Auch wenn der US-amerikanische Physiker Bobby Henderson die Religionsfreiheit und den Glauben der Menschen respektiert, so waren ihm die konstruierten Lehren zumindest im naturwissenschaftlichen Unterricht der Schulen ein Dorn im Auge, woraufhin der Wissenschaftler eine eigene Religion gründete und diese, unter Berufung auf die Religionsfreiheit eben auch an der Schule unterrichtet sehen wollte. Entsprechend widmete er eine ganze Glaubenslehre dem fliegenden Spaghettimonster, auf Englisch „The Flying Spaghettimonster“ oder auch kurz FSM. Obwohl die Absichten des Physikers damit eigentlich andere waren, bildete sich schnell eine Anhängerschaft der „neuen Religion“, die sich selbst als Pastafari bezeichnet, einer Wortzusammenführung aus Pasta und der Rastafari-Bewegung.
Der Hintergrund der Religion
Bobby Henderson entwarf die Glaubenslehre des fliegenden Spaghettimonsters als Reaktion auf die geplante Unterrichtung des Intelligent Designs an US-amerikanischen Schulen. Beim Intelligent Design handelt es sich nach Auffassung der Naturwissenschaftler um eine Pseudowissenschaft, die gegenüber der sehr wahrscheinlichen Evolutionstheorie und entgegen physikalischer Grundannahmen bezüglich des Universums von einem intelligenten Wesen als Schöpfer des Lebens und des Alls lehren soll. Vertreter des Intelligent Designs bezogen sich bei ihrem Vorhaben auf die Religionsfreiheit und die Gleichberechtigung bezüglich des Glaubens. Henderson tat es nun den intelligenten Designern gleich, arbeitete die Religion des fliegenden Spaghettimonsters aus und forderte öffentlich, dass auch seine Religion an Schulen gelehrt wird. Denn auch für seine Glaubensrichtung müsse das Gleichheitsprinzip gelten. Man sieht schnell, dass es sich bei dem Spaghettimonster ursprünglich also nicht um eine ernstgemeinte Religion handelt, sondern um ein parodistisches Mittel die Unterrichtung des Intelligent Designs an Schulen ad absurdum zu führen. Doch so gut die Spaghettimonster-Parodie auch funktionierte, fand sie tatsächlich Anhänger und auch Gläubige, die es durchaus ernst mit der neuen Religion meinten, wenn auch nicht ganz ohne Augenzwinkern. Denn in erster Linie wird die Lehre des Spaghettimonsters zur Religionskritik genutzt und dazu, den Glaubensteil unabhängig von der Glaubensrichtung bei der wissenschaftlichen, schulischen Lehre außen vor zu lassen. Um nur ein Beispiel der Hebel zu nennen, welchen die Pastafari ansetzen um die Religion im schulischen Unterricht zu hinterfragen, ist die Ausschreibung eines hohen Geldbetrages für einen wissenschaftlichen Beweis, dass Jesus nicht der Sohn des Spaghettimonsters ist. Da dies unmöglich empirisch zu beweisen ist, ist den Anhängern das Preisgeld mittlerweile auch 250.000 Dollar wert.
Die Glaubensinhalte
Die Religion um das Spaghettimonster verbreitete sich nach ihrem ersten Aufkommen im Jahre 1995 vor allem über das Internet und fand eine weltweite Anhängerschaft. Entsprechend gibt es auch in Deutschland eine nicht ganz so offizielle Kirche des fliegenden Spaghettimonsters. Verbreitet werden dabei Glaubensinhalte die in den Augen der Religionskritiker ebenso abstrus und unhaltbar sind, wie die Inhalte der übrigen Religionen auch. So geht man davon aus, dass das Spaghettimonster die Welt und alles Leben geschaffen hat und selbst Theorien zur Evolutionstheorie verbreitete, nur um die Menschen zu verwirren und anerkannter Prophet der Religion ist natürlich Bobby Henderson höchstpersönlich. Die Vorfahren der Religion sehen die Pastafaris in den Piraten und formulieren daher als Glaubensmaxime die Frage „was ein Pirat tun würde“, in Anspielung auf die christliche Frage „Was würde Jesus tun?“. Um eine klare Linie in die Glaubensrichtung zu bringen, müssen Anhänger der Religion Pirateninsignien bei sich tragen. An ein Leben nach dem Tod glauben die Pastafaris natürlich auch, so stehen ihnen im Anschluss an das irdische Leben ein Biervulkan und eine Stripperinnen-Fabrik im Himmel zur Verfügung. Damit sich die Gläubigen aber zu Lebzeiten anständig benehmen, gibt es im Glauben des Spaghettimonsters auch Gebote oder besser Bitten, ganze Acht an der Zahl.
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Die Acht Bitten des fliegenden Spaghettimonsters
Die Bitten des Spaghettimonsters sind in Anlehnung an die zehn Gebote des Christentums entstanden, jedoch nicht dogmatisch nach dem „Du sollst nicht“-Prinzip aufgebaut, sondern gemäß der Formulierung „Mir wäre es wirklich lieber du würdest nicht…“. Und bereits die zweite Bitte, die wörtlich lautet „Es wäre mir irgendwie lieber, wenn du es sein ließest, meine Existenz als Mittel zu benutzen, zu unterdrücken, jemanden zu deckeln, zu bestrafen, fertigzumachen und/oder du weißt schon. Ich verlange keine und benötige keine Opfer. Und Reinheit ist was für Trinkwasser, nicht für Menschen.“ Unterstreicht den parodistischen Charakter des Glaubens mit durchaus kritischer Stimme, die sich durch das gesamte Konzept des Spaghettimonsters zieht und zu einer zynischen Karikatur bestehender Religionen werden lässt. Sicherlich ist der Grat zwischen Kritik und Beleidigung gläubiger Menschen schmal, doch beweist das Spaghettimonster eindrucksvoll, wie eine innere Logik noch so abstruse Vorstellungen in die zwar nicht zu beweisende, aber ebenso wenig widerlegbare Existenz definieren kann und Menschen begeistert, aus welchen Beweggründen auch immer. Denn dass das Spaghettimonster mittlerweile rund 10 Millionen Anhänger weltweit vorweisen kann spricht Bände.
Foto: © FSM/Demo
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