Ob man ihn nun mag oder nicht, die Kenner sind sich einig, dass es sich beim Bordeaux um einen Spitzenwein handelt, der es seiner weltweiten Konkurrenz ganz schön schwer macht und Frankreich nicht umsonst zur Speerspitze der Wein-Welt gemacht hat. Doch auch innerhalb der Bordeaux Weine gibt es enorme Unterschiede, die nicht nur den Preis betreffen. Denn in dieser Hinsicht gibt es ohnehin alles Erdenkliche vom Wochenend-Schnäppchen bis zur Luxus-Flasche im Wert eines Oberklasse-Wagens. Hier ein kleiner Streifzug durch den Hintergrund eines der beliebtesten Weine der Welt.
Die Heimat des Bordeaux – Das Gebiet
In etwa vergleichbar mit den deutschen Bundesländern, ist Frankreich in 101 sogenannte Départements aufgeteilt, die sich wiederum in 27 Regionen gruppieren. Eine dieser 27 Regionen ist Aquitanien, das wiederum das Département Girond und dessen Hauptstadt und Verwaltungsbezirk Bordeaux beherbergt. Dass sich der Süden Frankreichs besonders gut für den Weinanbau eignet, haben die fünf großen Gebiete rund um Bordeaux in der Vergangenheit bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Namentlich handelt es sich bei diesen Gebieten um das Médoc, die Graves, das Entre-Deux-Mers, das Libournais, sowie Blayais und Bourgeais, die als ein Gebiet nördlich der Flüsse Dordogne und Garonne zählen. Das Médoc und die Graves werden dabei häufig als „linkes Ufer“ bezeichnet, während das Libournais als „rechtes Ufer“ gilt. Die fünf Gebiete sind in viele weitere kleine Einheiten, wie zum Beispiel Saint Émillion oder Sauternes unterteilt.
Was das Gebiet um Bordeaux, auf Französisch übrigens Bordelais, besonders für den Weinanbau auszeichnet ist der besondere Boden und das optimale Klima. Über weite Strecken des Bordeaux-Gebietes setzt sich der Boden aus Sand und Kies aus der Tertiärzeit zusammen. Dieser ermöglicht eine tiefe Verwurzelung der Rebstöcke, sorgt für einen optimalen Wasserabfluss und bietet daher die hervorragende Grundlage für absolute Spitzenweine. Vorwiegend findet sich derartiger Boden im Médoc und in Saint Émillion, wobei großartige Weine aber auch auf lehmigem oder durchfeuchtetem Boden wachsen und gar auf Molasse, also auf einem Schichtboden, der durch das natürliche Abtragen von Gebirge an den Hängen entstanden ist. In der Regel erreichen die Weine dieser tieferen Böden allerdings nicht die Klasse der ganz Großen. Doch nicht nur die Spitzenweine aus Bordeaux sind beliebt, sondern auch die kleineren Vertreter oder Zweitweine der berühmten Weingüter. Denn dass der Wein aus dem Gebiet hervorragend gedeiht, dafür sorgt das milde, ausgeglichene Atlantikklima, das kaum Temperaturschwankungen mit sich bringt, dafür aber die besten Voraussetzungen für einen guten Wein schafft. Denn die sonnigen Sommermonate, der feuchte Frühling und die Winter ohne Frost sorgen dafür, dass sich beinahe jede Rebsorte in und um Bordeaux wohlfühlen kann.
Die Seele des Bordeaux – Die Rebsorten
Der typische Bordeaux ist ein Verschnitt aus verschiedenen Rebsorten, wobei die Kunst der Wein-Kompositionen den jeweiligen Charakter des Anbaugebietes, sowie den Stil des Weingutes widerspiegelt. Entsprechend wird darauf geachtet, dass nur hochwertige Rebsorten verwendet werden, so soll der fertige Wein schließlich nicht nur schmecken, sondern fungiert gleichzeitig als Aushängeschild des Weinguts. Auch wenn es auf den einzelnen Flaschen nicht angegeben wird, werden für den Bordeaux vorwiegend Trauben der Rebsorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot verwendet. Eher seltener finden Petit Verdot und Malbec den Weg in die Flaschen mit dem großen Potential.
