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Sigillenmagie

Okkultist: Austin Osman Spare (1886 – 1956)

Sigillenmagie - Okkultist Austin Osman SpareWer sich ernsthaft mit Magie und Okkultismus auseinandersetzt wird kaum an so mancher schillernden Licht- oder auch Schattengestalt vorbeikommen. Eine dieser Größen des Okkultismus ist der englische Künstler und Magier Austin Osman Spare. Durch die Entwicklung seiner Sigillenmagie und die Schöpfung des Zos Kia Cultus legte Spare nicht nur die Grundsteine für neue Strömungen des Okkultismus, sondern beeinflusste die Magie des 20. Jahrhunderts maßgeblich.

Früh übt sich, wer ein Meister werden will

Schon als Kind konnte sich Spare für die Kunst begeistern und im Alter von nur sieben Jahre machte er die erste Bekanntschaft mit einer „Hexe“ namens „Mrs Patterson“, die den Jungen für das Okkulte sensibilisierte und ihm zu jenem Zeitpunkt schon das Grundwissen für Spares spätere okkulte Arbeit mit auf den Weg gab. Entsprechend lenkte der Maler sein Augenmerk schon in seiner Jugend stärker auf die Magie und den Okkultismus, wodurch auch seine Bilder deutlich beeinflusst wurden. Bei einer Ausstellung erregte er das Interesse des großen Meisters Aleister Crowley, der Spare daraufhin auch kurzerhand in seinen Orden A.A. (Astrum Argenteum) aufnahm. Doch Spare empfand die magischen Rituale des Ordens als aufgesetzt und leer. Er verließ Crowleys Gemeinschaft nach zwei Jahren wieder und widmete sich seinen eigenen Ideen. Nach der intensiven Beschäftigung mit Freuds Lehren des Unterbewusstseins, erkannte er eben jenes als hochpotentes und mächtiges Werkzeug der Magie. Spare glaubte zudem an die Wiedergeburt und daran, dass im Unterbewusstsein des Menschen ein großer Schatz an Erfahrung, Wissen und Kreativität verborgen liegt, der mithilfe eines Trancezustandes aber gehoben werden kann. In diesem Zuge entwickelte der magische Maler auch sein „automatisches Zeichnen“, das den Ausdruck des Unterbewussten über das Medium „Malerie“ erlaubte. Spare erkannte die Macht und das Potential des Unterbewusstseins und suchte nach einer Methode den Vorgang umzukehren und entsprechend Wünsche und Fähigkeiten im Unterbewusstsein zu manifestieren, im Grunde, es diesem einzupflanzen und zu realisieren. Die Idee der Sigillenmagie war geboren.

Sigillenmagie – Die Stärke des Unterbewusstseins nutzen

Eine Sigille im Sinne des Austin Osman Spare wird über eine Wunsch- beziehungsweise Willensformulierung erstellt, die in einem Satz ausgedrückt wird. Dabei werden die Anfangsbuchstaben jeden Wortes zu einem einzigen, graphischen Symbol – der Sigille –  zusammengefasst. Anschließend werden die eigenen Wünsche noch einmal über ein Ritual auf die Sigille übertragen, durch Trance in das Unterbewusstsein transportiert und anschließend wieder vergessen. Das Vergessen den Wunsches oder Willens und der Sigille selbst ist ein nicht unwesentlicher Bestandteil des Rituals. Denn wie ein Samen in die Erde gepflanzt wird, so wird die Willensformulierung in das Unterbewusstesein gepflanzt. Gräbt man die Saat aber ständig aus, um nachzusehen, wie sie sich entwickelt, so kann sie nicht wachsen, sondern vergeht ohne Ergebnis. Lässt man den Wunsch aber ruhen, so kann er sich manifestieren und seine Wirkung entfalten. Dies geschieht dann entweder auf materieller Ebene oder viel häufiger in Form einer Erleuchtung über den Wunsch in Zusammenhang mit dem eigenen Selbst. Dies war auch der Grundgedanke des von Spare geschaffenen Zos Kia Cultus.

Der Zos Kia Cultus – Magische Arbeit mit System

Zos steht für die „Sphäre der Körper als Ganzes“, Kia hingegen für das „göttliche Selbst“, das sich in die Welt überträgt. Austin Osman Spare verstand das Kia dabei als absolut freies Element in diesem Körper-Geist-Prinzip, das jeden Glauben in einen freien verwandeln kann, sprich in einen Glauben ohne Dogmen oder Grenzen. Entsprechend der Freiheit des Glaubens, gestaltete Spare seine Rituale auch nicht in traditioneller Weise, sondern löste sich von den einschränkenden Regeln. Der Grundsatz „Ich glaube, was ich will und will, was ich möchte“ schlug sich folglich in sämtlichen von Spares magischen Praktiken nieder. Seine Sigillenmagie, aber auch Sexualmagie, Evokationen und Invokationen in neuer, unkonventioneller Ausführung, zielten darauf ab, das Kia dahingehend zu erweitern, die Grenzen zwischen dem Selbst und der Welt aufzulösen und so eine kosmische Ekstase zu erleben. Wie in vielen magischen und esoterischen Praktiken liegt also auch hier der Schlüssel zum Erfolg im Erkennen und Ausschöpfen der eigenen Göttlichkeit und obwohl der Zos Kia Cultus nie wirklich viele Anhänger fand, gilt er aufgrund seiner anarchistischen Kreativität als einer der Grundpfeiler der modernen Chaosmagie. Um tiefer in die Magie des Austin Osman Spare einzutauchen, empfehlen sich seine Werke „Das Buch der ekstatischen Freude“ oder auch „Gesammelte Werke“.

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