In Österreich, genauer im Hügelland der Weststeiermark, stellt man aus der Rebsorte ‚Blauer Wildbacher’ den spritzigen Schilcher her mit Noten von Johannisbeere, Stachelbeere, Himbeere oder Hagebutte und kräftiger Säure.
Der Schilcher ist eine der ältesten angebauten Weinsorten, seine Bezeichnung weist auf den ‚schillernden’ Charakter des Weines hin, denn der ist nicht einfach rosa. Er changiert von einer dunklen Rubinfarbe über die typische Farbe von Zwiebelschalen bis zu einem hellen Rot.
Weil der Schilcher eine recht kräftige Säure hat, gibt es eigentlich nur zwei Meinungen über diesen Rosé – man liebt ihn oder man hasst ihn. „Der kleine Johnson 2010“ bemerkt zum Schilcher lakonisch: „sehr eigener, gewöhnungsbedürftiger Geschmack“ und qualifiziert den Wein als „trocken, fast scharf und sehr säurereich“.
Auch Papst Pius VI. war ein Verächter – über den Schilcher, den man ihm bei seiner Wienreise in einem Kloster in Köflach kredenzte, mokierte er sich in seinem Tagebuch: „In der Steiermark saufen sie einen Essig, den sie Wein nennen„.
Dank beschränkter Erntemengen und hochwertiger Kelterung hat der Schilcher, der auf Gneis und Schieferböden gedeiht, in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt. Auch darf man nicht einfach überall Schilcher keltern – der Name ist für sortenreinen Wein aus der blauen Wildbachertraube beschränkt, das Gütesiegel ist ein weißer Rappe.
Wer den Schilcher in allen seinen Facetten kennen lernen möchte, fährt am besten die Schilcher Weinstraße entlang: Von Ligist über Gundersdorf, Langegg/Greisdorf und weiter über Marhof nach Stainz, der wichtigsten Stadt in dem nur 450 Hektar großen Schilcher-Anbaugebiet. Von dort fährt man weiter nach Bad Gams, zum Schloss Wildbach, das den Trauben Namenspate war, dann zu Schloss Hollenegg und Schwanberg bis man das Ende in Eibiswald erreicht.
Die Rebe zum Wein: Blauer Wildbache, großes Mauserl & Co.
1822 wurde „Blauer Wildbacher“ im „Katechismus des Weinbaues“ als „eine Sorte, die bei jeder Behandlung überaus fruchtbar ist“ bezeichnet, als Synonyme werden außerdem genannt: großes Mauserl, Gut- und Kleinblau sowie blauer Kracher.
Der Schilcher als Arzneitrunk – historischer Gebrauch von Wein
Christoph Wirsung erwähnt in seinem „Arzneybuch“ aus dem Jahr 1568 den Schilcher als einen Trank, der bei „Fallender Sucht“, also Epilepsie anzuraten sei (vielleicht meint er aber auch nur einen ‚schillernden’ Wein).
„Sein Tranck sey geringer dünn roter oder schilcher Wein, kein dicker noch schwartzer, am kosten sewrlecht, den sol man mit Ochsenzungenwasser mischen, oder Brunnenwasser, darinn Betonienwurtz oder Samen gesotten seye.“ In der neuen Ausgabe des Arzneybuchs von 1582, die er gemeinsam mit Jacobus Theodorus herausgab, ergänzt er: „Zum Tranck ist ihm liechtroter oder schilcher Wein, der etwas süß sey, taugenlich“.
Sprachwissenschaftler führen jedenfalls als ersten schriftlichen Beleg für den Schilcher eine Strophe aus einem Weingedicht im ersten deutschsprachigen Weinbuch auf. Johann Rasch (1540-1612) schreibt 1580 in seinem „Weinbuch. Das ist: Vom baw und pflege des Weins, Wie derselbig nützlich sol gebawet, Was ein jeder Weinziher oder Weinhawer zuthun schuldig, Auch was für nutz und schaden durch sie kan außgericht werden“ ein schönes Weingedicht, wie erbeteuert, „etlich gute Reimen von dem edlen Rebensafft.“ Darin heißt es „Ein wein auß Steyrmarck haist d’ schrat / Der ist meim hertzen nit erlaidt“.
Spritziger Begleiter zur Brettljause
Doch ganz gleich, ob man den Schilcher schon seit dem 16. Jahrhundert in der Steiermark keltert oder nicht – zu einer zünftigen Brettljause mit kräftigem Brot, Verhackert (das ist eine gewürzte Mischung aus kleingehacktem Speck und Schmalz) oder Grammelschmalz (Griebenschmalz) und Schinken mundet der erfrischende Rosé in fröhlicher Runde ganz sicher vielen Leuten.
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten