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Ägyptologie:

Nofretete und andere Funde aus Amarna

Das Ägyptische Museum besitzt 5.000 Objekte aus Grabungen in Amarna – die meisten bislang weder wissenschaftlich bearbeitet noch ausgestellt. Jetzt werden erstmals Teile gezeigt – rund um das Kleinod der Sammlung, den Kopf der Nofretete. Und schon ist wieder Streit um sie entbrannt – mit den Archäologen in Kairo.

Nofretete soll zurück nach ÄgyptenEs ist Streit angesagt zwischen Berlin und Kairo. Kein politischer, aber ein kulturpolitischer, ein archäologischer. Es geht um eine Frau, die angeblich die schönste weltweit ist – auf jeden Fall die wertvollste. Sie heißt Nofretete, ist irgendwann um 1350 vor Christi Geburt in Ägypten auf die Welt gekommen, und am 6. Dezember 1912 wurde ihre Büste von dem deutschen Archäologen Ludwig Borchardt in Tell el-Amarna in Ägypten entdeckt. Das Auffindungsdatum nehmen nun im Dezember 2012 das Ägyptische Museum und die Papyrussammlung in Berlin zum Anlass für eine groß angelegte Sonderausstellung zu dieser Amarna-Zeit. Ausstellungsort  ist das Neue Museum auf der Berliner Museumsinsel. Und immer, wenn sich  in Berlin die Nofretete einer breiten Öffentlichkeit zeigt, tritt das Generalsekretariat der ägyptischen Altertümerverwaltung mit der Forderung auf den Plan, das gute Stück mit einem Versicherungswert von 390  Millionen US-Dollar zurückzugeben.

1913 kam Nofretete nach Deutschland

Die Ägypter wollen zurückhaben, was nach ihrer Auffassung dem Land zusteht. Sie sind nämlich der Auffassung, die schöne Nofretete sei zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts widerrechtlich aus dem Land gebracht worden. Allerdings sind die Argumente wenig beweiskräftig. Jedenfalls entdeckte der deutsche Archäologe Ludwig Borchardt im Jahr 1912 die Büste der Nofretete samt anderen Fundstücken in Tell el-Amarna in Ägypten. Sie stammte aus der Zeit des Pharaos Echnaton (1353 – 1336 vor Christi Geburt). Nach dem in 1912 geltenden Recht wurde der gesamte Fund geteilt. Ein Jahr später, in 1913, wurde die Büste nach Deutschland gebracht. Und heute zweifelt die ägyptische Altertümerverwaltung die Echtheit der Dokumente, die Vereinbarungen von 1913, an, in denen die Nofretete Deutschland zugesprochen worden war. Die Anschuldigungen gehen dahin zu sagen, der deutsche Archäologe Borchardt habe seinerzeit den wahren Wert der Büste verschleiert; sie habe demnach das Land illegal verlassen.

Versicherungswert 390 Millionen US-Dollar

Nofretete - die schönste Frau der Welt. Versicherungswert 390 Millionen DollarZuletzt hatten sich die Ägypter auf die Unesco-Konvention zum Verbot und zur Verhütung der unzulässigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut berufen. Diese Konvention bezieht sich aber nur auf die unerlaubte Ein- oder Ausfuhr von Kulturgütern nach dem Jahr 1970. Somit könne sie nicht auf die Nofretete übertragen werden, heißt es in Berlin. Und schließlich ist die Büste nach Auffassung der Bundesregierung auch nicht unrechtmäßig in die Hände der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gekommen. Borchardt habe damals den Fund weder vor den ägyptischen Behörden versteckt gehalten noch ihren Wert zu niedrig angesetzt. Indessen ist der Wert der schönen Ägypterin gewaltig gestiegen. Nach Schätzungen einer amerikanischen Versicherung hat sie einen Versicherungswert von 390 Millionen US-Dollar.

Schon mehrfach um „Ausleihe“ gebeten

Die Rückgabeforderungen des ägyptischen Staates sind nicht neu. Ein solches Ansinnen wurde zum ersten Mal geäußert im Jahr 1924, als die Nofretete erstmals öffentlich ausgestellt wurde. Im Jahr 2006 bat die damalige Direktorin des Ägyptischen Museums in Kairo, Wafaa El-Saddik, um eine Ausleihe. Ein Jahr später wollte sie der Generalsekretär der Altertümerverwaltung „ausleihen“. Alle diese Vorschläge wurden abschlägig beschieden.

Stattdessen wird sie nun ab Dezember 2012 Herzstück einer Ausstellung sein, in der – bereichert durch internationale Leihgaben – vor allem bislang noch nie gezeigte Funde aus Berliner Beständen präsentiert werden sollen. So wird die Ära um Nofretete in einen kulturhistorischen Gesamtzusammenhang gestellt.  Alle Facetten der spannungsreichen Epoche um 1350 vor Christi Geburt sollen beleuchtet werden, nicht nur Theologie und Kunst, sondern auch der Alltag und das „normale“ Leben der Menschen in der altägyptischen Stadt Achet-Aton (Amarna)  die von dem Pharao Echnaton (Amenophis IV) gegründet worden war. Diese Stadt und die Funde dort hatten und haben deshalb auch ihren besonderen Reiz,  weil dieser Pharao in dieser neuen Hauptstadt Kultstätten errichten ließ zur Ausübung einer von ihm geschaffenen Religionslehre – einer „Licht-Theologie“ um Aton, seinen einzigen Gott.

Fotos: © Flickr – LuxTonnerre

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Über Klaus J. Schwehn

Nach 25 Jahren spannender Tätigkeit als Parlamentskorrespondent in Bonn (Badische Zeitung, Die Welt, Berliner Tagesspiegel) lebe ich heute in Oberitalien. Meine Arbeitsschwerpunkte sind Politik und Gesellschaft in Italien und Deutschland; aber auch Fragen der Europäischen Union.