Für die einen ist die jüdische Küche langweilig und fade. Für die anderen viel zu schwierig, um die Gerichte nachzukochen. Ob schwierig in der Zubereitung oder nicht – darüber lässt sich streiten. Doch langweilig ist die jüdische Küche ganz sicher nicht.
Im Gegenteil: Kaum eine andere Küche auf dieser Welt ist wohl so vielseitig wie die jüdische und wer die Spezialitäten einmal gekostet hat, der sich gerne eines Besseren belehren lassen. Ihre Vielseitigkeit verdankt die Küche des jüdischen Volkes der Diaspora.
Da die Juden im Verlauf ihrer langen Geschichte immer wieder dazu gezwungen waren, in einem anderen Land zu leben, haben sich zu ihrer traditionellen Küche zwangsläufig fremde Einflüsse gesellt. Und so finden sich zugleich Einschläge der österreichischen, der arabischen oder der türkischen Küche, sowie Elemente der spanisch-portugiesischen und der Balkanküche in den jüdischen Speisen.
Diese vielfältigen Einflüsse wurden gekonnt in die bestehende Küche integriert und führten zu dem reichhaltigen und abwechslungsreichen Speisenangebot, für das die jüdische Küche von Kennern geschätzt wird.
Jüdische Küche – die Grundlagen
Die klassische jüdische Küche orientiert sich streng an der Tora, der jüdischen Glaubenslehre, die Lebensmittel in kultisch rein (koscher) oder unrein (treife) einteilt. Die jüdischen Speisegesetze schreiben eine koschere Küche vor, das heißt, Fleisch darf niemals zusammen mit Milchprodukten gekocht und gegessen werden. Bei Strenggläubigen gibt es sogar unterschiedliches Geschirr für Fleischiges und Milchiges. Das Gleiche gilt auch für Fisch im Zusammenhang mit Fleisch.
Einige Lebensmittel, wie zum Beispiel Schweinefleisch und Kamelfleisch oder Fleisch von schuppenlosen Fischen wie Aal, sind generell verboten. Wichtige Bestandteile der jüdischen Küche sind Getreide, Gemüse, Früchte und Gewürze. Sie werden, ebenso wie Eier und Honig, als kultisch neutral (parve) betrachtet und dürfen sowohl mit Milchigem als auch mit Fleischigem kombiniert werden.
Bagel und gefillte Fisch – Klassiker der jüdischen Küche
Weltberühmt sind die Bagel, die man überall auf der Welt in unendlich vielen Varianten in der Bäckerei kaufen kann. Erfunden wurden die runden Teigkringel allerdings nicht in den USA, sondern in Wien. Ein jüdischer Bäckermeister wollte mit dieser Spezialität den russischen Zaren beeindrucken.
Ebenso bekannt ist der „gefillte Fisch“, eine beliebte Vorspeise. Die Zubereitung ist nicht ganz einfach und es gibt eine Vielzahl von Rezepten – aber der Aufwand lohnt sich.
Auch Challah gehört zu den Speisen, die aus der jüdischen Küche nicht wegzudenken sind und hier hat jede Hausfrau ihr eigenes, spezielles Rezept. Traditionell wird Challah am Sabbat gegessen. Das Gebäck, welches aus Eiern, Hefe und Mehl, aber ohne Milch hergestellt wird, ist wie ein Zopf geflochten. Die Form soll an den Zusammenhalt der Stämme Israels erinnern.
Zu Rosch Haschana, dem jüdischen Neujahrsfest, gibt es eine Variante des Challah, die mit Rosinen und Honig verfeinert wird. Hamantasch ist vor allem bei den Kindern sehr beliebt. Die gebackenen Gebäckstücke aus Strudel- oder Hefeteig, gefüllt mit süßem Pflaumenmus, gibt es zu Purim, dem jüdischen Kinderfest.
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten