reinheitsgebot gebraute Edelbier, das in der 0,75-Liter-Flasche handabgefüllt mit Naturkorken und Drahtverschluss auch extravagant daherkommt. Das Starkbier verspricht fruchtige Noten kombiniert mit deutlicher Bitterkeit – der Gourmet genießt natürlich aus dem speziellen passenden Ambrosius-Kelch. Auch Alpirsbacher bedient hiermit das gehobene Preissegment, das Ambrosius bleibt aber noch unter der magischen 10-Euro-Grenze
Begeisterung contra Skepsis
Die Meinungen in der Spitzengastronomie sind geteilt: Während Meisterkoch Jan Steinhauer in seinen Restaurants die edlen Biere wie Weine zu den einzelnen Gängen geschmacklich passend auswählt und auf seiner Getränkekarte eine breite Auswahl anbietet, bleibt Sternekoch Jörg Sackmann skeptisch und lässt ein so aromatisches Bier bestenfalls als Aperitif oder im Anschluss an das Essen gelten. Letztendlich wird wie immer der Verbraucher entscheiden, ob sich der neue Trend durchsetzt und ob ihm das außergewöhnliche Biererlebnis auch einen außergewöhnlichen Preis wert ist.
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