1875 wurde in England ein Mann geboren, der in der Welt des Okkultismus für Aufsehen sorgen sollte. Später von der Kirche als Satanist oder gar Antichrist bezeichnet, widmete Edward Alexander Crowley sein Leben der Magie, verbunden mit Drogen, Riten und Exzessen.
Seine Kindheit verbrachte Crowley in einem kleinen Örtchen in England als Sohn eines reichen Braumeisters. Seine Mutter bezeichnete Crowley selbst als „hirnlose Frömmlerin“. Schon in der Kindheit widmete sich Crowley ausgiebig seiner Lieblingslektüre, der „Offenbarung Johannes“. Beeindruckt war er von der in Purpur und Scharlach gehüllten Hure Babylon und der aus dem Meer steigenden Bestie 666, dem großen Tier der Apokalypse, zwei antichristlichen Elementen aus der Bibel, die sich durch das spätere Schaffen Crowleys zogen, wie ein roter Faden.
Crowley trat schon früh magischen Orden oder auch Freimaurerlogen, wie dem „Hermetic Order of the Golden Dawn“ bei und gründete bereits 1907 seinen ersten eigenen Orden A.:A.:, den „Astrum Argenteum“ (Orden des silbernen Sterns). 1910 entstanden erste Kontakte zum „Ordo Templi Orientis“ (O.T.O.). 1920 gründete Crowley die Abtei von Thelema, deren Sinn darin bestand, ein neues Zeitalter – Aion – zu schaffen. Die goldene Regel des Ordens lautete „Tu was Du willst, soll sein das ganze Gesetz. Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen“ und beruhte auf seinem Hauptwerk „Das Buch des Gesetzes“. Der Grundsatz stellt den spirituellen Willen des Menschen an oberste Stelle. Kritiker verwechseln hier aber gerne die Begrifflichkeit von „wollen“ und „möchten“ und unterstellen dem Leitsatz, ein Freibrief für unmoralisches, unverantwortliches Handeln zu sein. Vielmehr geht es aber darum, den eigenen, wahren Willen zu erforschen und ihm in seinem Handeln und Tun gerecht zu werden. „Tu was Du willst“ ist entsprechend nicht mit „mach einfach, was immer Du möchtest“ zu übersetzen, sondern „Handle Deinem Willen entsprechend“ oder im Umkehrschluss „Tu nichts gegen Deinen Willen“. 1923 wurde der Orden von Mussolini verboten, da dort bei magischen Ritualen angeblich nicht nur Kleintiere, sondern auch Kinder geopfert wurden.
Das Ende der Abtei war allerdings nicht das Ende von Crowleys Schaffen. Er beschäftige sich eingehend mit den magischen Praktiken verschiedener Kulturen. I-Ging, Tarot und Kabbala gehörten ebenso zu seinem Handwerk, wie Sexualmagie, Pentagrammrituale und Beschwörungen von Dämonen oder Engeln. Spiritismus betrachtete er nach eingehenden Erfahrungen als niedere Form der Magie, von der er in seiner späteren Arbeit Abstand nahm.
Crowley entwickelte sein eigenes magisches System, das er „Magick“ nannte. Mit dem zusätzlichen „k“ wollte er sich und seine Zunft vom als „Magic“ bezeichneten, illusionistischen Bühnenzauber abgrenzen. Mit Frieda Harris entwickelte Crowley ein eigenes Tarot-Deck, das als „Buch Toth“ in den 1940er Jahren veröffentlicht wurde und aufgrund der Symbolvielfalt und ihrer Tiefe große Beachtung fand.
Doch auch das gesellschaftliche Leben des großen Magiers, abseits des Okkultismus war ein durchaus bewegtes. Crowley war leidenschaftlicher Bergsteiger und begab sich des Öfteren auf gefährliche Expeditionen. Er studierte Geisteswissenschaften, schrieb Gedichte, malte und fungierte als Verleger. Das alles als Ehemann und Vater, aber stets im Hintergrund seiner magischen Ambitionen.
In seinen letzten Jahren war Aleister Crowley heroinabhängig und schien laut zeitgenössischen Aussagen auch nicht mehr im vollen Besitz seiner geistigen Kräfte gewesen zu sein. 1947 verabschiedete er sich angeblich mit den Worten „Ich bin überrascht“ aus dem irdischen Leben.
Wie auch immer man zum Enfant Terrible des Okkultismus stehen mag, so finden sich Aleister Crowleys Einflüsse in vielen Richtungen der Magie wieder. Selbst Ron Hubbard – der Gründer der Scientology – war Mitglied der Abtei Thelema und maßgeblich von Crowley beeinflusst.
Die Biographie „Aleister Crowley – Das Tier 666“ von John Symonds zeichnet ein unglaublich detailliertes und vielseitiges Bild von Crowley und sei jedem, der sich für das Leben und die Arbeit des vielleicht größten Magiers der Geschichte interessiert nur wärmstens empfohlen.
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