Die Väter des Bordeaux – Die Chateaus
Das Weingut wird in Frankreich als Château bezeichnet. Jedes Château hat seinen einzigartigen Wein, den Grand Vin, der durch das Cru, also das Gewächs bestimmt wird. Mit diesem Grand Vin steht und fällt der Name eines Châteaus, während den Zweitweinen nicht so eine große Bedeutung zukommt. Das bedeutet nicht, dass diese viel schlechter sind als ihr großer Bruder, jedoch erhält der „Hauswein“ die absolute Priorität. Eine Besonderheit der Châteaus ist übrigens, dass die Bezeichnungen und Klassifizierungen ihrer Weine einzig und allein vom Ort des Weinguts abhängen. Wo sich die Rebstöcke befinden, aus denen der Wein gefertigt wurde, spielt keine Rolle.
Die Qualität des Bordeaux – Die Klassifizierungen
Eine einheitliche Klassifizierung aller Bordeaux-Weine gibt es nicht. Jedoch hat sich über einige Ecken ein Bewertungssystem für die Gebiete Médoc, Sauterne, Graves und Saint Émillion etabliert. Den Ursprung findet das Klassifizierungssystem im Jahre 1855. Damals ließ Kaiser Napoleon III. die Weine des Bordeaux, genauer des Médoc, speziell für die Weltausstellung in Paris bewerten. Grundlage für die Klassifizierung bildeten die Weine aus den letzten 100 Jahren, welche die höchsten Verkaufspreise erzielten und auch die Reputation des jeweiligen Châteaus war nicht unwichtig. Bis auf Kleinigkeiten hat sich an diesem System bis heute nichts verändert.
Der Schilcher aus der Steiermark: Roséwein mit Charakter für laue Sommernächte
Südafrikanischer Weinanbau: Weine aus Südafrika
Populäre Irrtümer: Einschlafhilfen – Rotwein, Matratzen & Co.
Grundsätzlich wird beim Bordeaux des Médoc zwischen den sogenannten Grand Cru Classé und dem Cru Bourgeois unterschieden. Die Grand Cru Classé Weine unterteilen sich dabei in fünf Stufen. Der Premiere Cru Classé repräsentiert die höchste Auszeichnung, die ein Bordeaux-Wein erhalten kann. Hierzu zählen zum Beispiel die Weingüter Lafite-Rothschild, Margaux oder Haut-Brion. Die Reihenfolge der Abstufung reicht dann runter bis zum Cinqième Cru Classé, also zur fünften Stufe der Weine. Dabei darf natürlich nicht übersehen werden, dass auch diese fünfte und letzte Stufe der höchsten Klassifizierung absolute Spitzenweine beherbergt, die nur nicht ganz so teuer sind, wie die aus den höheren Klassen. Hinter den Grand Cru Classé Weinen der großen Einteilung befindet sich der Cru Bourgeois, was übersetzt so viel wie „bürgerliches Gewächs“ heißt und einen Großteil der restlichen Weine aus dem Gebiet Bordeaux umfasst. Ein zusätzliches Gütesiegel, unabhängig von der Klassifizierung, ist die Appellation. Dabei handelt es sich um ein Qualitätssiegel, das nur erteilt wird, sofern bestimmte Kontrollbestimmungen eingehalten wurden. Unter anderem zählt hierzu die Herstellung nach traditioneller Art, sowie Qualitätsstandards, die streng überwacht werden. Was unterm Strich aber wirklich zählt, ist der eigene Geschmack und der dürfte bei kaum einem Bordeaux wirklich zu kurz kommen.
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten