Schon seit Menschengedenken setzte man alle möglichen Mittel ein, um dem jeweils geltenden Schönheitsideal zu entsprechen. Sei es mit Hilfe von Schmuck oder mehr oder weniger aufwendigen Körpermodifikationen. Die einfachste Form ist jedoch, die Hautfarbe um Nuancen zu ändern.
Die in der jeweiligen Gesellschaft vorherrschenden Machtverhältnisse werden ebenso widergespiegelt wie soziale oder ästhetische Körperveränderungen. So wurde gebräunte Haut erst in den 1960-er Jahren zum Schönheitsattribut, als die besseren Kreise das Mittelmeer als Ziel ihrer Urlaubsreisen entdeckten und die Mittelmeerbräune natürlich bei ihrer Heimkehr zur Schau stellen wollten.
Blasse Haut – im Mittelalter ein Zeichen der priviligierten Gesellschaft
Gebräunte Haut war in früheren Zeiten eigentlich ein Zeichen von Unterprivilegierung. Im frühen Mittelalter etwa ließen die Fronherren ihre Untertanen noch auf den Feldern schuften. Natürlich wird man bei dieser Arbeit braun. Wer es sich also leisten konnte, blass zu sein, musste nicht selbst arbeiten gehen. Blasse Haut war Zeichen einer edlen – und müßigen – Lebensart.
Die Blässe als Schönheitsideal spiegelt sich in vielen Bildern und Gemälden aus den Zeiten der Renaissance, des Barock und Rokoko wider. Kam es dennoch vor, dass sich die Haut leicht tönte, oder dass man Sommersprossen hatte, wurde bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts auf altbewährte Gegenmittel zurückgegriffen.
Man verwendete Seifen, Cremes, Puder und sogar Bleichmittel, um die Haut elegant blass erscheinen zu lassen. Man fand heraus, dass es sogar ein besonderes Gesichtsemailleverfahren gab. Bei diesem Verfahren wurde eine Paste auf der Basis von Blei und Arsen zusammengemischt, die dann auf die Haut aufgetragen wurde und dieser einen besonders glatten, weichen Eindruck verlieh – eben den Eindruck einer emaillierten Oberfläche. Diese Maske hatte jedoch neben der gesundheitlichen Beeinträchtigung den Nachteil, dass Träger oder Trägerin weder lachen noch weinen durften – sonst wäre das ganze wie loser Mörtel abgeblättert.
Die gebräunte Haut als Schönheitsideal
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Heutzutage hat sich dieses Schönheitsideal gewandelt. Wer blass ist, hat meist wenig Freizeit und verbringt den ganzen Tag im Büro bei der Arbeit (vermutlich mit unbezahlten Überstunden und ohne Urlaub). Mit ein Grund, warum man heutzutage auf künstliche Sonnenbestrahlung und Selbstbräuner zurückgreift, um sich einen sommerlichen Teint zu verleihen.
Doch wer sein Schönheitsideal mit Chemie in den Griff bekommen will, kann böse überrascht werden. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Zwar wird in einigen Braunmachern der Süßstoff Dihydroxyaceton (DHA) benutzt, doch finden sich in anderen Mittelchen auch Stoffe, die den Körper mit Formaldehyd belasten. Ab einer bestimmten Dosis auch nicht gerade gesund.
Zuviel zu arbeiten an sich ist ja schon nicht das gesündeste, und sich dann obendrein auch noch mit chemischen Mittelchen schöner (weil bräuner) machen zu wollen, ist dann nur noch eins draufgesetzt. Da bleib ich doch lieber bei den klassischen gesellschaftlichen Schönheitsidealen, wie sie hunderte von Jahren ihre Gültigkeiten hatten. Ja, ich bin blass, und ja, ich arbeite viel. Aber ich bin gesund. Und außerdem: Blass is beautiful.
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