Schon immer haben Rituale die Menschen fasziniert und so hat jede Religion, jede Zeit ihre ganz eigenen Rituale. Diese zeremoniellen Handlungen müssen freilich nicht mit düsterer Geheimniskrämerei belegt sein. Sicher ist es ein unvergessliches Erlebnis, die Wintersonnenwende im Kreise Gleichgesinnter bei Stonehenge zu feiern, es geht jedoch auch weit wenig geheimnisvoller und so dürfen Rituale durchaus auch jenseits von sagenumwobenen Orten durchgeführt werden.
Auch heute haben Rituale, fernab von jeglicher Mystik, nichts von ihrem Zauber verloren. Im Gegenteil, in einer sich immer rascher verändernden Zeit gewinnen diese kleinen Zeremonien zunehmend an Bedeutung und geben eine gewisse Beständigkeit. Schon der erste Morgenkaffee im Bett oder das Eintauschen der Business-Kleidung nach Feierabend gegen das Wohlfühl-Outift sind entspannende Rituale.
Rituale geben Kindern Kraft
Schon kleine Kinder lieben Rituale und auch die größeren wollen – abgesehen von einem kurzzeitigen Schwächeln in der Pubertät – nur ungerne auf die lieb gewonnenen Bräuche verzichten.
Je kleiner die Kinder sind, desto wertvoller sind regelmäßig wiederkehrende Gewohnheiten, denn diese strukturieren den sonst endlos erscheinenden Tagesablauf. Festgelegte Essenszeiten, bei denen die Mahlzeiten gemeinsam am Esstisch eingenommen werden, sind also mitnichten spießig, sondern äußerst wertvoll.
Auch das gemeinsame Kuscheln, Erzählen oder Vorlesen einer Geschichte beim zu Bett gehen ist eine Zeit, die sich Eltern und Kind gönnen sollten. Hat sich ein Kind erst einmal an diese Beständigkeit gewöhnt, wird es sein Einschlaf-Ritual nicht mehr missen wollen und dieses bei Nichteinhaltung vehement einfordern.
Überlegen Sie sich also gut, wann und wie umfangreich Sie diese Rituale in Ihren Alltag integrieren wollen. Der stärkende Charakter des Rituals geht verloren, wenn es nur widerwillig durchgeführt, ständig verschoben oder gar vergessen wird.
Rituale stärken die Beziehung
Entgegen der landläufigen Annahme, dass Beziehungen ein Selbstläufer sind, deren einziger Treibstoff ewig andauernde Liebe ist, können auch hier Rituale nicht schaden. Wird ein Paar am Anfang der Beziehung noch durch die überbordenden Hormone zusammengeschweißt, sieht das nach einigen Jahren anders aus.
Sicher, die Liebe ist noch da, doch fordert der Alltag zunehmend seinen Tribut. Und auch der moderne Lebensstil, der zunehmende Flexibilität im Berufs- und Familienleben erfordert, trägt zu einer Entfremdung bei. Gerade hier können kleine Rituale helfen, ein Paar wieder zusammenzuschweißen.
Wie regelmäßig diese kleinen Fluchten von der Alltagsroutine gemeinsam durchgeführt werden, bleibt jedem Paar selbst überlassen und hängt natürlich auch von der Aufwändigkeit des jeweiligen Rituals ab. Kleine Gesten, die keiner besonderen Planung bedürfen, werden den Partnern bald ganz selbstverständlich von der Hand gehen.
Zeitintensivere Rituale wie das gemeinsame Essen am Freitagabend oder der romantische Wochenendausflug sollten unbedingt im Terminkalender festgehalten und nicht dem Zufall überlassen werden. Auch, wenn es anfangs schrecklich unromantisch klingt, die gemeinsamen Auszeiten minutiös zu planen, bilden genau diese kleinen Rituale und das gemeinsame Erleben den Kitt, der die Beziehung frischen Wind einhauchen wird.
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