Das Jahr 2012 nähert sich unaufhaltsam, und im Internet wie im Kino und anderen Medien bricht Weltuntergangsstimmung aus. Da kommen die Wirtschaftskrise und der Katastrophenfilm 2012 von Regisseur Roland Emmerich gerade recht als weiterer ‚Beweis’ für die Apokalypse.
Selbst ernannte Propheten künden von Klimakatastrophen (hatten da nicht auch ein paar Wissenschaftler schon mahnende Worte gesprochen?), warnen vor Kriegen (gab es jemals eine Epoche, in der auf der Welt nur Frieden herrschte?), beschwören Seuchengefahren herab (Aids, Schweinegrippe und Ehec lassen grüßen) oder dräuen mit großäugigen Aliens, die diesmal, also pünktlich Glockenschlag Wintersonnwende am 21. Dezember 2012, diesmal also ganz sicher wirklich zum endgültigen Untergang der Welt bzw. der Menschheit führen sollen.
Das Phänomen Weltuntergangspanik hat mittlerweile einen langen weißen Bart, so alt ist es schon. Doch schauen wir mal genauer hin.
Weltuntergang garantiert: Jahr 1000, Jahr 1033, Jahr 1533, Jahr 2000, Jahr 2012…
Der Weltuntergang wurde schon weit vor unsere Zeit angekündigt und felsenfest erwartet: In der Christenheit war das Jahr 1000 eines dieser gefürchteten Daten. Man war sich Ende Anno Domini 999 felsenfest sicher, dass jetzt das Jüngste Gericht anstünde.
Weil aber die Welt aller Gewissheit zum Trotz dennoch bestehen blieb, einigte man sich schnell darauf, dass der wirkliche Weltuntergang natürlich 1000 Jahre nach dem Kreuzestod Christi erfolgen müsse, also im Jahr 1033.
Praktischerweise gab es am 29. Juni 1033 auch noch eine totale Sonnenfinsternis über Europa, die die Panik anfachte – aber weiter passierte nichts, so dass man nach diesem Jahr erleichtert aufatmete, zu Hauf’ nach Jerusalem pilgerte, um Gott zu danken, und anschließend weitermachte, als wäre nichts geschehen.
Etliche Male wiederholte sich seitdem diese Angst vor dem magisch aufgeladenen Jahreswechsel oder sonstigen für bedeutsam gehaltenen Terminen in mehr oder minder starker Ausprägung.
So berechnete etwa der evangelische Prediger und Mathematiker Michael Stifel (1487–1567) aus biblischen Texten, dass der Weltuntergang am Sonntag, den 19. Oktober 1533 um 8 Uhr morgens stattfinden solle (das Datum überlieferte sein Freund Martin Luther, der von dieser Vorhersage allerdings nichts hielt), was er in seiner Schrift „Ein Rechenbüchlin vom End Christ. Apocalypsis in Apocalypsin“ (1532) zwar ohne Datum, in seiner Neujahrspredigt am 1. Januar 1533 aber mit Termin lauthals verkündete.
Die Folgen waren erstaunlich: Nicht nur verschenkte Stifel selbst seine Besitztümer, auch viele Kirchenbesucher glaubten ihm, verschenkten Hab und Gut oder berechneten ihren Kunden nichts mehr. Am 20. Oktober aber lynchte die aufgebrachte Menge den erfolglosen Rechenkünstler fast.
Auch Michel de Notredame, besser bekannt als Nostradamus, musste schon mehrfach herhalten für Weltuntergangsdaten, die man aus seinen kryptischen Texten herauszulesen suchte. So soll Nostradamus präzise für den 13. Juni 1857 den „Welt-Untergang“ vorhergesagt haben – ein Irrtum, wie wir mehr als 150 Jahr später beruhigt feststellen können.
In den 1990-er Jahren predigten beispielsweise die Zeugen Jehovas (ich selbst habe als Teenager mehrere Vorträge auf der Straße anhören dürfen), man müsse nun wirklich um- und sich zu ihrer Version des Christentums bekehren, alldieweil man sonst mit dem Jahr 2000 nicht nur dieses, sondern auch das Leben im Jenseits verwirkt habe. Auch für 1914, 1925 und 1975 hatten sie bereits den Weltuntergang verkündet.
Doch was ist das Fazit im Jahr 2011? Alles nix gewesen. Umsonst Panik geschoben – aber immerhin hat man sich schön gegruselt.
Und der Maya-Kalender hat doch recht?
Während sich ein Teil der Menschheit gruselt, versucht ein anderer Teil, aus dem Gruseln Gewinn zu ziehen. So diverse Buchautoren, die sich in Weltuntergangsszenarien ergötzen. Ob man nun Frank Waters (1902–1995) Buch Mexico Mystique: The Coming Sixth World of Consciousness (1975) für die auf dem Maya-Mythos basierten Weltuntergangsgeschichten heranzieht – ihm zufolge ist die Welt bereits am 24. Dezember 2011 kollabiert – oder José Argüelles (1939–2011) Buch The Mayan Factor: Path Beyond Technology (1987), John Major Jenkins (*1964) Titel Maya Cosmogenesis 2012 (1998) oder zahllose andere Schriftsteller. Übrigens auch die mexikanische Tourismusindustrie – sie erhofft sich zumindest für 2012 einen reichen Zustrom an Touristen.
Der Archäo-Astronom Andreas Fuls (Institut für Geodäsie und Geoinformationswissenschaft, TU Berlin) hat sich dagegen mit der Umrechnung des Maya-Kalendersystems und unseres Gregorianischen Kalendersystems beschäftigt und ist auf ein für Zeitenende-Fans ernüchterndes Ergebnis gekommen.
Im Schatten der Maya: Die Azteken und ihre Zeitrechnung
So nennt z. B. der so genannte Dresdener Kodex, ein Maya-Kalender, genaue Daten für ein seltenes Zusammentreffen, nämlich dass sich Neumond, Wintersonnwende und Erscheinen der Venus gleichzeitig ereignen.
Mit modernen astronomischen Computerprogrammen konnte Fuls dieses Zusammentreffen kosmischer Konstellationen auf das gregorianische Datum des 19. Dezembers 830 a. D. datieren – und damit die Korrelation der beiden Kalendersysteme neu bestimmen.
Das Maya-Datum, das bisher als 21. Dezember 2012 betrachtet wurde, ist nach seinen Berechnungen nun 208 Jahre in die Zukunft verschoben. Ein neuer Apokalypsetermin, auf den man sich freuen kann…
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Ach Schade. Aber auch wenn der Termin jetzt verschoben wurde, feiern wir ihn trotzdem noch mit einem Glas Sekt am 21.12. ;-).