Coccooning: Quer durch Kambodscha trampen, Bungee-Jumping-Ausflüge unternehmen, Segelturns planen, abtanzen – das waren die Trends der 90er. Inzwischen aber haben viele Menschen das Gegenteil der Abenteuerlust schätzen und lieben gelernt: Sie machen es sich zu Hause gemütlich und lassen es ruhig angehen. Cocooning nennen Sozialpsychologen diesen Trend und haben besonders bei Alleinstehenden ein verstärktes Bedürfnis nach wohnlicher Geborgenheit festgestellt.
Wer viel in den eigenen vier Wänden blieb, wurde früher schnell als Stubenhocker und Langweiler verspottet. Es galt, die Welt da draußen in all ihren aufregenden Facetten zu erobern – und zwar besser gestern als heute.
Wie es euch gefällt…
Doch vor allem seit den Terroranschlägen von 2001 hat sich eine Trendwende bemerkbar gemacht: Das gezielte Einigeln wird für immer mehr Singles zum wohltuenden, betont privaten Stresspuffer und Entspannungsgarant. In der vertrauten Umgebung können sie ihr eigener Herr sein und ohne Kritik von außen genau das tun, was ihnen gerade am liebsten ist – sei es, genüsslich vor dem Fernseher zu frühstücken, einen gepflegten Nachmittagsschlaf auf dem Sofa zu halten, stundenlang in der Badewanne zu liegen oder ein Wochenende lang nur zu schmökern.
Belächelt wird das Einigeln nicht mehr; und dank des Internets müssen Singles auch nicht mehr jedes Wochenende durch die Stadt ziehen, um neue Menschen oder gar ihren Traumpartner kennen zu lernen. Dass der geordnete Rückzug wieder gesellschaftsfähig geworden ist, empfinden gerade Alleinstehende als Erleichterung – schließlich müssen sie ihr frei gewählte Kuschelnestzeit nicht mehr vor anderen rechtfertigen.
Cocooning-Accessoires
Cocooning kann aber erst dann positive Effekte nach sich ziehen, wenn das Ambiente stimmt und die eigene Wohnung tatsächlich eine harmonische, freundlich gestaltete Rückzugsburg ist. Deshalb geht der Cocooning-Trend mit einem verstärkten Bedarf an Einrichtungsgegenständen, kuscheligen Heimtextilien und Dekoartikeln einher.
Die Zeiten des eher sterilen, kühlen Einrichtungsstils sind vorbei und betont warmen Farben, dunklem Holz in Kolonial- und Exotikstil und bequemen Sitzmöbeln gewichen.
Doch es muss nicht gleich eine komplett neue Einrichtung erworben werden, damit das Cocooning zelebriert werden kann. Softe Fleecedecken in den unterschiedlichen Designs, kleine und große Sofakissen mit Fellbezügen, Samthüllen oder weichem Mikrofaserstoff und lichtdurchlässige Schiebevorhänge in zartem Gelb, Grün oder Orange sind bereits für wenig Geld zu haben und zaubern eine unaufdringliche Geborgenheit in die heimische Wohnumgebung.
Auch mit Lampen lassen sich stimmungsvolle Akzente setzen; einen Hauch von Romantik verströmt flackerndes Kerzenlicht und verleiht auch einem Abend alleine zu Hause das gewisse Etwas.
Das rechte Maß zwischen Rückzug und Kontakt
Waschechte Cocooning-Anhänger sehen selbst die Nahrungsbeschaffung unkompliziert und ersparen sich mit dem Anruf beim Pizza-Service oder dem Chinesen um die Ecke unnötigen Stress und Arbeit. Schließlich ist erlaubt, was gefällt. Allerdings sollte das Einigeln nicht übertrieben werden.
Psychologen raten gerade für Singles zu einer ausgewogenen Mischung zwischen dem bewusstem Rückzug und Aktivitäten unter Menschen. Denn wer zu oft und zu lange Zeit mit sich selbst und nach seinen eigenen Regeln verbringt, gerät in Gefahr, verschroben und intolerant gegenüber anderen Lebensformen zu werden. Auch sollten Freundschaften trotz des Einigelns konstant gepflegt und mit gemeinsamen Unternehmungen genährt werden.
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